München (ots)
- Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Konsequenzen drücken stark auf die Stimmung in den Unternehmen und auf die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland
- Die Inflationserwartungen der Finanzvorstände sind sehr deutlich angestiegen; zugleich sinken Investitions- und Beschäftigungsabsichten, ebenso wie die erwarteten Umsätze und operativen Margen
- Besonders stark von dem wirtschaftlichen Einbruch betroffen sind in Deutschland die Sektoren Automotive und Maschinenbau
Kaum schien die Corona-Krise bewältigt, setzt der Ukraine-Krieg die deutsche Wirtschaft u.a. mit gestiegenen Energiepreisen und Unsicherheiten gewaltig unter Druck. Infolgedessen erwarten einer Umfrage des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte zufolge viele Finanzvorstände in Deutschland sinkende Gewinnmargen und schrauben ihre Investitions- und Beschäftigungspläne zurück.
„Eigentlich sollte 2022 das Jahr der Normalisierung nach der Corona-Pandemie werden“, sagt Dr. Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte. „Die Vorzeichen schienen günstig, die Konsumentenstimmung war gut, die Unternehmen standen Investitionen positiv gegenüber, und selbst der Druck auf die Lieferketten ließ Anfang des Jahres nach. Konjunkturell wurde erwartet, dass die Wirtschaft mit dem Abflauen der Omikron-Welle einen kräftigen Aufschwung erleben würde. Der Krieg in der Ukraine hat diese Situation und den Ausblick auf das Jahr 2022 allerdings grundlegend verändert.“
Planung leidet unter Zunahme von Ungewissheit und Inflation
Am stärksten fällt die zuletzt stark gestiegene Unsicherheit unter den zwischen Ende März und Mitte April befragten 140 CFOs deutscher Konzerne auf. Aktuell bewerten 74 Prozent den Grad der Unsicherheit als hoch oder sehr hoch; das sind fast ebenso viele wie unmittelbar nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie (78%). Noch im Herbst 2021 lag der entsprechende Wert bei 32 Prozent „Diese Zunahme der Unsicherheit beeinflusst die Planungen in den Unternehmen und lässt die Vorsicht wachsen“, so Börsch.
Neben den gestiegenen Energiepreisen (77%, +35% gegenüber Herbst 2021) fürchten die CFOs besonders geopolitische Risiken (77%, +37%), gefolgt von steigenden Rohstoffkosten (71%, +14%). Rund zwei Drittel sehen sich durch den Fachkräftemangel sowie steigende Lohnkosten (59%, +25%) gefährdet.
Hoch sind auch die Inflationserwartungen der Finanzchefs, hier rechnet man für die kommenden zwölf Monate mit einer Rate von 6,1 Prozent. Damit verdoppelt sich der Wert im Vergleich zum letzten Herbst fast. In einer längerfristigen Perspektive geht gut die Hälfte der Befragten gehen davon aus, dass die Teuerung bis Ende 2023 zwischen drei und vier Prozent liegen wird, während 42 Prozent einen Wert deutlich darüber sehen.
Wirtschaftlicher Ausblick verdüstert sich
Zwar bewerten beachtliche 82 Prozent der Befragten die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland als positiv oder neutral und somit besser als die Konjunktur in der übrigen Eurozone oder in China, schlechter aber als in den USA. Aber: „Bei den Aussichten für die nächsten zwölf Monate gehen die Werte für Deutschland und die Eurozone steil nach unten. Die Hälfte der CFOs erwartet eine Verschlechterung der Konjunktur“, so Börsch. Detaillierte Zahlen und Analysen für den europäischen Wirtschaftsraum kündigt Deloitte für die zweite Maihälfte an.
Ein starker Rückgang ist auch bei der Bewertung der eigenen Geschäftsaussichten zu beobachten: Hier sinkt der Indexwert von +23 (Herbst 2021) auf -38, der größte Rückgang seit Beginn des CFO Survey 2012, wobei das Ausgangsniveau in der Corona-Krise sehr viel niedriger lag. Insgesamt haben sich somit für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen die Geschäftsaussichten in den vergangenen drei Monaten verschlechtert.
Besonders betroffen sind Automobilindustrie und Maschinenbau
Der konjunkturelle Einbruch ist in der Autoindustrie besonders ausgeprägt: Hier nehmen 83 Prozent der Unternehmen eine Verschlechterung der Geschäftsaussichten wahr. Auch beim für Deutschland sehr wichtigen Sektor Maschinenbau zeichnen die Befragten ein eher düsteres Bild.
„Unsere Umfrage ergibt, dass die Unternehmen sehr viel vorsichtiger werden“, sagt Börsch. „Dies gilt besonders für die Automobilindustrie, wo die Zahl der Unternehmen, die ihre Investitionen und Beschäftigung senken wollen, sehr viel höher liegt als die Zahl derer, die sie zu steigern gedenken. Ein Lichtblick dabei ist immerhin, dass die Investitions- und Beschäftigungspläne der Unternehmen insgesamt noch knapp im positiven Bereich verbleiben.
Dennoch: Der Krieg in der Ukraine ändert auch die Risikolandschaft für Unternehmen fundamental. In jedem Fall ist das Unternehmensumfeld sehr viel volatiler geworden mit unsicheren langfristigen Konsequenzen. Diese Unsicherheit könnte – je nach Entwicklung des Konflikts -noch viele Monate anhalten.“
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Inhaltlich verantwortlich für den CFO Survey ist Dr. Alexander Börsch, Chefökonom und Leiter Research bei Deloitte.
Das aktuelle Economic Trend Briefing von Deloitte zum CFO Survey können Sie hier herunterladen: https://ots.de/Cl5Rpg
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