Wappentier Baden-Württembergs steht am Beginn eines Aussterbeprozesses / Deutsche …

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Deutsche Wildtier Stiftung

Hamburg (ots)

In Baden-Württemberg darf der Rothirsch nur auf 4 Prozent der Landesfläche existieren – auf 96 Prozent muss die Art per Gesetz ausgerottet werden. Kein anderes Bundesland gibt dem Rothirsch so wenig Platz zum Leben, obwohl viel mehr geeigneter Lebensraum vorhanden wäre. Bei der aktuellen Präsentation der Ergebnisse des Projekts „Rotwild in Baden- Württemberg“ vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz am 6. Juni 2023 in Karlsruhe wurde nun deutlich, dass die Isolation der Tierart bereits stark negative Auswirkungen auf ihre genetische Vielfalt hat: Innerhalb der wenigen Populationen gehen durch Inzucht immer mehr genetische Anlagen verloren und zwischen den Populationen gibt es nur einen sehr geringen Austausch. Die Lage ist so dramatisch, dass Populationsgenetiker von dem Beginn eines Aussterbeprozesses sprechen. Umso verwunderlicher sind die ersten Reaktionen des zuständigen Forstministers Peter Hauk auf die eindeutigen Ergebnisse seiner hauseigenen Forschungsanstalt: In einer Pressemeldung schlug er als einzige konkrete Maßnahme das künstliche Verbringen von Rotwild zwischen den Gebieten vor.

„Die Reaktion des Ministers ist erschreckend. Sie zeigt, wie wenig Sachkenntnis bei denen vorhanden ist, in deren Händen die Zukunft des Rotwilds in Baden-Württemberg liegt“, kritisiert Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. Das Umsiedeln einzelner Individuen in genetisch verarmte Populationen wird von Wildbiologen abgelehnt, weil niemand weiß, welche Gene man so verbreitet und weil es das Problem nachhaltig nicht löst. Sie plädieren stattdessen für eine Stärkung des Lebensraumverbundes und die Auflösung der sogenannten Rotwildbezirke, wie sie in Baden-Württemberg seit 1958 existieren.

Das Festhalten an den Rotwildbezirken begründet der Minister indes mit der Ernährungssicherung – also dem Verhindern von Rotwildschaden in Getreidefeldern – und dem Aufbau klimafitter Mischwälder. Dabei ignoriert er freilich, dass auch in den Bundesländern, in denen sich das Rotwild wie jede andere Tierart auch seinen Lebensraum selbst suchen darf, die Menschen zum Glück ebenso wenig hungern müssen wie in Baden-Württemberg; und auch dort erfolgreich Waldumbau betrieben wird.

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat sich in den Jahren 2019 und 2020 mit einer Kampagne für mehr Lebensraum für den Rothirsch in Baden-Württemberg eingesetzt und bei einer Online-Petition über 40.000 Unterschriften gesammelt. Vor dem Hintergrund der nun vorgestellten Ergebnisse fordert die Stiftung erneut, kurzfristig außerhalb der bestehenden Rotwildgebiete grundsätzlich alle männlichen, mindestens 1-jährigen Rothirsche zu schonen, damit ein Genfluss zwischen den Populationen wieder ermöglicht wird. „Mittelfristig muss es in Baden-Württemberg endlich eine klare politische Agenda für mehr Rotwild-Lebensraum geben“, so Andreas Kinser.

Ein Positionspapier der Deutschen Wildtier Stiftung zur Weiterentwicklung des Rotwildmanagements in Baden-Württemberg finden Sie hier:

https://ots.de/Fa8K8o

Fotos auf Anfrage

Pressekontakt:

Jenifer Calvi
Pressereferentin Deutsche Wildtier Stiftung
Telefon 040-970 78 69 – 14
J.Calvi@DeutscheWildtierStiftung.de
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Original Quelle Presseportal.de

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