Pressemitteilung Nr. N062 vom 12. Dezember 2024
- 712 000 syrische Schutzsuchende Ende 2023 registriert – zweitgrößte Gruppe hinter Ukrainerinnen und Ukrainern
- Knapp 1,3 Millionen Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte leben in Deutschland, 18 % von ihnen sind hier geboren
- Aus Syrien Eingewanderte leben im Schnitt seit gut 8 Jahren in Deutschland
WIESBADEN – Der über Jahre andauernde Krieg in Syrien und die damit verbundene Fluchtmigration hat sich deutlich auf die Bevölkerung in Deutschland ausgewirkt. Zum Jahresende 2023 waren hierzulande rund 712 000 syrische Schutzsuchende im Ausländerzentralregister (AZR) registriert, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Syrerinnen und Syrer machten damit 22 % der insgesamt 3,17 Millionen Schutzsuchenden aus und waren nach ukrainischen Staatsangehörigen (31 %) die zweitgrößte Gruppe. Ein Großteil der syrischen Schutzsuchenden lebt schon seit Längerem in Deutschland: Von den zugewanderten syrischen Schutzsuchenden kam gut die Hälfte (52 %) nach dem Ausbruch des Krieges in Syrien in den Jahren von 2014 bis 2016 erstmals nach Deutschland. 12 % der syrischen Schutzsuchenden sind in Deutschland geboren. Schutzsuchende sind Ausländerinnen und Ausländer, die sich nach Angaben des AZR unter Berufung auf völkerrechtliche, humanitäre oder politische Gründe in Deutschland aufhalten.
Der überwiegende Teil der syrischen Schutzsuchenden verfügte über einen humanitären Aufenthaltstitel und somit über einen anerkannten Schutzstatus (624 000 oder 88 %). In den meisten Fällen handelte es sich dabei um einen Schutzstatus für Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention (279 000 oder 39 % aller syrischen Schutzsuchenden) oder um subsidiären Schutz (240 000 oder 34 %). Der subsidiäre Schutz greift ein, wenn weder der Flüchtlingsschutz noch die Asylberechtigung gewährt werden können und im Herkunftsland ernsthafter Schaden droht. Bei weiteren knapp 81 000 syrischen Schutzsuchenden war der Schutzstatus noch offen (11 %). Rund 7 000 (1 %) hatten einen abgelehnten Schutzstatus, etwa weil der Asylantrag abgelehnt wurde oder sie ihren Schutzstatus verloren hatten. Bei 90 % der rund 624 000 syrischen Schutzsuchenden mit anerkanntem Schutzstatus war dieser befristet.
72 000 Erstanträge auf Asyl von Syrerinnen und Syrern von Januar bis November 2024
Auch im Jahr 2024 haben Syrerinnen und Syrer Schutz in Deutschland gesucht: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verzeichnete für den Zeitraum von Januar bis November dieses Jahres 72 000 entsprechende Erstanträge auf Asyl. Syrische Staatsangehörige stellten in diesem Zeitraum jeden dritten Erstantrag auf Asyl. Sie waren damit die größte Gruppe unter den insgesamt 217 000 Menschen, die in diesem Zeitraum in Deutschland erstmals Asyl beantragten.
Für die gesamte Europäische Union (EU) liegen die Daten bis einschließlich September vor: In diesem Zeitraum gingen laut EU-Statistikbehörde Eurostat 111 000 Erstanträge auf Asyl von Syrerinnen und Syrern ein. Auch EU-weit waren sie damit die größte Gruppe unter den Asylsuchenden (16 %). Mehr als die Hälfte (52 % bzw. 57 000) dieser Anträge wurden in Deutschland gestellt. Insgesamt gab es von Januar bis September 2024 EU-weit knapp 686 000 Erstanträge auf Asyl.
Eingewanderte bei Zuzug im Schnitt 22,9 Jahre alt
Deutlich größer als die Zahl der syrischen Schutzsuchenden ist hierzulande die der Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte. Laut Mikrozensus lebten 2023 in Deutschland knapp 1,3 Millionen Menschen, die selbst (82 %) oder deren beide Elternteile (18 %) aus Syrien eingewandert sind. Rund 214 000 von ihnen (17 %) besaßen die deutsche Staatsbürgerschaft, etwa durch Einbürgerung. Laut Einbürgerungsstatistik wurden allein im Jahr 2023 gut 75 000 Syrerinnen und Syrer eingebürgert, sie machten mit 38 % den größten Anteil an allen Einbürgerungen aus.
Ein Großteil der selbst Eingewanderten kam laut Mikrozensus im Zuge der großen Fluchtbewegung ab 2014 nach Deutschland: 62 % sind zwischen 2014 und 2016 zugezogen. Im Schnitt lebten die aus Syrien Eingewanderten im Jahr 2023 seit 8,2 Jahren in Deutschland. Zum Zeitpunkt ihrer Einreise waren sie durchschnittlich 22,9 Jahre alt.
Die meisten Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte lebten in Nordrhein-Westfalen (374 000, 29 %). Gut jede zehnte Person (11 %) lebte in Niedersachsen, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg (je 9 %).
