Berlin (ots)
- Energiekonzern RWE plant in Brunsbüttel ein Terminal für den Import von Ammoniak ab 2026
- Terminal soll direkt neben von der Bundesregierung kofinanziertem Terminal für fossiles Flüssigerdgas sowie neben atomaren Anlagen entstehen
- Grünes Ammoniak kann grundsätzlich Beitrag zur Energiewende leisten, doch störfallrechtliche Zweifel gegen den Standort Brunsbüttel bleiben bestehen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht viele offene Fragen im Zusammenhang mit der Ankündigung von RWE, am Standort Brunsbüttel ein Terminal für den Import von grünem Ammoniak zu errichten. Grünes Ammoniak, hergestellt auf Basis erneuerbarer Energien, kann nach Einschätzung der DUH grundsätzlich einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Geklärt werden muss jedoch die nachhaltige Herkunft des Ammoniaks, dafür fehlt bisher ein Konzept. Außerdem ist nach Bewertung der DUH die Ansiedlung eines weiteren Störfallbetriebs in Brunsbüttel neben den bestehenden atomaren Anlagen und dem geplanten Flüssigerdgas (LNG)-Terminal nicht möglich.
Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Mit der Ankündigung von RWE, in Brunsbüttel ein Terminal für den Import von grünem Ammoniak zu errichten, geht der Konzern einen Schritt in die richtige Richtung. Deutschland wird ein Energieimporteur bleiben, deshalb muss die Bundesregierung nicht nur den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland massiv beschleunigen, sondern auch die Voraussetzungen für den Import grüner Energien schaffen. Ammoniak ist dabei ein gangbarer Weg, doch viele Kriterien müssen beachtet werden. Insbesondere die Standortfrage ist weiterhin mit vielen Fragezeichen versehen, denn ein Import-Terminal für Ammoniak ist ein Störfallbetrieb, genauso wie das von der Bundesregierung geplante LNG-Terminal vor Ort. Das Risiko ist schlicht nicht tragbar, wenn Flüssigerdgas-, Ammoniak-Terminals und eine atomare Anlage an einem Standort errichtet werden.“
Ammoniak wird in großen Mengen in der chemischen Industrie eingesetzt, zum Beispiel zur Herstellung von Düngemitteln. Dabei wird der Stoff zurzeit noch auf Basis von fossilem Gas produziert. Über den Import von grünem Ammoniak, der auf Basis von erneuerbaren Energien hergestellt wird, kann der Gasbedarf signifikant reduziert werden. Beim Import besteht jedoch die Gefahr, dass die Energiewende in den Herkunftsländern verschleppt wird, wenn die Kapazitäten zur Herstellung von grünem Strom eher in die Produktion und den Verkauf von Ammoniak gesteckt werden, anstatt den fossilen Strombedarf vor Ort zu reduzieren.
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH: „Die Industrie überschlägt sich weiterhin mit Ankündigungen zum Import von Energie. Im Gegensatz zu den rein fossilen Plänen für die geplanten Flüssigerdgas-Terminals in Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven, bieten die Pläne von RWE die Chance, einen sinnvollen Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie zu leisten. Damit das klappt, braucht es jetzt ein Gesamtkonzept zum Import des grünen Ammoniaks: Woher sollen die Mengen kommen, und wie können Nachhaltigkeitsstandards eingehalten werden? Diese Antworten müssen jetzt geliefert werden. Gleichzeitig muss die Regierung den Wildwuchs bei den Importprojekten durch die Vorlage eines umfassenden Energie-Importkonzeptes endlich beenden, bevor noch mehr Steuergeld für fossile Wunschträume verschwendet wird. Der Bedarf an fossilen LNG-Terminals ist dabei weiterhin nicht nachgewiesen – ein mögliches Ammoniak-Terminal darf dabei nicht als Rechtfertigung dienen, um nebenan parallel fossile Planungen umzusetzen.“
Hintergrund:
Nach heutigem wissenschaftlichem Stand wird Ammoniak in Zukunft als Düngemittel nicht mehr benötigt, auch vor dem Hintergrund, dass die Bundesregierung den Ökolandbau zum Leitbild erklärt hat. Ammoniak gilt aber als einer der vielversprechendsten Energieträger zum Import erneuerbarer Energie. Der Stoff ist hochgiftig, doch Handhabung und Transport sind durch den langjährigen Einsatz in der Industrie geübt. Das nun angekündigte Ammoniak-Importprojekt von RWE in Brunsbüttel soll direkt neben dem fossilen LNG-Terminal entstehen, das derzeit mit Unterstützung der Bundesregierung geplant wird. Auch der Energiekonzern Uniper hat bereits 2021 angekündigt, die Möglichkeiten zur Errichtung eines Ammoniak-Terminals am Standort Wilhelmshaven zu prüfen.
Durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wurden die Planungen in Sachen LNG-Terminals nun massiv beschleunigt und erweitert. Neben den LNG-Plänen in Brunsbüttel prüft auch der Energiekonzern Uniper seine bereits verworfenen Pläne für die Errichtung eines LNG-Terminals in Wilhelmshaven derzeit wieder; in Stade möchte der Vorhabenträger Hanseatic Energy Hub alle Genehmigungsunterlagen bereits bis Mitte des Jahres einreichen. Die DUH engagiert sich bereits seit mehreren Jahren als Mitglied im „Klimabündnis gegen LNG“ gegen die Errichtung von LNG-Terminals in Deutschland und hat hierzu mehrere Rechtsgutachten veröffentlicht. Die Gutachten zeigen, dass die geplanten LNG-Terminals in Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Stade aus Sicherheits- und Umweltschutzgründen nicht genehmigungsfähig sind.
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Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz
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