02.03.2022 – 06:00
Hamburg (ots)
Die Wärmeversorgung der Gebäude in Deutschland kann ab 2035 vollständig durch erneuerbare Energien gesichert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag von Greenpeace. Dazu muss der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen ab 2024 und der Betrieb bestehender Anlagen mit einem Ausstiegsgesetz schrittweise bis 2035 verboten werden. Bisher plant Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), dass neue Heizungen ab 2025 zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. „Die aktuelle Entwicklung führt uns schmerzhaft vor Augen, dass wir nicht nur aus ökologischen Gründen schneller weg müssen von fossilen Energien, sondern auch aus politischen“, sagt Gerald Neubauer, Energieexperte von Greenpeace. „Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, führt kein Weg am zügigen Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen vorbei. Minister Habeck sollte die Wärmewende jetzt mit einem Ausstiegsgesetz für Öl- und Gasheizungen beschleunigen.“
Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, das vom Wuppertal Institut ausgearbeitete Sofortprogramm zum Heizen ohne Öl und Gas noch in diesem Jahr umzusetzen. Ergänzend zum Ausstiegsgesetz enthält es ein Förderprogramm für zwölf Millionen Wärmepumpen und 70 Millionen Quadratmeter Solarthermieanlagen. Bisher sind in Deutschland gut eine Million Wärmepumpen und 20 Millionen Quadratmeter Solarthermieanlagen installiert. Damit die beschleunigte Wärmewende gelingt, muss der Energiebedarf der Gebäude sinken. Das Sofortprogramm sieht deshalb eine schrittweise Pflicht zur Sanierung ineffizienter Gebäude vor, so dass bis 2040 alle Gebäude die Effizienzklasse B erreichen. Dazu ist eine Bundesförderung für effiziente Gebäude nötig, die zur Sanierung von jährlich mindestens drei Prozent der Gebäude führt. Zudem müssen Nah- und Fernwärmenetze stark ausgebaut und bis 2035 auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Das erfordert Ziele und gesetzliche Standards zusammen mit einem Förderprogramm für Betreiber und Kommunen.
Beschleunigte Wärmewende ist auch wirtschaftlich sinnvoll
Die beschleunigte Wärmewende ist für Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen wirtschaftlich. Der Ausstieg aus Öl und Gas erfordert zunächst zusätzliche jährliche Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Euro sowie 22 Milliarden Euro staatliche Fördergelder. Doch ab 2035 würde das jährlich netto 11,5 Milliarden Euro an Kosten einsparen. Mit den Maßnahmen sind eine halbe Million Arbeitsplätze verbunden. Schließlich führt die beschleunigte Wärmewende bis 2035 zur Verringerung von jährlich 168 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Das sind mehr als 20 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen in Deutschland im vorigen Jahr. „Fast 700.000 fossile Heizungen wurden in Deutschland im vergangenen Jahr neu eingebaut – für den Klimaschutz ist das fatal“, sagt Neubauer. „Jede weitere Öl- oder Gasheizung macht den Umstieg kostspieliger. Deshalb muss die Bundesregierung die Weichen für eine schnelle Wärmewende noch in diesem Jahr stellen.“
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