57 % der Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte sind männlich
Personen mit syrischer Einwanderungsgeschichte waren 2023 durchschnittlich 25,8 Jahre alt. Zum Vergleich: Personen mit Einwanderungsgeschichte insgesamt hatten ein Durchschnittsalter von 37,7 Jahren. 57 % aller Personen mit syrischer Einwanderungsgeschichte waren männlich, 43 % weiblich. Auch aufgrund des vergleichsweise niedrigen Altersdurchschnitts waren 774 000 oder 61 % der 1,3 Millionen Personen mit syrischer Einwanderungsgeschichte ledig, 461 000 waren verheiratet (36 %).
Ein Fünftel der 15- bis 64-Jährigen mit syrischer Einwanderungsgeschichte noch in (Aus)-Bildung
Rund 863 000 Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte waren 2023 im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64 Jahren. Davon waren 42 % bzw. 362 000 Personen erwerbstätig, 8 % bzw. 66 000 erwerbslos und die Hälfte (50 % bzw. 435 000) Nichterwerbspersonen, etwa weil sie noch in (Aus-)Bildung waren, weil sie krankheitsbedingt nicht arbeiten konnten oder weil sie keine Arbeitserlaubnis hatten. Der Anteil der Nichterwerbspersonen ist deutlich höher als bei der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte insgesamt (27 %) oder der Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte (17 %) im jeweiligen Alter von 15 bis 64 Jahren. Ein Grund dafür ist, dass sich ein hoher Anteil der Bevölkerung mit syrischer Einwanderungsgeschichte aufgrund des niedrigen Durchschnittsalters noch in (Aus-)Bildung befindet. So waren 19 % aller 15- bis 64-Jährigen mit syrischer Einwanderungsgeschichte noch in Schule oder Ausbildung. Zum Vergleich: Dies traf auf 11 % aller Personen mit Einwanderungsgeschichte bzw. 10 % aller Personen ohne Einwanderungsgeschichte in dieser Altersgruppe zu.
Gut ein Fünftel der Personen mit syrischer Einwanderungsgeschichte im Alter zwischen 15 und 64 Jahren verfügte 2023 über einen berufsqualifizierenden Abschluss (22 % bzw. 190 000), davon besaßen 106 000 einen akademischen Abschluss. 59 % bzw. 513 000 Personen mit syrischer Einwanderungsgeschichte hatten keinen berufsqualifizierenden Abschluss. 19 % befanden sich noch in (Aus-)Bildung.
Methodische Hinweise:
Schutzsuchende sind Ausländerinnen und Ausländer, die sich nach Angaben des AZR unter Berufung auf völkerrechtliche, humanitäre oder politische Gründe in Deutschland aufhalten.
Zu ihnen zählen Personen,
a) die sich zur Durchführung eines Asylverfahrens in Deutschland aufhalten, wobei über ihr Schutzgesuch noch nicht rechtskräftig entschieden wurde (Schutzsuchende mit offenem Schutzstatus),
b) denen ein befristeter oder unbefristeter Aufenthaltstitel aus dem humanitären Bereich des Aufenthaltsgesetzes (AufenthG) anerkannt wurde (Schutzsuchende mit anerkanntem Schutzstatus),
c) die sich nach einer Ablehnung im Asylverfahren oder nach Verlust des humanitären Aufenthaltstitels in Deutschland aufhalten (Schutzsuchende mit abgelehntem Schutzstatus).
Im Jahr 2015 eingereiste Schutzsuchende wurden teilweise erst im Laufe des Jahres 2016 registriert. Die Zahlen zu Schutzsuchenden zum 31.12.2015 sind demnach als zu niedrig einzustufen.
Die Ergebnisse zur Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte kommen aus dem Mikrozensus, einer Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund 1 % der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Dargestellt sind Erstergebnisse für das Berichtsjahr 2023. Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die Gesamtbevölkerung treffen zu können, werden die Daten an den Eckwerten der Bevölkerungsfortschreibung hochgerechnet. Aktuell werden hierzu Eckwerte der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011 verwendet. Dargestellt sind Personen in privaten Hauptwohnsitzhaushalten. Die Bevölkerung in Gemeinschaftsunterkünften (zum Beispiel dort lebende Geflüchtete) ist in den Ergebnissen nicht enthalten.
Personen haben eine Einwanderungsgeschichte, wenn sie selbst oder beide Elternteile seit dem Jahr 1950 auf das heutige Staatsgebiet Deutschlands eingewandert ist bzw. sind.
Weitere Informationen:
Weitere Ergebnisse zu Schutzsuchenden und zu Einbürgerungen sind in der Datenbank GENESIS-Online (Tabellen 12531 und Tabellen 12511) verfügbar.
Ergebnisse zur Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte finden sich zudem im Statistischen Bericht “Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte – Erstergebnisse 2023“.
Die europäischen Vergleichsdaten sind in der Eurostat Datenbank abrufbar.
Das Dashboard Integration bietet ein leicht zugängliches Datenangebot zur Integration eingewanderter Menschen in Deutschland. es liefert interaktive Grafiken zu 60 Indikatoren des Integrationsberichts der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Das breite Datenangebot umfasst 14 Themenfelder, darunter Arbeitsmarkt, Bildung, Demografie, soziale und gesellschaftliche Partizipation und Sicherheit.
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