Pressemitteilung
28. April 2023
BUND-Pressestelle
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Erdüberlastungstag: Drei Erden haben wir nicht
BUND fordert Ressourcenschutzgesetz mit klaren Zielen
- Ressourcenverbrauch muss bis 2050 um 85 Prozent sinken – bis 2030 um 50 Prozent
- Ressourcenschutzgesetz bis 2026 nötig
- BUND legt Positionspapier vor
Berlin. Am 4. Mai ist Erdüberlastungstag. Deutschland hat dann seine erneuerbaren natürlichen Ressourcen für den Rest des Jahres aufgebraucht. Gegen diese Verschwendung fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in seinem heute veröffentlichten Positionspapier von der Bundesregierung bis 2026 ein Ressourcenschutzgesetz mit verbindlichen Schutzzielen. Es muss sich auf Ressourcen wie Böden und Flächen, Acker- und Weideland, Fischgründe, Wald und Holz beziehen. Und gleichermaßen auf Baumaterialien wie Beton und Gips sowie Lithium und andere Metalle, die unter anderem für Elektronik und Batterien benötigt werden.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Ab heute leben wir in Deutschland für den Rest des Jahres auf Pump. Das geht auf Dauer nicht gut. Wir verschwenden Ressourcen auf Kosten unserer Kinder, Enkel und der gesamten Weltbevölkerung. So verspielen wir die Lebensgrundlage der Menschen. Die Bundesregierung muss noch in dieser Legislaturperiode ihre Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag einlösen. Der rechtliche Rahmen muss so angepasst werden, dass der Ressourcenverbrauch reduziert wird. Das geht nur mit einem Ressourcenschutzgesetz. Um Klimakrise und Artensterben aufzuhalten, muss der Ressourcenverbrauch bis 2050 um 85 Prozent sinken.“
Die Analyse zeigt, dass wir dringend verbindliche Ziele für den Schutz der Ressourcen benötigen. Aus Sicht des Umweltverbandes muss der Verbrauch in Deutschland als Zwischenziel bis 2030 um 50 Prozent im Vergleich zum derzeitigen Bedarf sinken. Dazu braucht es in fast allen Bereichen unseres Lebens deutlich weniger Verbrauch. Neben der Kohleindustrie werden noch zahlreiche andere Branchen verschwinden, deutlich schrumpfen oder ganz neu aufgestellt werden müssen. Insbesondere die Automobil- und Chemieindustrie müssen sich neu aufstellen. Denn die Ziele erreichen wir nur mit weniger Autos, Straßenbaubetrieben und Tankstellen.
Mit dem Wegfall ihres Hauptrohstoffes Erdöl braucht es auch in der Chemieindustrie weniger umweltschädliche Produkte, denn ein Ausweichen auf nachwachsende Rohstoffe ist nicht oder nur sehr begrenzt möglich. Das Gute: Ein Ressourcenschutzgesetz und verbindliche -schutzziele können dabei helfen, diesen Wandel planbar zu gestalten. Andernfalls werden uns Klimakrise, Wasserknappheit und Artensterben bald zu viel radikaleren Maßnahmen zwingen.
Bandt: „Quetschen wir unsere Erde weiter aus wie bisher, werden wir die Klimakrise niemals aufhalten können. Denn das ökologische Hauptproblem ist die Ressourcenverschwendung. Artensterben und globale Erwärmung sind nur die Symptome. Wenn wir eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft haben wollen, müssen wir das Problem endlich bei der Wurzel packen. Wir brauchen einen rechtlich verbindlichen und klaren Reduktionspfad.“
Weder national noch international Ebene gibt es bisher einen rechtlichen Rahmen, um den Ressourcenverbrauch zu verringern. Nicht einmal verbindliche Ziele sind formuliert. Dabei ist der Verbrauch für 90 Prozent des Wasserstresses und des Verlusts an biologischer Vielfalt verantwortlich, zudem für die Hälfte der globalen Treibhausgase. Auch werden die Ressourcen weltweit sehr ungleich in Anspruch genommen. Entsprechend ungleich verteilt sich der Schaden.
Mit der Erarbeitung einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie hat sich die Bundesregierung auf den Weg gemacht den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Dies kann jedoch nur der erste Schritt sein. Eine Kreislaufwirtschaftsstrategie allein wird nicht ausreichen, um die Herausforderungen zu meistern.
Hintergrund:
In dem neuen Positionspapier liefert der BUND auf mehr als 50 Seiten Argumente für verbindliche Ziele und ein Ressourcenschutzgesetz. Verbunden mit einem klaren Reduktionspfad würde so deutlich, wie viele Ressourcen überhaupt noch zur Verfügung stehen. Dies ist wichtig, damit die irdischen Ressourcen nicht weiter verpulvert werden.
Die BUND-Forderungen:
- Gesetzesinitiative der Bundesregierung für ein Ressourcenschutzgesetz in Form eines übergeordneten Stammgesetzes, das den Anwendungsbereich und die Grundsätze des Ressourcenschutzes festlegt, ohne dass alle bestehenden Regelungen in den einzelnen Fachgesetzen in ein Ressourcenschutz-Gesetzbuch umgeschrieben werden müssen. Das Ressourcenschutzgesetz muss messbare Schutzziele inklusive Bezugs- und Erreichungsjahr, Reduktionspfad, Monitoring, Sanktionen und Berichtspflichten verbindlich festschreiben.
- Die Festlegung von zwei konkreten und verbindlichen Schutzzielen:
- Verringerung des Verbrauchs von abiotischen Primärrohstoffen auf maximal sechs Tonnen pro Person und Jahr, gemessen in Total Material Consumption (TMC) bis 2050
- Verringerung des Verbrauchs biotischer Primärrohstoffe auf maximal zwei Tonnen pro Person und Jahr (in TMC bis 2050)
Die politischen Bemühungen um einen besseren Schutz der Ressourcen sind bisher ins Leere gelaufen. Seit 1970 hat sich ihr Verbrauch weltweit verdreifacht, ohne Gegenmaßnahmen würde er sich bis 2060 würde er sich noch einmal verdoppeln. In Deutschland stagniert der Verbrauch seit Jahren auf einem viel zu hohen Niveau.
Ein Beispiel aus einer Studie der Organisation PowerShift: Volkswagen würde nach einem aktuellen Zukunftsszenario 2030 allein für die Batterien seiner Fahrzeuge knapp 800.000 Tonnen Aluminium und 250.000 Tonnen Nickel benötigen. Das ist zehnmal so viel Nickel und Aluminium wie der gesamte geplante Ausbau der Windkraft in Deutschland (bis 2030) – bei nur einem Konzern. Übergeordnete und rechtlich verankerte Ressourcenschutzziele würden verdeutlichen, dass dies nicht möglich ist und wir als Gesellschaft zukünftig priorisieren müssen. Im konkreten Fall ist dies einfach: eine klimafreundliche Energieversorgung wird nicht ohne Windkraft gehen, eine klima- und ressourcenfreundliche Mobilität jedoch (nur) mit deutlich weniger und leichteren Autos.
Mehr Informationen:
Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Petra Kirberger (v.i.S.d.P.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin
Original Quelle Presseportal.de
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