
Der von Finanz- und Heimatminister Albert Füracker verliehene und mit je 1.000 Euro dotierte Preis würdigt besondere regionale Verdienste im Be-reich Dialektpflege und -forschung. Für jeden Regierungsbezirk ist grund-sätzlich eine Auszeichnung vorgesehen. Zusätzlich gibt es einen Preis für die sudetendeutsche Mundartpflege sowie einen Sonderpreis.
Im Rahmen der Preisverleihung wurde zudem der erste Hauptgewinn des „Dialektquiz Bayern“ des Heimatministeriums überreicht. Dabei wurden die drei Punktbesten im Zeitraum April bis Juni 2023 geehrt. Der Hauptgewinn ging an Frau Christa Beck-Wilhelm aus Freising, Herrn Christoph Hack aus München sowie Herrn Leo Wilhelm aus Jena. Die Teilnahme am Ge-winnspiel des „Dialektquiz Bayern“ ist noch bis 31. März 2024 über die Webseite www.dialektquiz.de möglich.
Folgende Preisträgerinnen und Preisträger wurden mit dem „Dialektpreis Bayern 2023“ ausgezeichnet:
Oberbayern: Claudia Pichler, München-Aubing
Zwischen bayerischer Tradition und Münchner Moderne wuchs die Kaba-rettistin, Moderatorin und Buchautorin Claudia Pichler in Aubing zweispra-chig auf: „Boarisch“ und Hochdeutsch. Nach abgeschlossenem Studium der Germanistik, Psychologie und Politik folgte 2017 ihre Promotion über Gerhard Polt. Erste Bühnenerfahrungen sammelte Claudia Pichler mit der Musikkabarett-Gruppe „Die drei Haxn“, ehe sie seit 2018 in der „Grünwald Freitagscomedy“ des BR als „Fachfrau für bairische Sprache und bayeri-sche Kultur“ mitwirkt. Seit 2019 tritt sie als Solo-Kabarettistin auf. Nach ih-rem ersten Programm „Ned blöd … für a Frau“ ist sie derzeit mit ihrem zweiten Solo-Programm „Eine Frau sieht weißblau“ unterwegs – immer in Begleitung ihrer geerbten Ziehharmonika, weil: „Die Schwester hat’s Haus kriegt und ich die Quetschn“.
Auszüge aus ihren Programmen sind auch im Dialektquiz Bayern enthalten.
Niederbayern: RiA Reiser, Mainburg-Puttenhausen
Die Hip-Hop-Künstlerin RiA Reiser ist ein Ausnahmetalent im vorwiegend von Männern geprägten bairischen Mundart-Rap. Nach frühen musikali-schen Versuchen im (Hoch-)Deutsch-Pop, die an der Akzeptanz ihres rol-lenden „Rʼs“ scheiterten, begann Maria Reiser vor rund 15 Jahren im Dia-lekt zu singen. Dabei kreierte sie ihren „Jodel-Pop“, inspiriert durch einen in Namibia erlebten Chorgesang mit Stimmumbruch bzw. Kehlkopfschlag. 2019 erfand sich RiA Reiser als Mundart-Rapperin künstlerisch neu. Au-thentizität steht dabei für sie, die auch als „First Lady des Bavarian Rap“ oder „Hip-Hop-Queen von der Holledau“ genannt wird, an erster Stel-le. Mit ihrem künstlerischen Schaffen möchte RiA Reiser insbesondere Frauen, Mütter, Alleinerziehende, Mädchen und Minderheiten inspirieren, an sich zu glauben und sich in ihrem Leben selbst zu verwirklichen.
Auszüge aus ihren Liedern sind auch im Dialektquiz Bayern enthalten.
Oberpfalz: Professor Ludwig Zehetner, Regensburg
Als einer der renommiertesten Experten auf dem Gebiet des bairischen Dialekts wird der gebürtige Freisinger Prof. Dr. Ludwig Zehetner oft „Dia-lektpapst“ genannt. Sein Interesse für Dialektforschung wurde auch durch die Mitarbeit bei der Kommission für Mundartforschung an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften geweckt. Anschließend lehrte Prof. Dr. Ludwig Zehetner 34 Jahre Deutsch und Englisch am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen. Nach seiner Promotion war er ab 1979 Lehr-beauftragter und seit 1999 Honorarprofessor für bairische Dialektologie an der Universität Regensburg. Als sein populärstes Werk gilt das Buch „Bairi-sches Deutsch. Lexikon der deutschen Sprache in Altbayern.“ Weiterhin bekannt ist er durch die die Herausgabe der mehrbändigen Reihe „Basst scho!“, die Dialekt-Serie „Frong S’ den Zehetner“ in der Mittelbayerischen Zeitung oder das Theaterstück „Mei Fähr Lady“ des Turmtheaters Regens-burg.
