Seit heute erinnert die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Wielandstraße 18, 10629 Berlin-Charlottenburg, mit einer Berliner Gedenktafel aus Porzellan an den Hausmeister Otto Jogmin (1894–1989).
Der Hauswart, Portier, Stille Held und „Gerechte unter den Völkern“ Otto Jogmin wurde am 28. November 1894 in Berlin-Schöneberg geboren und wuchs mit sieben Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf. Bis zu seiner Anstellung 1935 als (Teil-)Hauswart in der Wielandstraße 17 und 18, die er bis 1957 ausführen würde, war seine Biographie gekennzeichnet von beruflichen Strapazen: nach acht Jahren Volksschule, Entlassung als Hilfsarbeiter bei Siemens, Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft, sah sich Jogmin ab 1920 mit 15 Jahren beschwerlicher Arbeitssuche und befristeten Beschäftigungsverhältnissen konfrontiert.
Als Hauswart war Jogmin mit allen anfallenden Arbeiten betraut und knüpfte dadurch schnell Kontakte zu den Mieterinnen und Mietern. Offen trat Jogmin nicht gegen die Nationalsozialisten auf, seine stille Ablehnung war unter den Mieterinnen und Mietern jedoch bekannt. Am 24. Juni 1939 kulminierte die sich bereits seit Monaten verschärfende Mietentrechtung jüdischer Anwohnerinnen und Anwohner in der Aufhebung jeglichen Mietschutzes. In die Wohnungen der Wielandstraße 17 wurden fortan jüdische Menschen zwangsweise eingewiesen – oft war dort der letzte Wohnort vor Deportation und Ermordung.
Spätestens nach den Novemberpogromen 1938 begannen sich die jüdischen Mieterinnen und Mieter der Wielandstraße mit Bitte um Unterstützung an Jogmin zu wenden. Zunehmend selbstlos und trotz Denunziationen gegenüber sich und seinen Schützlingen, versorgte er sie mit Lebensmitteln und Medikamenten, ermöglichte die Aufnahme von weiteren verfolgten Bekannten und Familienmitgliedern, konstruierte Schutzräume und Fluchtwege und fälschte das Mietbuch bezüglich der Namen und Glaubenszugehörigkeiten.
Den Krieg überlebte Otto Jogmin ohne Festnahme. Am 2. Juni 1989 verstarb er in West-Berlin im Alter von 94 Jahren. In der Gedenkstätte Yad Vashem wird er seit 2011 als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Da Familienangehörige Jogmins nicht aufzufinden waren, beging das von der Wielandstraße 18 unweit entfernt liegende Sophie-Charlotte-Gymnasium auf Bitte des israelischen Gesandten, Emmanuel Nahshon, einen Festakt und pflanzte eine Eberesche in Jogmins Gedenken.
Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche für den Tafeltext und die Organisation der Enthüllung lagen bei dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.
Besonderer Dank gilt der GASAG AG, die als langjährige Hauptsponsorin des Berliner Gedenktafelprogramms die Tafel für Otto Jogmin finanziert hat.
Bilder: Titel Symbolbilder Berlin by Pixabay.com / Berlin.de