Über eine Whistleblower-Meldung wurden wir von PETA Deutschland auf Missstände bei einer Hundezucht in Wegberg aufmerksam. Die Hunde seien nicht artgerecht untergebracht. Gemeinsam mit einem Team der VOX-Sendung „Hundkatzemaus“ konnten wir in dem Fall recherchieren und traurige Zustände ans Licht bringen. Lesen Sie selbst!
„Hundkatzemaus“ und PETA decken gemeinsam Horror-Zuchtanlage auf
Bereits im April 2024 erfuhren wir von PETA Deutschland von einer traurigen Hundezucht mitten im Wohngebiet von Wegberg im Kreis Heinsberg. Mit Unterstützung des Fernsehteams von „Hundkatzemaus“ konnten weitere Erkenntnisse in dem Fall durch eine Vor-Ort-Recherche gewonnen werden und die zuständigen Behörden eingeschaltet werden.
Vor Ort fand die als Kaufinteressentin getarnte Ermittlerin katastrophale Zustände in der Tierhaltung vor. So erzählte die Züchterin, dass dort 38 Hunde und etliche Welpen, leben, die teils auf engstem Raum, in einem zugemüllten Zimmer in abgetrennten Buchten, weiteren Zimmern und in einer Scheune im Garten gehalten wurden. Als Toilette wurden den Hunden teilweise nur Kaninchenkäfige und Blumenuntersetzer zur Verfügung gestellt. Der Ermittlerin gegenüber gab die Züchterin an, nicht mit den Hunden spazieren zu gehen. Bei dem Besuch der Ermittlerin packte die Verkäuferin die verängstigten Vierbeiner immer wieder am Nackenfell, zerrte sie über den Boden und schrie sie teilweise laut an. Ganz offensichtlich war sie mit der adäquaten Versorgung der Vierbeiner überfordert.
Ermittlerin beobachtet Gewalt und Verwahrlosung: Klarer Fall von Messiezucht
Bereits vor Betreten des Hauses bemerkte die Tierschutz-Ermittlerin einen starken Uringeruch. Im Haus wurden sie und ein weiterer Zeuge in einen „Verkaufsraum“ im ersten Stock geführt. Das Zimmer war voller Mülltüten und Fliegen. Zwei wenige Monate alte Chihuahuas drückten sich verängstigt und zitternd in eine Ecke. Sie sollten für einen Sonderpreis von 500 Euro verkauft werden, da sie keine Welpen mehr waren. Die anderen Hunde wurden für jeweils 900 Euro zum Verkauf angeboten. Die Verkäuferin gab an, die Zucht bereits seit 30 Jahren zu betreiben und regelmäßig vom Veterinäramt kontrolliert zu werden. Im Laufe des Gesprächs holte sie etwa 15 weitere Hunde aus anderen Zimmern, darunter erst wenige Tage alte Welpen sowie Junghunde und „Zuchthündinnen“. Gegenüber der Ermittlerin teilte die Züchterin mit, die Vierbeiner würden bei Hausbesuchen von einem befreundeten Tierarzt medizinisch versorgt.
Die meisten Hunde zeigten extremes Angstverhalten, urinierten auf den Boden und zitterten. Aus einem Nebenzimmer des Verkaufsraums war immer wieder lautes Bellen zu hören. Die Ermittler:innen entdeckten dort mehrere unterteilte Buchten, in welchen Hunde unterschiedlicher kleiner „Rassen“ – Malteser, Yorkshire Terrier, Chihuahua – untergebracht waren und zur Zucht ausgebeutet wurden. Auch neugeborene Welpen und ihre Mutter waren dort eingesperrt. Den offenbar zur Zucht missbrauchten erwachsenen Tieren stand teilweise nur ein Bereich von etwa 1,5 Metern mal 50 Zentimetern zur Verfügung. Da die Fenster in diesem Zimmer geschlossen waren, stank es dort massiv nach Urin.
Während des Gesprächs vor Ort gab die Züchterin an: „Wir vermehren alles, was sich vermehren lässt“. Sie gab an, dass sie zum Zeitpunkt der Kontrolle neben den Hunden auch noch 19 Papageien in einer Garage hielt sowie Katzen und Katzenbabys, Wellensittiche und in einem anderen Landkreis noch Pferde, die sie züchtet und auch verkauft.
PETA erstattet Anzeige gegen die Verantwortliche
Nach der Vor-Ort-Kontrolle wurden die Missstände bei der Polizei und dem Veterinäramt angezeigt. Doch als weitere Ermittlerinnen die Räumlichkeiten vor Ort besuchten, bestätigten diese die zuvor festgestellten tierschutzwidrigen Zustände. Die Züchterin teilte ihnen mit, dass sie vom Veterinäramt Heinsberg kontrolliert wurde und einige Hunde abgeben musste. Sie bietet jedoch noch immer Hunde auf Internetplattformen wie „deine-tierwelt.de“ an. Solche Fälle sind keine Seltenheit, da die Internetplattformen nach wie vor auch illegalen Händler:innen eine Plattform bieten, um Lebewesen einfach zu verkaufen. Die Käufer:innen wissen oftmals nicht, aus welchen Zuständen die Vierbeiner kommen.
Wir von PETA Deutschland haben noch im April 2024 Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach erstattet und fordern ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot für die Verantwortliche. Das Team der Fernsehsendung „Hundkatzemaus“ informierte zudem noch den Bürgermeister, die Finanzbehörden und den Landrat über die Zustände in der Haltung.
Verstöße gegen die Tierschutz-Hundeverordnung
Laut der Tierschutz-Hundeverordnung muss Hunden unter anderem ausreichend Auslauf im Freien außerhalb eines Zwingers gewährt werden. Zudem müssen die Vierbeiner mehrmals täglich in ausreichender Dauer Umgang mit einer Betreuungsperson haben. Werden Welpen in Räumen gehalten, müssen Züchtende ihnen ab einem Alter von fünf Wochen mindestens einmal täglich für eine angemessene Dauer Auslauf im Freien ermöglichen. Zudem muss sichergestellt werden, dass für jeweils bis zu fünf „Zuchthunde“ und ihre Welpen eine Betreuungsperson zur Verfügung steht, welche die dafür notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten gegenüber der zuständigen Behörde nachgewiesen hat. Eine Betreuungsperson darf bis zu drei Hündinnen mit Welpen gleichzeitig betreuen. [1]
Bitte unterstützen Sie niemals ein solches Tierleid!
Wenn Sie sich ausreichend Gedanken über die Aufnahme eines tierischen Mitbewohners gemacht haben, dann adoptieren Sie diesen aus dem Tierheim. Kaufen Sie niemals Hunde über Onlineportale oder bei Züchter:innen, denn auch hier kann die Tiere unsägliches Leid erwarten. Zudem nimmt jeder gezüchtete Hund einem Vierbeiner aus dem Tierschutz die Chance auf ein liebevolles Zuhause.
Helfen Sie uns, das Leid von Welpen und Hunden im Onlinehandel zu stoppen. Unterschreiben Sie jetzt unsere Petition an fünf große Onlineplattformen und fordern Sie mit uns gemeinsam, dass der Onlinehandel mit Hunden gestoppt wird.
Der Beitrag läuft am 7. September um 18:00 Uhr bei „Hundkatzemaus“ auf VOX.
https://wertheimerportal.de/faktencheck-tauben-sind-keine-ratten-der-luefte/