Oberfranken: Sonja Keil, Helmbrechts-Kleinschwarzenbach
Mundart ist für die fränkische Mundartautorin Sonja Keil ein Stück Heimat, Bodenständigkeit und Kultur. Als sie mit 13 Jahren von Schwaben nach Oberfranken zog, lernte sie zunächst aus der Not heraus Fränkisch, um sich in der Schule verständigen zu können. Nachdem Sonja Keil dem Baye-rischen Rundfunk Anfang der 80er Jahre zum ersten Mal eines ihrer Ge-dichte in „Helmetzer Sprouch“ (Helmbrechtser Sprache) anbot, wurde die-ses auch prompt gesendet. Das war dann der Startschuss für ein reiches Repertoire an Mundarttexten: Kurzgeschichten, Kinder- und Adventsge-schichten, Kalenderblätter und vieles mehr zum Schmunzeln in Lesungen, Büchern und Zeitschriften. Außerdem ist Sonja Keil Märchenautorin und -erzählerin an dem von ihr organisierten Helmbrechtser Märchentag. Dabei nimmt sie ihre Zuhörerinnen und Zuhörer immer mit endloser Kreativität, ansteckender Begeisterung und einem Schuss Selbstironie mit. 2009 wur-de sie mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet.
Mittelfranken: Sven Bach, Zirndorf
Sven Bach ist ein wahrer Mundart- und Mundwerkakrobat. Dies stellt der gebürtige Nürnberger als nebenberuflicher Kabarettist, Mundartautor, Volksmusikant und Comedian permanent unter Beweis. Er verfasst eigene Gedichte, Geschichte, Bücher und Lieder in fränkischer Mundart. Seit 2004 führt er sein Mundart-Kabarett mit eigenen Solo-Programmen auf den Kleinkunstbühnen der Region auf. Sven Bach ist regelmäßiger Gast bei Sendungen des Bayerischen Rundfunks wie „Närrische Weinprobe“ und „Franken Helau“ sowie in Spots von „Franken Fernsehen“. Darüber hinaus ist er eine feste Institution bei Prunksitzungen im Frankenfasching. Humor bedeutet für ihn Gesundheit und Wohlbefinden, getreu seinem Motto: “Sie wissen ja, Kranklach´n is´ g´sund!“. Am liebsten beleuchtet er das Alltags-geschehen, so dass sich sein Publikum in seinen Geschichten wiederfin-den kann. 2021 wurde ihm das Ehrenzeichen des Bayerischen Minister-präsidenten verliehen.
Unterfranken: Fredi Breunig, Großeibstadt
Der waschechte Rhön-Grabfelder Fredi Breunig gilt auf Bühnen, bei Fir-menfesten, im Fernsehen und vor allem im Fasching als humoristischer Tausendsassa. Als trotteliger Zeitgenosse nimmt er die Rhön-Grabfelder – und damit auch sich selbst – gerne auf die Schippe. Seit über 40 Jahren steht Fredi Breunig auf der Bühne und 2012 veröffentlichte er sein erstes Soloprogramm „Döff doss doss?“. Er ist regelmäßig zu Gast im Bayeri-schen Fernsehen bei der „Närrische Weinprobe“ und der „Fastnacht in Franken“. Zudem ist Fredi Breunig eine feste Institution bei den kabarettisti-schen Frühschoppen in Wargolshausen und Bad Bocklet. Seit 15 Jahren schreibt er Glossen für die Main-Post mit dem Titel „Gotthold & Eu-stach“ und tritt beim „Fränkischen Politiker-Derbläggn“ als Fastenprediger „Bruder Elisäus“ auf. Der „professionelle Amateur“, wie er sich selbst be-zeichnet, wurde 2013 mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet.
Auszüge aus seinen Programmen sind auch im Dialektquiz Bayern enthal-ten.
