PI 036/2024
Niedersachsen entwickelt sich immer mehr zum Land der Solarenergie. Das hat Niedersachsens Energieminister Christian Meyer am (heutigen) Freitag im Seehafen Brake betont: „Der Rekordzuwachs neuer PV-Anlagen auf Dächern um mehr als das Doppelte im Jahr 2023 ist eine großartige Leistung der Menschen in Niedersachsen“, so Meyer. Immer mehr Privathaushalte, öffentliche Einrichtungen aber auch Unternehmen – auf dem Land wie in den Städten – setzen auf die Kraft der Sonnenenergie. Wie die Firma J. Müller, die zehn ihrer Lagerhallen im Braker Hafen mit rund 30.000 Solarmodulen bestückt hat und mit 12 MW Leistung rund 34 Prozent des eigenen Strombedarfs deckt. „Solarmodule sind ein wichtiger Teil unserer Energiewende. Ich freue mich deshalb, heute eine so leistungsfähige und große PV-Anlage mit einweihen zu dürfen“, so Meyer bei seinem Firmenbesuch in Brake. „Die neue Mega-PV-Anlage in Brake ist die größte Dach-Solaranlage in Niedersachsen und trägt dazu bei, dass unsere Häfen bis 2035 klimaneutral werden.“
Im Vergleich zu 2022 konnte Niedersachsen bei der jährlich installierten Leistung von 614 MW auf 1.411 MW (1,4 GW) in 2023 enorm zulegen und sie damit mehr als verdoppeln. Das ist der größte jährliche Zuwachs bisher, also ein Rekordzubau. Somit waren bis Ende 2023 rund 7.000 MW Photovoltaik in Niedersachsen installiert. Rund 60 Prozent der neu installierten PV-Leistung entfallen auf private Haushalte. Bund und Land haben den Ausbau vor allem durch Erleichterungen im Baurecht und bei Genehmigungen beschleunigt. Auch das Land geht bei den eigenen Gebäuden mit gutem Beispiel voran. Ab diesem Jahr müssen alle öffentlichen Neubauten – von Schulen bis Finanzämtern – mit Photovoltaik ausgestattet werden. Ab 1.1.2025 gilt dies auch für alle privaten Neubauten und grundlegenden Dachsanierungen. Auch neue Parkplätze ab 25 Einstellplätzen müssen dann mit PV überdacht werden. Energieminister Meyer: „Allein auf den großen Dachflächen (über 5000 Quadratmeter) von Logistik- und Industriegebäuden steht einer Studie zufolge in Niedersachsen ein Potenzial von ungefähr 3.000 MW zur Verfügung. In Brake sehen wir, wie dieses wichtige Potenzial genutzt werden kann.“
Darüber hinaus seien private Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer – und jetzt auch immer mehr Mieterinnen und Mieter auf dem eigenen Balkon – ein wichtiger Motor und Vorbild beim Ausbau der Photovoltaik. Mit der Nutzung ihrer privaten Anlagen leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, sondern können auch die eigenen Stromkosten effektiv senken und unabhängiger in der Energieversorgung werden. „Deutschlands Solarhauptstadt liegt also nicht grundlos in Niedersachsen“, so der Minister. „Ich gratuliere daher herzlich der Stadt Oldenburg zum bundesweiten Solarspitzenreiter 2023. In Oldenburg wurden vergangenes 2.656 PV-Anlagen neu gebaut, was einer Quote von 15,6 PV-Anlagen pro 1.000 Einwohner entspricht. Oldenburg hat da einen richtig guten Job gemacht.“
Die wichtigsten Segmente bei den PV-Anlagen sind:
Bereits seit 1.1.2023 gilt (nach NBauO) eine PV-Pflicht beim Neubau baulicher Anlagen und gewerblicher Gebäude. Seit 1.1.2024 gilt die PV-Pflicht bei allen Neubauten öffentlicher Gebäude und ab dem Jahr 2025 – auch das ist bereits mit dem Klima-Gesetz (NKlimaG) beschlossen vom Landtag – gilt die PV-Pflicht für alle Bauten und baulichen Anlagen mit mehr als 50 m² Dach. Und: Die PV-Pflicht greift künftig auch bei grundlegender Dachsanierung, also wenn eine neue Dachhaut installiert wird. Neu gebaute Wohngebäude müssen jetzt schon „PV-ready“ sein. Die Solarpflicht bei Parkplätzen wird ab 1.1.2025 von 50 auf 25 Einstellplätze abgesenkt.
Bei den gesetzlichen Grundlagen wurden die Genehmigungen für die Installation von PV deutlich erleichtert, etwa was die Dachabstände und Grenzabstände angeht. Auch denkmalgeschützte Gebäude sind jetzt zugelassen für PV-Anlagen.
