Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Baden-Württemberg hat unter der Corona-Pandemie gelitten. Insgesamt haben die Menschen weniger Vertrauen in ihre Mitmenschen und die Institutionen. Das zeigen erste Ergebnisse einer Studie, die in Berlin vorgestellt wurde.
Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Baden-Württemberg? Hierzu liegen erste Ergebnisse einer aktuellen Bertelsmann-Studie vor, die am Freitag, 13. Mai 2022 bei einer Veranstaltung in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin erstmals vorgestellt wurden.
Die Studie zeigt bereits in der jetzt vorliegenden Kurzfassung, dass die Corona-Pandemie den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Baden-Württemberg beeinträchtigt hat. Die Menschen haben heute etwa weniger Vertrauen in ihre Mitmenschen und in Institutionen. Die sozialen Netze, die Solidarität und die Hilfsbereitschaft im Land sind nach Ansicht der Befragten zurückgegangen. Auch das zwischenmenschliche Vertrauen ist geringer geworden.
Corona hat Kinder und Jugendliche besonders belastet
Insgesamt ist der Index für Zusammenhalt, der auf einer Skala von 0 bis 100 aufgeführt wird, von 2019 bis zum Jahreswechsel 2021/2022 deutlich von 64 auf 54 Punkte gesunken. Insbesondere Kinder und Jugendliche hat die Corona-Pandemie demnach stark belastet. Vor allem Arme, chronisch Kranke, alleinerziehende Frauen, nicht Erwerbstätige sowie Menschen mit Migrationsgeschichte drohen tendenziell durch das soziale Netz zu fallen, haben also besonderen Unterstützungsbedarf.
„Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut. Deswegen bin ich sehr froh, dass die aktuelle Bundesregierung sich darauf verständigt hat, eine Kindergrundsicherung einzuführen. Mein Ziel ist es, dass wir im nächsten Jahr einen Gesetzentwurf dazu vorlegen können“, sagte die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Lisa Paus in der anschließenden Podiumsdiskussion. „Auch durch mehr Gleichberechtigung und den Abbau von Geschlechterdiskriminierung wollen wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.“
Pandemie hat Spuren in der Gesellschaft hinterlassen
„Wir müssen diese Ergebnisse sehr ernst nehmen. Ich freue mich, dass wir bereits zum zweiten Mal mit der Bertelsmann Stiftung faktenbasiert auf die gesellschaftlichen Entwicklungen in unserem Bundesland schauen“, sagte Baden-Württembergs Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha. „Die Ergebnisse bestätigen unsere bisherigen Strategien und Förderprogramme und spornen uns an, diesen Weg konsequent weiter zu gehen, damit alle Zugang zu Unterstützung und Förderung bekommen, um umfassend am gesellschaftlichen Leben beteiligt zu werden.“
Prof. Dr. Klaus Boehnke von der Jacobs University Bremen und Autor der Studie: „Es hat sich gezeigt, dass Jugendliche in der Pandemie stark belastet waren. Gleichzeitig, und das ist die gute Nachricht, blicken die Jugendlichen jedoch weniger pessimistisch als Ältere in die Zukunft.“
Dr. Kai Unzicker von der Bertelsmann Stiftung, ebenfalls Autor der Studie: „Wir sehen deutlich, dass die Pandemie Spuren in der Gesellschaft hinterlassen hat, an die Substanz gegangen ist. Der Zusammenhalt ist zwar schwächer geworden, aber ich würde insgesamt nicht von einem schwachen Zusammenhalt sprechen. Da zerbricht noch nichts.“
Die Studie der Bertelsmann Stiftung „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022“
Bilder: Titel Symbolbilder Baden-Württemberg by Pixabay.com / Baden-Württemberg.de