Jagdunfall in Ergersheim: 39-Jähriger angeschossen – PETA fordert Ende der Hobbyjagd in Deutschland

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Ergersheim / Stuttgart, 7. Dezember 2022 – Bei einer sogenannten Bewegungsjagd in Ergersheim (Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim) wurde am vergangenen Montagmittag ein Mann angeschossen. Ein 55-Jähriger, der ebenfalls an der Jagd beteiligt war, stolperte laut Polizeibericht gegen 11:30 Uhr über eine Baumwurzel und fiel zu Boden. Dabei löste sich ein Schuss aus seinem Gewehr und traf einen 39-Jährigen, der sich in unmittelbarer Nähe in einem Hochsitz befand. Der Mann wurde am Bauch verletzt und musste mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Die Ansbacher Kriminalpolizei ermittelt zur Klärung des Unfallgeschehens. PETA weist darauf hin, dass Hobbyjagende jedes Jahr Hunderttausenden Tieren erhebliches Leid durch Fehlschüsse zufügen und mehrere Dutzend Menschen töten oder verletzen. Die Tierrechtsorganisation fordert von der Bundesregierung ein Verbot der Hobbyjagd in Deutschland – insbesondere Treib- und Drückjagden sollten in einem ersten Schritt sofort verboten werden. Die flüchtenden Tiere werden oft nur angeschossen und leiden tagelang, bis sie qualvoll sterben. Zudem kommen dabei besonders häufig Menschen zu Schaden.

„Wie viele Lebewesen müssen noch verletzt werden oder sterben, bevor die Hobbyjagd endlich verboten wird?“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Jahr für Jahr ereignen sich zahlreiche Tragödien, weil schießwütige Spaßjäger verantwortungslos in der Gegend herumballern. Bei Bewegungsjagden gibt es besonders viele Fehlschüsse, worunter Tiere und auch Menschen leiden. Ein Eingreifen des Gesetzgebers ist längst überfällig.“
 
Hintergrundinformationen
In den vergangenen Jahren sorgten bereits zahlreiche schwere Jagdunfälle für Empörung. Im August erlitt der Fahrer eines Maishäckslers in Bockenau ein Knalltrauma, als der Schuss eines Jägers nur wenige Zentimeter neben ihm einschlug. Bei einer Treibjagd im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt wurde im Juli ein Jäger bei einer Erntejagd durch eine Schussverletzung schwer verletzt. Im Januar 2022 wurde ein 78-Jähriger bei einer Treibjagd im Landkreis Kitzingen tödlich von einem Querschläger am Kopf getroffen. Im September letzten Jahres wurde ein 36-jähriger Mann bei einer Treibjagd in Heretsried oberhalb des linken Knies angeschossen und dabei schwer verletzt. Der Mann musste anschließend mit einem Hubschrauber ins Uniklinikum nach Augsburg geflogen werden.

Anerkannte Studien belegen, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. So müssen dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge Wölfe nicht durch menschliche Jägerinnen und Jäger ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet [1]. Auch englische Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass sich beispielsweise Fuchspopulationen aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit und sozialen Faktoren von selbst regulieren [2]. Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Verluste in der Population werden somit rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. Die Jagd ist unnötig, kontraproduktiv und grausam. Den rund 400.000 Hobbyjagenden in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjägerinnen und -jäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.
[2] Baker, P., Harris, S. & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York. / Baker, P. & Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK. Springer-Verlag 2005.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Jagdunfälle
PETA.de/Themen/Jagd
PETA.de/aktiv/Hobbyjagd-Petition

Pressekontakt: 
Chiara Reutter, +49 711 860591-532, [email protected] 

Quelle : PETA.de

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