Pressemitteilung Nr. N 028 vom 16. Mai 2022
- Leichter Umsatzrückgang (-3,2 %) gegenüber Rekordjahr 2020, +28,2 % gegenüber 2019
- 1,43 Millionen Fahrräder ohne Motor wurden 2021 produziert, 10,0 % mehr als 2020
- Fahrradpreise 2021 deutlich gestiegen gegenüber 2020
- Private Haushalte hatten 2021 knapp 61,1 Millionen klassische Räder und 7,1 Millionen E-Bikes
WIESBADEN – Beliebte Freizeitaktivität in Corona-Zeiten oder ein Beitrag zur Verkehrswende – der Trend zum Radfahren beschert dem Einzelhandel weiterhin Umsätze auf hohem Niveau. Im Jahr 2021 konnte das Rekordniveau aus 2020 allerdings nicht noch einmal übertroffen werden, was nicht zuletzt auch mit weltweiten Lieferkettenproblemen zusammenhängen dürfte.
Zwar sank der Umsatz im Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und -zubehör im Jahr 2021 real (preisbereinigt) um 3,2 % gegenüber dem Jahr 2020. Allerdings lag er mit +28,2 % immer noch deutlich über dem Umsatz des Vor-Corona-Jahres 2019, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Im ersten Corona-Jahr 2020 hatte der Einzelhandel mit Fahrrädern das größte Umsatzplus (+32,4 %) seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994 verzeichnet.
Trotz E-Bike-Boom wurden 2021 wieder mehr klassische Räder produziert als im Vorjahr
Auch wenn immer mehr Menschen vom klassischen Fahrrad auf ein E-Bike umsteigen, wurden 2021 im Vergleich zu 2020 hierzulande wieder mehr unmotorisierte Fahrräder produziert. Im vergangenen Jahr stieg die Produktion um 10,0 % auf 1,43 Millionen Stück. Der Gesamtwert der hergestellten Räder betrug 771,9 Millionen Euro – ein Plus von 11,2 % gegenüber 2020. Die Stückzahl der produzierten Fahrräder ohne Motor lag jedoch 6,1 % und ihr Gesamtwert 3,0 % unter dem Niveau des Jahres 2019. Der Umsatz des Fahrrad-Einzelhandels in Deutschland ergibt sich nicht ausschließlich aus der heimischen Produktion, umgekehrt sind nicht alle in Deutschland produzierten Fahrräder für den Absatz auf dem heimischen Markt bestimmt.
Darüber hinaus wurden 2021 Fahrradkomponenten – etwa Rahmen, Gabeln oder Bremsen sowie Teile dafür – im Gesamtwert von 136,3 Millionen Euro in Deutschland produziert. Das entspricht einem Anstieg um 35,9 % gegenüber dem Jahr 2020.
Fahrradpreise stiegen 2021 fast doppelt so stark wie die Verbraucherpreise insgesamt
Gestiegene Produktionskosten, die anhaltend hohe Nachfrage und das begrenzte Angebot infolge von Lieferengpässen haben dazu geführt, dass die Preise für Fahrräder im vergangenen Jahr deutlich mit +5,8 % gestiegen sind. So waren sowohl klassische, nicht motorbetriebene Fahrräder 5,7 % als auch E-Bikes oder Pedelecs 5,9 % teurer als im ersten Corona-Jahr 2020. Sattel und andere Ersatzteile kosteten 6,9 % und die Fahrradinspektion 7,3 % mehr als ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Insgesamt lag die Inflationsrate 2021 gegenüber 2020 bei +3,1 %.
Weniger Fahrräder ohne Motor in privaten Haushalten – Anstieg bei E-Bikes
Auch wenn die Zahl klassischer Fahrräder in privaten Haushalten zuletzt leicht gesunken ist, bleibt das Zweirad eines der am meisten verbreiteten Fortbewegungsmittel überhaupt. 2021 hatten fast vier von fünf Haushalten (79,0 %) mindestens ein Fahrrad, in 13,3 % der Haushalte gab es ein E-Bike oder Pedelec. In privaten Haushalten standen 2021 knapp 61,1 Millionen Fahrräder ohne Motor und 7,1 Millionen E-Bikes. Im Jahr 2014 waren es noch knapp 66,7 Millionen klassische Räder und 1,6 Millionen E-Bikes.
Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2020 in der Fachrichtung Fahrradtechnik auf einem Höchststand
Der Trend zu mehr Technik am und mehr Elektronik im Fahrrad spiegelt sich auch in den entsprechenden Ausbildungsberufen wider. So wurde der Beruf Zweiradmechaniker und Zweiradmechanikerin ab 2014 abgelöst von der neuen Ausbildungsordnung zum Zweiradmechatroniker und zur Zweiradmechatronikerin. In diesem Beruf mit der Fachrichtung Fahrradtechnik ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf einen Höchststand von 750 im Jahr 2020 gestiegen. 2008 hatten noch 294 angehende Zweiradmechaniker und -mechanikerinnen einen solchen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Dagegen ist die Zahl der Neuabschlüsse im Beruf Fahrradmonteur und Fahrradmonteurin gesunken – auf 249 im Jahr 2020 gegenüber dem Höchststand von 393 im Jahr 2008. In den genannten Ausbildungsberufen fällt der Frauenanteil unter den Neuabschlüssen gering aus und lag in den vergangenen zehn Jahren im Mittel bei gut 7 %.
Methodische Hinweise:
Die Daten zum Umsatz im Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und -zubehör sind auch auf Monatsbasis in GENESIS-Online (Tabellen 45212) verfügbar.
Die Daten zur Produktion klassischer Fahrräder beziehen sich auf Zweiräder und andere Fahrräder, ohne Motor (GP19-309210000). Unter Fahrradkomponenten wurden die Kategorien Rahmen, Gabeln, Vorderradgabeln für Fahrräder (GP19-309230100) sowie Teile für Fahrradrahmen, -gabeln, Bremsen und Ähnliches (GP19-309230601) zusammengefasst. Zur Produktion von E-Bikes und Pedelecs liegen keine ausreichend tief gegliederten Daten vor.
Die Daten zu Fahrradpreisen stammen aus der Verbraucherpreisstatistik und sind in GENESIS-Online (Tabelle 61111-0006) verfügbar.
Die Daten zur Ausstattung privater Haushalte mit Fahrzeugen basieren auf den Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR) zum Stichtag 1. Januar des jeweiligen Jahres. Unter Elektrofahrrad bzw. E-Bike werden dort Fahrräder mit unterstützendem Elektromotorantrieb ohne Führerscheinpflicht (Pedelecs) verstanden. Zu den Haushalten mit Fahrrad zählen dort auch diejenigen mit E-Bike oder Pedelec ohne Führerscheinpflicht. Haushalte mit einem regelmäßigen monatlichen Nettoeinkommen von 18 000 Euro und mehr bleiben in den LWR unberücksichtigt, da diese nicht bzw. in zu geringer Zahl an der Erhebung teilnehmen. In die LWR werden nach den gesetzlichen Vorgaben Haushalte von Selbstständigen (Gewerbetreibende und selbstständige Landwirte und Landwirtinnen sowie freiberuflich Tätige) nicht einbezogen. Im Jahr 2018 fand keine LWR-Erhebung statt.
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