Minister Meyer: „Wo immer es geht, sorgen die Projektgruppe Photovoltaik der Taskforce Energiewende und die Servicestelle Erneuerbare Energien für Klarstellungen und Vereinfachungen bei der Errichtung von PV-Anlagen. Mit der Freiflächensolarverordnung hat Niedersachsen dafür gesorgt, dass dreimal mehr Freiflächenanlagen in sog. benachteiligten Gebieten ins Rennen gehen konnten.“
Allein auf den großen Dachflächen (über 5000 m²) von Logistik- und Industriegebäuden steht nach einer Studie (GARBE Industrial Real Estate) in Niedersachsen ein kommerziell nutzbares Potenzial von rd. 3.000 MW zur Verfügung. Aktuell sind noch weniger als 10 Prozent der Dächer von Logistik- und Industriegebäuden mit PV-Modulen ausgestattet.
- Landeseigene und landwirtschaftliche Gebäude
Das Land geht bei den eigenen Gebäuden mit gutem Beispiel voran. Die Ausstattung der Landesbauten mit PV-Anlagen soll in den kommenden Jahren noch stark ausgeweitet werden. Das Land Niedersachsen besitzt rund 5.500 eigene Bauwerke. Für die landeseigenen Gebäude liegt bereits ein Photovoltaik-Kataster vor, das für jedes der dort abgebildeten Gebäude die Größe und Neigung der Dachfläche sowie beeinträchtigende Dachstrukturen wie Schornsteine, Lüftungsanlagen, Dachgauben oder Bäume erfasst.
So haben das Land und die Enercity AG aus Hannover im vergangenen Jahr einen Pachtvertrag über Dachflächen von rund 500 landeseigenen Gebäuden im Nordwesten von Niedersachsen abgeschlossen. Dazu zählen die Landkreise Emsland, Cloppenburg, Oldenburg, Vechta, Grafschaft Bentheim und Osnabrück sowie die Städte Oldenburg und Osnabrück. Bevor aber eine Dachfläche mit PV-Modulen belegt werden kann, muss immer die Eignung des jeweiligen Dachs festgestellt werden.
Eine weitere Kooperationsvereinbarung wurde für die Region Hannover mit der Enercity Solution GmbH, einer Tochtergesellschaft der Enercity AG, abgeschlossen. In diesem Pilotprojekt werden nach und nach alle geeigneten Dachflächen des Landes in der Region Hannover vom Energieversorger gemietet, um darauf auf eigene Kosten PV-Anlagen zu errichten. In der Region Hannover betreibt die Enercity AG die PV-Anlagen und vermarktet zudem den erzeugten Solarstrom.
Laut den aktuellen Planungen sollen in diesem Jahr rund 20.000 Quadratmeter „öffentlicher“ Dachfläche mit PV-Modulen ausgestattet werden. Dazu gehören u.a. das derzeitige Dienstgebäude des Innenministeriums (Schiffgraben 12) in Hannover, Gebäude der JVA Hannover und Sehnde sowie der Hochschule Hannover. Noch ist aber nicht für alle Dachflächen die Eignungsprüfung vollständig abgeschlossen.
Insgesamt sind also auch Dächer öffentlicher Gebäude, d.h. im Eigentum von Land und Kommunen sind zügig und möglichst vollständig mit PV zu belegen und so für die Energiewende zu mobilisieren, ebenso wie die Dachflächen der landwirtschaftlichen Gebäude, die bisher vor allem im westlichen Niedersachsen schon häufig für PV-Anlagen genutzt werden.
Insgesamt sind auf Freiflächen in Niedersachsen bisher 844 MW PV-Leistung installiert (rund 12 Prozent der Leistung insgesamt). Im NKlimaG wurde festgelegt, dass 0,5 Prozent der Landesfläche für Freiflächen-PV bereitgestellt werden sollen (§ 3 NKlimaG). Alleine die großen Parkplatzflächen haben in Niedersachsen ein Potential von etwa 5000 MW Leistung.
Seit 2022 müssen in Niedersachsen neue Parkplätze mit mindestens 50 Plätzen mit PV-Anlagen versehen werden, mit dem NKlimaG wurde die Zahl auf 25 Stellplätze reduziert, ab der die PV-Pflicht gilt. Zudem greift sie jetzt auch, wenn alte Parkplätze neu angelegt werden.
Auch geeignete Freiflächen auf landeseigenen Liegenschaften werden berücksichtigt. Zum Beispiel wurde gemeinsam mit den Stadtwerken Uelzen im Januar 2023 eine große PV-Anlage auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Uelzen in Betrieb genommen. Dabei stellt das Land Niedersachsen die Flächen für die PV-Anlage zur Verfügung, die verschiedene Stadtwerke errichten und betreiben sie. Auf mehr als 30.000 m² produziert die Anlage jedes Jahr rund sechs Millionen Kilowattstunden Strom. Das sind etwa 10 Prozent des Strombedarfs der Stadt Uelzen.
Ein weiterer Baustein sind auch die privaten sogenannten Balkon-Kraftwerke, die einen wahren Boom erleben. Waren es Anfang des Jahres 2023 deutschlandweit noch ca. 75.000 installierte Anlagen, so sind es mittlerweile schon rund 350.000 Anlagen. Alleine in Niedersachsen sind es 45.000 installierte Balkon-Kraftwerke, damit ist Niedersachsen in der bundesweiten Spitzengruppe vertreten.
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