Osnabrück (ots)
Klimaökonom Edenhofer: Ampel muss CO2-Preis auf mindestens 130 Euro pro Tonne im Jahr 2030 anheben
PIK-Direktor für Pro-Kopf-Erstattung gegen soziale Härten – „Unbedingt jetzt die Weichen stellen“
Osnabrück. Klimaökonom Ottmar Edenhofer hat die Ampel-Verhandler zu einer deutlichen Anhebung des CO2-Preises aufgefordert. „Wir brauchen 2030 einen Preis von 130 bis 150 Euro pro Tonne CO2, um wirksam den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken – und damit einen Beitrag zu leisten zur Begrenzung von Klimarisiken wie etwa Extremwetter“, sagte der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Auf eine solche Größenordnung für einen Preiskorridor sollte sich die Ampelkoalition einigen, um auch mit Blick auf andere Länder die Richtung vorzugeben.“
Im Klimaschutzgesetz der scheidenden Bundesregierung ist ein Preisanstieg auf 55 Euro pro Tonne bis zum Jahr 2025 festgeschrieben. Das sei bis dahin zwar ausreichend. „Aber es müssen unbedingt jetzt die Weichen gestellt werden, um auch danach die Minderungsziele für den Verkehr und den Gebäudesektor zu erreichen“, sagte Edenhofer der „NOZ“.
Der Staat müsse die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung an die Bürger zurückgeben, um soziale Härten abzuwenden, forderte der Wissenschaftler. „Bei einem CO2-Preis von 50 Euro pro Tonne und einer pauschalen Pro-Kopf-Rückerstattung bekäme ein Geringverdiener-Haushalt von vier Personen etwa 260 Euro pro Jahr nach Abzug der direkten Belastungen, die er durch den CO2 Preis zu tragen hat.“ Geringverdiener-Haushalte hätten in der Regel einen kleineren CO2-Fußabdruck als Besserverdiener. „Sie hätten durch die Rückerstattung also unter dem Strich mehr auf dem Konto. Die Kosten der CO2-Bepreisung würden von den mittleren und vor allem den reicheren Haushalten zu stemmen sein.“ Die Pro-Kopf-Erstattung sei zwar eine administrative Herausforderung. „Aber daran darf es nicht scheitern, eine soziale Balance zu schaffen“, sagte Edenhofer.
Auch Einwände, Städter würden von der pauschalen Erstattung mehr profitieren als Menschen in ländlichen Regionen mit längeren Arbeitswegen und größeren Häusern, ließ der PIK-Direktor nicht gelten: „Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist gar nicht so gravierend, das haben wir durchgerechnet. Kommt es zu Schieflagen, kann man dem österreichischen Beispiel folgen und die Pro-Kopf-Erstattung regional differenzieren. Auch dafür finden sich also Lösungen.“
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