Bayern: „Herzogenauracher Manifest zu Bewegung, Spiel und Sport im Ganztag“ – Bayerisches Landesportal

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Zum Abschluss der 48. Sportministerkonferenz in Herzogenaurach haben die 16 Länder das so genannte „Herzogenauracher Manifest zu Bewegung, Spiel und Sport im Ganztag“ beschlossen. Auf der Konferenz, die am 14. und 15. September auf dem Gelände der adidas AG in Herzogenaurach stattgefunden hat, sagte Bayerns Sportminister Joachim Herrmann, Vorsitzender der Sportministerkonferenz: „Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter ab dem Schuljahr 2026/27 wird das Aufwachsen von Kindern weiter maßgeblich verändern. Schon jetzt sind die Zahlen zu körperlich inaktiven Kindern alarmierend. Rund 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen erreichen nicht die tägliche Bewegungsempfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO von 30 bis 60 Minuten am Tag. Im internationalen Vergleich weisen Kinder und Jugendliche in Deutschland in den Bereichen Kraft und Beweglichkeit ein unterdurchschnittliches Niveau auf.“ In dem Beschluss sprechen sich die Sportministerinnen und Sportminister dafür aus, Schul-, Bewegungs- und Sportkonzepte zu entwickeln, um eine qualifizierte kindgerechte Angebotsvielfalt und -qualität sicherzustellen. Herrmann: „Nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Bund, Ländern, Kommunen und Sportverbänden wird dies gelingen.“  

Herrmann sagte, es müsse unser gemeinsames Ziel sein, dass Bewegung, Spiel und Sport eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung einnehmen. „Eine qualitativ hochwertige und bewegungsfreundliche Ausgestaltung des Ganztags ist von entscheidender Bedeutung.“ Um dieses Ziel zu erreichen, seien die Sportvereine bereits jetzt gefragte Kooperationspartner. Sie könnten eine Schlüsselrolle bei der notwendigen Stärkung von Bewegung, Spiel und Sport im Ganztag einnehmen.

Der Bayerische Innen- und Sportminister erneuerte auf der Sportministerkonferenz seine Forderung, Mittelkürzungen für den Sport, die im Bundeshaushalt 2024 vorgesehen seien, zurückzunehmen. Sie beträfen zum einen Investitionsmaßnahmen an Sportstätten für den Hochleistungssport, die ohnehin schon bundesseitig seit Jahren unterfinanziert sind. Herrmann: „Statt rund 24,9 Millionen Euro soll es hier künftig nur noch rund 18,8 Millionen Euro geben: Das ist eine Kürzung von fast 25 Prozent.“ Aber auch wichtige Forschungseinrichtungen wie das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig und das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin bekommen nach dem Entwurf statt rund 21,2 Millionen Euro nun 17,2 Millionen. Herrmann sieht Deutschlands internationale Wettbewerbsfähigkeit im Spitzensport dadurch gefährdet. Beispielsweise leiste das FES bei der Weiterentwicklung der Bobtechnik einen wichtigen Beitrag für die großartigen Erfolge im Bobsport. „Der Arbeit beider Institute haben wir viele Olympiamedaillen zu verdanken. Wenn Deutschland im Spitzensport wieder erfolgreicher sein will, müssen die Athletinnen und Athleten und das gesamte Leistungssportpersonal die bestmöglichen Rahmenbedingungen vorfinden.“

Bundesinnenministerin und Sportministerin Nancy Faeser: „Von dieser Sportministerkonferenz geht eine Aufbruchstimmung aus. Wir stellen die Spitzensportförderung neu auf, kümmern uns mit dem Zentrum für Safe Sport um einen in jeder Hinsicht gewaltfreien Sport und gehen weitere Schritte hin zum neuen Entwicklungsplan Sport. 

Unsere Spitzenathletinnen und Spitzenathleten brauchen exzellente und verlässliche Rahmenbedingungen. Mit einem Sportfördergesetz, das wir erstmals in der Geschichte schaffen, und einer unabhängigen Sportagentur stellen wir die Weichen für ein modernes und transparentes Fördersystem. Zudem sind wir sehr optimistisch, dass wir auch im kommenden Haushalt zu einer auskömmlichen Finanzierung des Sports kommen werden. Dies gilt auch für das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten und das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, die hervorragende Arbeit leisten. Ich danke allen Beteiligten für die konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit hierzu.