Schwaben: Florian Hager, Wechingen und Jochen Österlein, Wallerstein
Florian Hager und Jochen Österlein sind überzeugte und außerordentlich aktive Botschafter des Rieser Dialekts. Sie verwenden diesen als Stilmittel, um sich authentisch, witzig, liebenswürdig, direkt, aber auch auf Umwegen auszudrücken. Die beiden sind musikalisch, schauspielerisch und kabaret-tistisch in sechs Mundart-Gruppierungen aktiv. Mit ihren Musik-Gruppen „Vom Baalz“, „DJ Haggis“ (jeweils Hager), „Los Bressackos“ (Österlein) und „Okomod“ (Hager und Österlein) treten sie live bei zahlreichen lokalen Veranstaltungen und Jugend-Festivals auf. Musikalisch sind Florian Hager und Jochen Österlein vielseitig unterwegs: Country, Rock, Jazz, Punk, Schlager, Hörspiel, Slapstick und Musikclips gehören zu ihrem Repertoire. Den Gruppen gelingt es hervorragend, den jeweils ortsüblichen Dialekt in verschiedenen popkulturellen Zusammenhängen ganz selbstverständlich zu verwenden. Damit wird auch das sprachliche Selbstbewusstsein vieler Rieser Jugendlicher gestärkt.
Auszüge aus den Musik-Gruppen sind auch im Dialektquiz Bayern enthal-ten.
Sudetendeutsche: Inge Schweigl, Heidelberg
Inge Schweigl ist eine vielseitige und unermüdliche Förderin der sudeten-deutschen Kultur und insbesondere des Dialekts. Sie gehört zu den weni-gen noch Lebenden, die die Mundart noch in der Heimat gesprochen haben und gilt daher als eine der besten und authentischsten Mundartsprecherin-nen ihrer Heimatregion, des Böhmerwaldes. Inge Schweigl ist vielseitig ak-tiv in der sudetendeutschen Heimatpflege, unter anderem näht sie Böh-merwälder Trachten und sammelt Böhmerwälder Märchen und Volkslieder. Über 200 Mundart-Volkslieder hat sie für Volksmusikarchive auf Tonträger gesungen, zudem ist sie Herausgeberin der Nachschrift der „Böhmerwald-märchen“. In ihrer Heimatgruppe Heidelberg des Deutschen Böhmerwald-bundes gibt sie regelmäßig Singstunden und im Freundeskreis Sudeten-deutscher Mundarten engagiert sie sich seit dessen Gründung 1977 als Moderatorin. Von der Sudetendeutschen Landsmannschaft wurden ihr be-reits zwei Auszeichnungen verliehen: 2006 die Adalbert-Stifter-Medaille und 2014 der Kulturpreis für Volkstumspflege.
Sonderpreis: Collegium Nürnberger Mundartdichter
Das Collegium Nürnberger Mundartdichter wurde 1966 von Schriftstellerin-nen und Schriftstellern gegründet, die in fränkischer Mundart schreiben. Aktuell zählt die Vereinigung elf Mitglieder. Seit über 50 Jahren hat das Col-legium, teilweise zusammen mit der „Arbeitsgemeinschaft fränkische Volksmusik“, regelmäßig gemeinsame öffentliche Lesungen in Nürnberg und Umgebung durchgeführt. Seit 2011 organisiert das Collegium Nürn-berger Mundartdichter die große Jahreslesung „Horch ämool – Mundart trifft Jazz“ zusammen mit verschiedenen Jazz-Ensembles in Fürth. Auch durch Beiträge der Mitglieder in diversen Sendereihen des Bayerischen Rundfunks genießt das Collegium überregionale Bekanntheit. Insgesamt hat die Vereinigung bereits über hundert größere oder kleinere Publikatio-nen in fränkischer Mundart veröffentlicht.
Die Vorschläge für die Preisträgerinnen und Preisträger des „Dialektprei-ses Bayern 2023“ wurden im Vorfeld von den bayerischen Bezirksheimat-pflegerinnen und -heimatpflegern sowie von einzelnen Mitgliedern des Landtags eingereicht.
[ad_2]
Titel Bilder: Symbolbilder Bayern by Pixabay.com
https://wertheimerportal.de/faktencheck-tauben-sind-keine-ratten-der-luefte/