Erste Station: Römisches Osterburken, Annexkastell
Ihre Tour startete Ministerin Razavi beim Annexkastell in Osterburken. Der Annexbau, der gegen Ende des zweiten Jahrhunderts an die südliche Langseite des bestehenden Kastells angebaut wurde, stellt dabei eine Besonderheit dar. Über die Innenbebauung ist nur wenig bekannt, jedoch ermöglichen einige besondere Funde wie Pfeilspitzen und Münzen spannende Einblicke in die Spätzeit der römischen Anlage. So ist auch heute die römische Vergangenheit Osterburkens noch an vielen Stellen erfahrbar. Beispiele hierfür sind im Römermuseum Osterburken (Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums) zu sehen, das unter anderem die konservierte Ruine des Kastellbades und den begehbaren Wachtturmnachbau in Originalgröße zeigt. „Osterburken ist heute ein Ort, an dem sich unsere römische Vergangenheit noch besonders eindrücklich und vielfältig erleben lässt.“, so Razavi.
Zweite Station: Ehemalige Malz- und Tabakfabrik in Bruchsal
Anschließend besichtigte die Ministerin die ehemalige Malz- und Tabakfabrik in Bruchsal. Das Gebäude wurde ursprünglich als Malzfabrik Moritz Marx errichtet, fungierte ab 1936 als Tabakfabrik und wurde von 1974 bis 2016 durch das Möbelhaus Fuchs mit Verkaufs- und Lagerräumen genutzt. Bei der jetzigen Umnutzung zu Wohnraum sind 16 offene Zwei- bis Dreizimmerwohnungen geplant. Der markante viergeschossige Massivbau in Backsteinmauerwerk wurde 1890 erbaut. Das Gebäude zeigt, dass Umnutzungen dem Erhalt eines Bauwerks beziehungsweise Kulturdenkmals dienen können. Mit seiner Entwicklung von der Malzfabrik über die Tabakfabrik und das Möbelhaus hin zu Wohnungen spiegelt der Bau die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im Verlauf der letzten 130 Jahre in Bruchsal und im Kraichgau wider. „Wohnen und Leben im Denkmal: Diese Themen sind mir besonders wichtig, denn was kann einem Denkmal Besseres passieren, als dass wieder Menschen einziehen? Die Umnutzung des seit über zehn Jahren leerstehenden Industriedenkmals zu Wohnzwecken leistet einen wundervollen Beitrag zu seinem Erhalt. Die ehemalige Malz- und Tabakfabrik ist nach der mehrfachen Umnutzung eines der vielen positiven Beispiele im Land“, so Razavi.
Dritte Station: Bundesverfassungsgericht Karlsruhe
Letzte Station im Regierungsbezirk Karlsruhe war das Bundesverfassungsgericht. Das Gebäude ist ein hochrangiges Kulturdenkmal und sowohl aus architekturgeschichtlichen als auch aus heimatgeschichtlichen Gründen bedeutsam. Das Bundesverfassungsgericht wurde von 1962 bis 1969 durch den Architekten Prof. Paul G. R. Baumgarten (1900-1984) geplant, Bauherrin war die Bundesrepublik Deutschland. Aufgrund des gestiegenen Publikumsverkehrs wurde 1991 ein Anbau von zwei Wendeltreppen als Fluchtwege aus dem Sitzungsgebäude nötig. 1992 wurde nach Plänen des Karlsruher Architekten Gerhardt Assem ein unterirdischer Verbindungsgang zum Westflügel des Schlosses neu errichtet. Zur Erhaltung und Modernisierung eines der wohl bekanntesten Gebäude der Bundesrepublik waren von 2011 bis 2014 umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich, unter anderem eine umfassende energetische Sanierung. Zur Gewinnung regenerativer Energie wurden zwei Photovoltaikanlagen eingebaut, eine auf dem Richterring und eine auf dem Sitzungssaalgebäude. „Denkmalschutz und Klimaschutz gehören für mich zusammen. Das Bundesverfassungsgericht hat somit auch bei Photovoltaikanlagen auf Denkmalgebäuden den Weg gewiesen“, so Razavi.
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