
Menschen, die ausgebeutet werden, brauchen nicht nur Gerechtigkeit – sie brauchen Schutz, Unterstützung und eine Perspektive. Das Land Berlin setzt hier ein deutliches Zeichen und eröffnet als erstes Bundesland eine spezielle Schutzwohnung für Menschen, die Opfer von Arbeitsausbeutung und Menschenhandel geworden sind.
Arbeitsausbeutung ist eine oft verborgene, aber weit verbreitete Ausbeutungsform, die in vielen Branchen auftritt – von der Bau- und Landwirtschaft bis hin zur häuslichen Pflege und der Gastronomie. Menschen in prekären Lebenssituationen, häufig mit Migrations- oder Fluchtgeschichte, sind besonders gefährdet.
Bisher fehlte den betroffenen Menschen eine sichere Unterkunft, nachdem die illegale Beschäftigung beendet und die Täter ermittelt worden sind. Seit Januar 2025 gibt es in Berlin die erste Schutzwohnung mit professioneller sozialer und psychologischer Beratung durch den Internationalen Bund (IB) und das Berliner Beratungszentrum Migration und Gute Arbeit (BEMA). Zudem arbeitet die Einrichtung eng mit den Ermittlungsbehörden und weiteren Behörden zusammen.
Unser Haus hat dieses Projekt initiiert und finanziert es vollständig mit 450.000 Euro in diesem Jahr. Die Adresse der Unterkunft ist zum Schutz der Menschen anonym und wird nicht veröffentlicht. Insgesamt stehen 10 Unterbringungsplätze zur Verfügung.
Damit Menschen in Berlin noch besser vor Arbeitsausbeutung geschützt werden, gibt es seit diesem Jahr eine ebenfalls bundesweit einmalige Gemeinsame Ermittlungsgruppe Arbeitsausbeutung von der Polizei Berlin und dem Zoll in enger Zusammenarbeit mit unserer Verwaltung und den Beratungsstellen.
Senatorin Cansel Kızıltepe: „Arbeitsausbeutung ist eine der schlimmsten Formen, Menschen in ihrer Not auszunutzen und unter miserablen Bedingungen arbeiten zu lassen. Oft werden sie mit falschen Versprechen gelockt, unter Druck gesetzt und systematisch um ihre Rechte gebracht. Viele sind verängstigt, verzweifelt und wissen nicht, an wen sie sich wenden können. Genau hier setzen wir mit unserer Schutzwohnung an: Sie ist eine sichere und anonyme Anlaufstelle für Betroffene. Wir zeigen den betroffenen Menschen, dass sie nicht allein sind. Unsere Unterstützung für den Schutz von Menschenrechten und für faire Arbeitsbedingungen geht aber über eine sichere Unterkunft hinaus: Das Land Berlin wird weiter mit aller Konsequenz gegen alle jene vorgehen, die von der Not anderer Menschen profitieren. Niemand soll in Berlin unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten müssen. Mit der Eröffnung dieser Einrichtung und den bereits bestehenden Strukturen senden wir eine
klare Botschaft: Berlin steht an der Seite der Betroffenen und stellt sich entschlossen gegen jede Form von Ausbeutung.“
Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik Meisel: „Ein wiederkehrendes Problem für die Strafermittlungsbehörden ist, dass die von Arbeitsausbeutung betroffenen Menschen oft gar nicht oder wenn, dann nur in einem kleinen Zeitfenster, zur Kooperation mit oder zu Aussagen gegenüber Polizei und Zoll bereit sind. Denn die Täterinnen und Täter stammen meist aus dem privaten sozialen Umfeld und versuchen regelmäßig, ihre Opfer während der Dauer der Ermittlungsverfahren in ihrem Sinne unter Druck zu setzen und zu beeinflussen. Die Einrichtung der Schutzwohnung durch die zuständige Senatsverwaltung und die damit einhergehende Betreuungsinfrastruktur sind daher ein absoluter Gewinn für die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Arbeitsausbeutung des Zoll und der Polizei Berlin, die im Januar dieses Jahres ihre Arbeit aufgenommen hat. Sie sind weitere Bausteine in der Zusammenarbeit der beiden Behörden, um die Kriminalität in diesem Bereich schneller, erfolgreicher und
nachhaltiger zu bekämpfen.“
Peter Hermanns, Pressesprecher IB Berlin-Brandenburg gGmbH: „Menschen in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen sind psychisch erheblich belastet. Sie befinden sich in einem Macht– und Abhängigkeitsverhältnis, aus dem sie sich aus eigener Kraft nicht lösen können. Die Folge ist eine kontinuierlich hohe Belastung, oft verbunden mit Angstzuständen oder Depressionen. Mit unserer Schutzwohnung schaffen wir einen ersten sicheren Rückzugsort, der weitere Übergriffe oder Einschüchterungen durch den Ausbeuter verhindert. Gleichzeitig eröffnen wir den betroffenen Menschen neue Perspektiven. Eine qualifizierte Unterstützung hilft, emotionale Folgen der Ausbeutung zu überwinden, die eigene Stärke und Handlungsfähigkeit wiederzuerlangen und sich Schritt für Schritt eine neue und angstfreie Existenz aufzubauen. Mit diesem bundesweit einzigartigen Projekt tragen wir gemeinsam mit unseren Partnern dazu bei, entschieden gegen Arbeitsausbeutung vorzugehen und
Menschen ihr Recht auf Selbstbestimmung wiederzugeben.“
Bilder: Titel Symbolbilder Berlin by Pixabay.com / Berlin.de
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