Insbesondere viele Existenzgründer treten der Finanzplanung mit einer gewissen Skepsis gegenüber: die Planung der finanziellen Mittel, so die Meinung der Skeptiker, sei ohnehin nur Kaffeesatzleserei. Eine solche Denkweise offenbart allerdings zwei grundsätzliche Fehleinschätzungen. Zum einen geht es gar nicht darum, die finanzielle Situation in einigen Monaten auf den Euro genau zu prognostizieren. Zum anderen ist ein solcher Finanzplan nicht nur wichtig, um die finanziellen Mittel, welche zur Verfügung stehen bzw. benötigt werden abzuschätzen, sondern auch um gegenüber einer Bank argumentieren zu können. In der Regel sind Existenzgründer auf externe Kapitalgeber angewiesen, die ganz genau wissen wollen, wo ihr Kapital bleibt. Durch eine möglichst präzise Finanzplanung nachvollziehbar erklären, wofür beispielsweise eine zusätzliche Kapitalspritze benötigt wird.
Existenzgründer häufig mit fehlendem Know-how
Bei der Frage nach der Notwendigkeit einer Finanzplanung sollte die Antwort also eindeutig sein. Schwieriger ist insbesondere bei fehlendem Know-how zu beurteilen, ob die Planung auch selbst durchgeführt werden kann. Viele Existenzgründer und Start-ups besitzen zwar hinsichtlich der eigenen Fachbereiche eine solide Expertise, für die administrativen Tätigkeiten gilt dies allerdings nur eingeschränkt. Was sollte hierbei grundsätzlich beachtet werden?
1. Gesetzliche Vorschriften hinsichtlich der Gewinnermittlung
Freiberufler und Kleingewerbetreibende sind lediglich verpflichtet, eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung zu machen. Bei Kapitalgesellschaften sieht es allerdings anders aus: Hier wird eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung vom Gesetzgeber zwingend vorgeschrieben. Problematisch ist dabei, dass die Planung ebenso umfangreicher ausfällt.
2. Privatentnahmen und -einlagen
Wer Inhaber einer Einzelunternehmung oder geschäftsführender Gesellschafter einer Personengesellschaft ist, erhält prinzipiell kein Gehalt. Die eigene Vergütung wird aus den Überschüssen entnommen, die das Unternehmen erwirtschaftet. Es ist also nicht einfach möglich, dem Unternehmen Kapital zu entziehen.
Was eine integrierte Finanzplanung ausmacht
Bei einer integrierten Finanzplanung sollte nicht nur eine Gewinn- und Verlustrechnung durchgeführt werden, insbesondere auch die Liquiditätsplanung sollte keinesfalls fehlen. Die Liquiditätsplanung, auch als Cashflow bezeichnet, wird in der Praxis häufig vernachlässigt. Tatsächlich können hierbei Fehler gemacht werden, die die finanzielle Situation des Unternehmens ganz erheblich beeinflussen. Eine zu niedrige Liquidität kann für Zahlungsengpässe sorgen, obwohl es um die Finanzsituation des Unternehmens eigentlich nicht schlecht bestellt ist. Vermögen mit geringer Liquidität, darunter vertraglich gebundene Kapitalanlagen oder Immobilien, sind allerdings nicht hilfreich, wenn Lieferantenrechnungen bezahlt werden müssen. Nicht wenige Unternehmen sind ganz unbemerkt in die Insolvenz geschlittert, weil die Liquidität unzureichend ausfiel. Eine zu hohe Liquidität, also eine Verfügbarkeit von zu üppigen finanziellen Mitteln, ist allerdings ebenso nachteilig. Der Grund: Geld, welches auf Konten verfügbar ist, wirft keine Rendite ab. Hier wäre es für den gesamten Unternehmenserfolg klüger, wenn das Geld sinnvoll angelegt wird.
Finanzplanung mithilfe von Fachliteratur erstellen
Die Frage, wie ein solcher Finanzplan ganz konkret erstellt wird, hängt also von der jeweiligen Unternehmensform ab. Prinzipiell ist eine Software zur Tabellenkalkulation ausreichend, um die Planung zu dokumentieren. Problematisch ist in diesem Zusammenhang aber die Tatsache, dass die Werte auch richtig interpretiert werden müssen. Es ist kaum hilfreich, Kenntnis über die aktuelle Liquidität zu haben, wenn die Ergebnisse nicht bewertet werden können. Hierfür sollte entweder Hilfe vom Fachmann geholt werden, was allerdings mit relativ hohen Aufwendungen verknüpft ist – die Dienstleistung eines Unternehmensberaters muss teuer bezahlt werden. Vorlagen zur Erstellung solcher Finanzpläne finden sich kostenlos im Internet und bieten eine gute Grundlage – mehr allerdings nicht. Denn auch hier ist eine einfache Bewertung der Ergebnisse kaum möglich. Die Finanzplanung wird in erster Linie durchgeführt, um einen Überblick über die aktuelle und vor allem künftige finanzielle Situation des Unternehmens zu bekommen. Aus diesem Überblick sollen aber Handlungsempfehlungen abgeleitet werden – und dies ist wiederum nur mit einiger Expertise möglich. Fachliteratur wie „Finanz- und Liquiditätsplanung“ von Hans-Werner Stahl ist hilfreich, wenn es darum geht, eine praxisgerechte und solide Planung in wenigen Schritten durchzuführen. Das Fachbuch liefert eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, durch die in nur sieben Schritten auf der Basis von losen Einzeldaten ein aussagekräftiger Finanzplan erstellt werden kann. Besonders wichtig: auch Konsequenzen aus der Planung werden erläutert. Auf diese Weise können Unternehmer das Maximum aus ihren finanziellen Mitteln herausholen.
TrAg.