Mit dem Rückenwind, der von dieser Sportministerkonferenz ausgeht, steuern wir zudem auf ein besonders ereignisreiches Sportjahr 2024 zu – mit Höhepunkten wie der Fußball-Europameisterschaft 2024 bei uns in Deutschland und den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris.“

Der Hessische Sportminister Peter Beuth, Sprecher der Unionssportministerinnen und -sportminister, betonte die Bedeutung der Reform der Leistungs- und Spitzensportförderung, dessen Beratungen bei der Sportministerkonferenz einen breiten Raum einnahmen: „Noch immer fallen zu viele Talente in Deutschland durch das Raster, weshalb ein strukturierteres Vorgehen und mehr Systematik bei der Spitzensportförderung notwendig sind. Dabei wollen wir, dass die Sportartenvielfalt und Standortvielfalt im Spitzensport erhalten bleiben und Athletinnen und Athleten bei diesem grundlegenden Prozess aktiv eingebunden und auch angehört werden. Alle, die für den Nachwuchsleistungs- und Spitzensport in Deutschland Verantwortung tragen sind sich einig, dass wir die Leistungs- und Spitzensportförderung grundlegend neu aufstellen müssen, wenn künftig wieder mehr deutsche Athletinnen und Athleten auf dem Siegertreppchen stehen sollen. Dass die Ampelkoalition parallel zu den richtungsweisenden Beratungen ausgerechnet jetzt ankündigt hat, im kommenden Jahr erneut weniger statt mehr Geld in die Sportförderung zu investieren, ist ein Tiefschlag für den organisierten Sport mit all seinen engagierten Verbänden. Hinzu kommen die gravierenden Kürzungen der Ampel im Bereich der Bundesfreiwilligendienste. Von den derzeit 4.000 Freiwilligendiensten in den Sportvereinen und -verbänden können ab 2024 voraussichtlich nur noch 3.000 finanziell gefördert werden. Wenn der Sport noch wichtig ist und Spitzenleistungen und Vorbilder im Sport noch erwünscht sind, muss die Ampel hierfür auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen und von ihrer Sparpolitik im Sport abrücken.“

Hessens Sportminister Peter Beuth hob hervor, dass der Wettbewerbsgedanke im Sport wieder stärker berücksichtigt werden müsse: „Die Diskussion rund um die Abschaffung des Wertungssystems bei den Bundesjugendspielen untermauert, dass viele Menschen in unserem Land mit einer Aufweichung des Wettbewerbs-Prinzips im Sport nicht einverstanden sind. Auch ich bin der Ansicht, dass bessere Leistungen entsprechend belohnt und honoriert werden müssen. ‚Möge der Bessere gewinnen‘, ist der Grundgedanke von Fairness und jedes sportlichen Wettstreits. Dem Nachwuchs darf dieses Verständnis von Sport nicht genommen werden. Denn jeder lernt aus Siegen wie aus Niederlagen. Wenn dem Nachwuchs in jungen Jahren der Wettbewerb im Sport genommen wird, so hat dies auch Auswirkungen auf die spätere Entwicklung und die spätere Leistungsbereitschaft – egal ob im Sport oder in unserer Gesellschaft. Die Sportministerinnen und -minister der Länder müssen solche Entwicklungen genau im Blick behalten und immer wieder darauf hinweisen.“

Hamburgs Sportsenator Andy Grote, Sprecher der SPD-Sportministerinnen und Sportminister freut sich, dass die Sportministerkonferenz einen deutlichen Impuls für die Stärkung der Sportvereine gesetzt hat. „Wir haben uns zum einen für die deutliche Erhöhung der Ehrenamtspauschale und des Steuerfreibetrages für Übungsleitende ausgesprochen. Zum anderen lehnen wir sehr deutlich die beabsichtigte massive Kürzung der Mittel für die Freiwilligendienste ab. Der Wegfall von rund einem Viertel aller Stellen würde die Sportvereine erheblich schwächen und zu Einschränkungen der Sportangebote führen. Das ist das Gegenteil von dem, was wir brauchen!“

Senator Grote betont, dass Mädchen und Frauen in Sportvereinen, insbesondere auch in ehrenamtlichen Gremien bundesweit deutlich stärker vertreten sein müssen und es hierzu auch zielgerichtete Maßnahmen braucht. „Nur so kann der Sport seine volle Kraft entfalten! Es ist bedauerlich, dass wir auf dieser Sportministerkonferenz keine gemeinsame Haltung hierzu gefunden haben.

Einig waren wir uns allerdings darin, dass bei den Bundesjugendspielen auch in Zukunft dem Wettkampfgedanken ausreichend Rechnung getragen werden muss. Wir freuen uns, dass die Kultusministerkonferenz sich mit der Konzeption der Bundesjugendspiele demnächst auch befassen wird.

Der wichtigste Beschluss ist der zur Reform der Leistungssportförderung. Damit konkretisieren wir die Kernthemen der dringend notwendigen Reform, insbesondere die Entwicklung einer unabhängigen Leistungssportagentur als zentrale Steuerungsinstanz für die Konzentration und Qualitätssteigerung im Stützpunktsystem. Im weiteren Umsetzungsprozess müssen wir das hohe Tempo beibehalten, um den deutschen Leistungssport in der Weltspitze wieder deutlich konkurrenzfähiger zu machen. Die aktuellen Weichenstellungen sind ein entscheidender Meilenstein zu einer erfolgreichen Spitzensportförderung. So weit waren wir noch nie!“

Pressemitteilung auf der Seite des Herausgebers

Quelle :Bayern.de

Titel Bilder: Symbolbilder Bayern by Pixabay.com

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