Um ihre Rinder vor dem Wolf zu schützen, können Betriebe Fördermittel beim Land beantragen. Zudem wurde ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, um die vom Land erarbeiteten Herdenschutzmaßnahmen für Rinder in der Praxis zu erproben.
Speziell für Rinder hat das Umweltministerium Baden-Württemberg im vergangenen Jahr Empfehlungen für Maßnahmen zum Schutz der Herde vor dem Wolf entwickelt – gemeinsam mit Praktikern und dem Landwirtschaftlichen Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW). Diese wurden zu Beginn dieses Jahres nochmals angepasst. Auch wurden die Fördersätze kalkuliert und in die Landschaftspflegerichtlinie integriert. „Wir haben letzte Woche die Fördersätze für die Herdenschutzmaßnahmen bei Rindern veröffentlicht, die Mittel stehen den Betrieben nun zur Verfügung. Das ist ein wichtiger Schritt, um Herdenschutzmaßnahmen auch für Rinder in die Fläche zu bekommen und die Weidetierhalter zu unterstützen“, erklärt Umweltministerin Thekla Walker.
Pilotprojekt zur Erprobung der Schutzkonzepte
Um die erarbeiteten Herdenschutzmaßnahmen für Rinder in der Praxis zu erproben, wurde zudem das Projekt „Betriebsbegleitende Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen auf ausgewählten Flächen im Südschwarzwald“ initiiert. Das Umweltministerium unterstützt das Projekt. Umweltministerin Walker besucht aus diesem Anlass einen der teilnehmenden Pilotbetriebe. Auf dem Bruderhof in Wutach-Ewattingen im Südschwarzwald informiert sie sich über den Stand des Projekts.
Realisiert wird das Vorhaben durch den Naturpark Südschwarzwald, den Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) und die Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind. Mittlerweile haben sich 15 Pilotbetriebe aus allen Landkreisen im Naturpark Südschwarzwald dem Projekt angeschlossen. „Wir sehen ein großes Interesse an der Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen. Und wir sind froh, dass wir durch das Projekt unsere Mitglieder dabei unterstützen können“, berichtet Bernhard Bolkart, Präsident des BLHVs.
Gerade in den Höhenlagen des Südschwarzwalds werden viele Rinder gehalten. Durch die Rückkehr des Wolfs stehen die weidetierhaltenden Betriebe vor einer zusätzlichen Herausforderung. „Wir erleben viel Verunsicherung bei den Betrieben in unser Erzeugergemeinschaft. Viele fragen sich, wie es weitergehen soll. Umso wichtiger ist es, den notwendigen Umsetzungsprozess von Herdenschutzmaßnahmen pilothaft zu starten“, so Markus Kaiser, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind.
Schutzmaßnahmen müssen in der Praxis geprüft werden
Alle Beteiligten erwarten von dem Projekt umfassende Erkenntnisse zu den unterschiedlichen Herdenschutzmaßnahmen. „Nur in der Praxis können wir die Schutzmaßnahmen auf ihre Tauglichkeit hin prüfen und gemeinsam weiterentwickeln“, erläutert Roland Schöttle, Geschäftsführer des Naturparks Südschwarzwald.
Bei ihrem Besuch auf dem Bruderhof kann Ministerin Walker schon einige der Maßnahmen besichtigen. „Ich bedanke mich herzlich bei allen Beteiligten für die hervorragende, fachlich fundierte und sachliche Zusammenarbeit“, betont sie. „Effizienter Herdenschutz, entwickelt von Praktikern, ist eine der Erfolgsformeln für die verträgliche Koexistenz von Weidetierhaltung und Wolf.“
Projekt „Betriebsbegleitende Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen auf ausgewählten Flächen im Südschwarzwald“
Das Projekt „Betriebsbegleitende Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen auf ausgewählten Flächen im Südschwarzwald“ startete am 1. Oktober 2023 und hat eine Laufzeit von vier Jahren. In dieser Zeit werden Pilotbetriebe mit dem Schwerpunkt Rinderhaltung beim Planungs-, Beantragungs- und Umsetzungsprozess von Herdenschutzmaßnahmen beraten und begleitet. Ziel ist die Evaluierung, Entwicklung und Umsetzung effizienter Schutzkonzepte.
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