„Rahel R. Mann
Woher kommt Kraft? Was macht einen Menschen aus? Wo liegen die Wurzeln des Glaubens? Worin liegt das Ewige?
So viele Fragen. Rahel R. Mann, die am 7. Juni 1937 als Renate Wolf in Berlin geboren wurde, beschäftigte sich intensiv mit ihnen. Wissbegierig und interessiert entwickelte sie ihre sehr eigenen Vorstellungen von Konfession; sah selbst in der Deutung der Sternenkonstellation eine wissenschaftliche Methode. Sie nahm sich die Freiheit zu bestimmen, was im Judentum, was im Christentum die für sie gültigen Aspekte waren. Erst spät entdeckte sie die „Morgenstunden“ von Moses Mendelssohn für sich.
Sie war das Kind einer nicht verheirateten Mutter, die nach den nationalsozialistischen Kategorien als Halbjüdin galt, auch der Vater war Jude. Die kleine Renate musste sich in verschiedenen Pflegefamilien zurechtfinden. Immer wieder betonte sie, dass sie von ihrer Mutter keine Liebe erfahren hat, sie diese deshalb vielleicht nicht vermisst hat. Andere Menschen fühlten sich für sie verantwortlich, gaben ihr Schutz und Fürsorge. Die letzte Phase des Krieges wurde sie allein im Keller in der Starnberger Straße von der Hauswartsfrau, Frau Vater, versteckt. Draußen fielen die Bomben, sie wurde vor noch Schlimmerem bewahrt. Völlig allein hatte sie in ihrem Verschlag ein Heft, einen Stift und ihre „Nuckelpuppe“, ein bisschen Wasser, etwas zu Essen, einen Eimer.
Im Mai 1945 fanden sie Soldaten der Roten Armee, päppelten sie mit Kondensmilch auf.
Sie ging erstmals mit acht Jahren zur Schule; reifte zu einer schönen jungen Frau heran, bestand ihr Abitur am Rückert-Gymnasium, wissbegierig stürmte sie in die Welt. Sie wurde Lehrerin, gründete selbst eine Familie mit zwei Kindern; bildete sich medizinisch fort, arbeitete als Heilpraktikerin in Braunschweig. Mit 60 Jahren entschied sie sich, nach Israel zu gehen, wo die Tochter mit ihrer Familie lebte. Sie reagierte körperlich auf die zahlreichen Selbstmordattentate, die in dieser Zeit passierten. Nach zehn Jahren, 2007, kehrte sie nach Berlin-Schöneberg zurück. Sie begann als Zeitzeugin von ihren Erfahrungen zu berichten – auch in unserer Ausstellung. Im Verein frag doch! war sie Ehrenmitglied. – Mit ihrer temperamentvollen Art vermittelte sie, welch hohes Gut die Freiheit darstellt und wie kostbar ein selbstbestimmtes Leben ist.“
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