Im Rahmen ihrer Reise in die Hightech-Metropole Singapur fordert Digitalministerin Judith Gerlach mehr Tempo beim Einsatz moderner Cloud-Technologien in der Verwaltung. „Wir riskieren unsere Zukunftsfähigkeit zu verlieren, wenn wir nicht auch als Staat intelligente Cloud-Technologien nutzen, um Serviceleistungen für Bürger sicher und schnell in der Fläche auszurollen“, erklärt die Ministerin. In diesem Zusammenhang sollen künftig auch die bayerische Digitalagentur „byte“ und die staatliche Digitalagentur Singapurs „Government Technology Agency (GovTech)“ zusammenarbeiten.
Die staatliche IT in Deutschland drohe hinter internationale Standards zurückzufallen, so Gerlach. Eine souveräne Cloud-Nutzung sei jedoch existentiell für die Aufrechterhaltung einer robusten, sicheren und resilienten IT-Infrastruktur als Grundlage für den serviceorientierten Staat. Nur so gebe es erlebbare Fortschritte bei der Digitalisierung für die Bürgerinnen und Bürger.
Aktuell jedoch fehle es in deutschen Behörden beim Thema Cloud oft am Bewusstsein sowie am Fachwissen für den notwendigen mittel- und langfristigen Paradigmenwechsel, betonte die Ministerin. „Knowhow- und Kompetenz-Aufbau sind essenziell bei Führungskräften und Mitarbeitern, schon allein um Berührungsängste abzubauen.“
Die Ministerin verweist auf das Beispiel Singapur. Die asiatische Metropole ist so vernetzt wie kaum ein anderes Land der Erde. Das liegt zu großen Teilen an der starken staatlichen Digitalagentur GovTech, die seit 2016 Digitalisierungsprojekte der Regierung umsetzt. Inzwischen hat die Agentur 3500 Mitarbeiter, davon 1000 Entwickler. Der Umzug von öffentlichen Daten in die Cloud war eine der Kernaufgaben der Agentur. Ziel: Serviceleistungen schneller und nutzerorientierter an die Menschen zu bringen. Singapur hat bereits 59 Prozent seiner öffentlichen Daten in die Cloud umgezogen, bald sollen es 70 Prozent sein.
Gerlach begrüßt diesen Ansatz: „Nicht alle öffentlichen Daten sind Staatsgeheimnisse. Wir müssen unseren Kriterienkatalog erweitern und neue Klassifizierungen finden. Die öffentlich zugänglichen Websites von Schulen beispielsweise könnten ohne Probleme in einer Public Cloud gehostet werden.“
GovTech-Chef Choew Hoe Chan hat eine klare Meinung dazu, wie konsequent der Staat beim Thema Cloud vorgehen soll: „Entweder Sie nutzen die Dienste von privaten Cloud-Anbietern oder Sie können Ihr Land herunterfahren.“
Entscheidend ist dabei nach Einschätzung von Digitalministerin Gerlach, dass staatliche Sicherheitsexperten und Behördenmitarbeiter beim Thema Cloud weitergebildet würden. So würden Hemmschwellen abgebaut und die Umsetzung von Cloud-Technologien innerhalb der öffentlichen Verwaltung beschleunigt.
Von großer Bedeutung für den digitalen Fortschritt in Singapur ist laut Gerlach zudem die positive Einstellung der Menschen dort gegenüber neuen Technologien. Laut einer Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung sehen rund 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger mehr Vorteile als Nachteile bei digitalen Innovationen.
Rechtslage und Gesellschaft Singapurs seien mit der in Europa zwar nicht vergleichbar, betont Gerlach. Aber die Erfahrungen der Metropole zeigten, dass es erfolgreiche Ansätze gebe, staatliche Ansprüche im Bereich der Souveränität mit den Chancen der Nutzung kommerzieller Cloud-Angebote in Einklang zu bringen.
Um zukunftsfähig zu bleiben, müsse Deutschland deshalb seine Bemühungen Richtung Public Cloud-Nutzung weiter verstärken, fordert die Ministerin – selbstverständlich im Rahmen der geltenden europäischen Regeln sowie neuer Entwicklungen, wie z. B. dem Trans-Atlantic Data Privacy Framework.
„Singapur hat einen Weg gefunden, um den wichtigen Transformationsprozess Richtung Cloud anzustoßen und zu einer Lösung zu kommen. Wir müssen natürlich unseren eigenen Weg finden“, so die Ministerin. „Aber wir müssen nun endlich in die konkrete Umsetzung in Deutschland kommen.“
Titel Bilder: Symbolbilder Bayern by Pixabay.com
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