Die Bezirksämter Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln kooperieren mit der Sanity Group GmbH und der Humboldt-Universität zu Berlin bei der Durchführung eines wissenschaftlichen Modellprojekts, das die Auswirkungen der kommerziellen Abgabe von Cannabis durch kontrollierte Verkaufsstellen für den Freizeitkonsum wissenschaftlich untersuchen soll. Hierzu haben die Beteiligten eine Absichtserklärung unterzeichnet.
Clara Herrmann, Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg: „Mit diesem Modellprojekt sind wir Vorreiter in Berlin. Wir wollen untersuchen lassen, unter welchen Bedingungen Cannabis an Konsument*innen für den Freizeitkonsum abgegeben werden kann. So kann mit wissenschaftlichen Erkenntnissen die Weichenstellung für eine verantwortungsvolle Cannabispolitik geschaffen werden, die die legale Abgabe von qualitätsgesicherten Cannabisprodukten mit effizienten Präventions- und Suchthilfemaßnahmen flankiert.“
Hannes Rehfeldt, Bezirksstadtrat für Soziales und Gesundheit, Bezirksamt Neukölln: „Das handwerklich schlechte Konsumcannabisgesetz stellt die Kommunen deutschlandweit vor die Herausforderung, mit einer weiteren legalen Drogen umzugehen. Entgegen der Ankündigung der Bundesregierung gibt es keinen Euro für Suchtprävention und Suchthilfe. Die Teillegalisierung von Cannabis ist und bleibt ein Fehler. Sie ist zudem ein Konjunkturprogramm für die organisierte Kriminalität. Die Bezirke können daran nichts ändern. Umso wichtiger ist es, dass Menschen, die legal Cannabis konsumieren, einen sicheren Zugang dazu haben und nicht auf den gefährlichen Schwarzmarkt angewiesen sind.“
Volljährige Teilnehmende mit regelmäßigem Wohnsitz in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg oder Neukölln und den notwendigen gesundheitlichen Voraussetzungen sollen die Möglichkeit erhalten, Cannabis legal an ausgewählten Verkaufsstellen zu erwerben. Voraussetzung ist die regelmäßige Teilnahme an wissenschaftlichen Befragungen, um wertvolle Erkenntnisse für die Forschung zu gewinnen. Die Weitergabe der gekauften Produkte an Dritte ist strikt untersagt und führt zum Ausschluss aus der Studie. Ergänzt wird die Studie durch eine Kontrollgruppe, die aus Mitgliedern eines lokalen Cannabis Social Clubs besteht. Der Studienzeitraum soll fünf Jahre betragen.
Um in den Verkaufsstellen eine unkomplizierte Möglichkeit zur Intervention zu schaffen, steht geschultes Fachpersonal den Studienteilnehmenden sowohl für Fragen als auch für Gespräche bei auffälligem Konsumverhalten zur Verfügung. Auf diese Weise können Teilnehmende frühzeitig auf unterstützende Beratungsangebote hingewiesen werden, um potenziell schädliche Konsummuster zu verhindern. In den Verkaufsstellen wird ein Präventionsbeauftragter tätig sein und die Studie wird durch einen Arzt begleitet.
Ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf wird den Bezirken für die Durchführung von Präventions- und Suchthilfemaßnahmen zur Verfügung gestellt.
Die Unterzeichnung des Letter of Intent stellt zunächst eine Absichtserklärung dar, dass die Bezirke mit der Sanity Group und der Humboldt-Universität kooperieren wollen. Der Antrag für ein Modellprojekt wird von der Sanity Group und der Humboldt-Universität in Absprache mit den Bezirken erarbeitet und anschließend bei der zuständigen Behörde im Bund eingereicht werden.
Bilder: Titel Symbolbilder Berlin by Pixabay.com / Berlin.de
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