Umweltstaatssekretär Oliver Conz und Landesbetriebsleiter Michael Gerst präsentierten den Nachhaltigkeitsbericht des Landesbetriebs Hessen-Forst im Forstamt Königstein. Temperaturextreme, Dürre, Borkenkäfermassenvermehrung und auch Covid-19 – diese Themen bestimmten das Handeln der Försterinnen und Förster und die Ergebnisse der vergangenen beiden Jahre. „Die Bedeutung des hessischen Waldes als CO2-Speicher, als Lebensraum für Tiere, als Klimaregulator, Erholungsraum für Menschen aber auch als Rohstofflieferant ist unschätzbar groß. Die 2018 begonnene Wiederbewaldung, die Pflege einer neuen klimastabilen zukunftsweisenden Waldgeneration und eine hohe Biodiversität stehen im Fokus unserer Forstpolitik. Um gemeinsam den Wald von morgen zu erhalten, wiederaufzubauen und die Waldökosysteme zu stabilisieren, sind wir dabei auf gut ausgebildetes Personal angewiesen. Deswegen danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von HessenForst, die sich täglich auf beeindruckende Weise für unseren Wald engagieren. Mit dem im vergangenen Jahr aufgestellten 12-Punkte-Plan sorgen wir für die Sicherstellung der Finanzierung für die erforderlichen Maßnahmen. Gleichzeitig fördern wir mit der Extremwetterrichtlinie die Bewältigung der durch Sturm und Starkregen verursachten Schäden“, so Staatssekretär Oliver Conz.
Forstamtsleiter Sebastian Gräf zeigte mit seinem Team, welche Arbeiten in den kommenden Jahren im Wald die größte Rolle spielen. Grundsätzlich ist eine natürliche Verjüngung angestrebt. Es sei die Pflege der aufkommenden Bestände, die jetzt für viele Jahre im Fokus stehe. Dabei gehe es beispielsweise um das Zurückdrängen der Konkurrenzvegetation, damit sich die neue Waldgeneration schnell entwickeln könne. Nur wo eine natürliche Verjüngung nicht vielfältig genug oder nicht standortbezogen sei, werde ggf. auch gepflanzt.
Vergangene Jahre waren außerordentlich trocken
Welche Bäume kommen in hundert Jahren dort zurecht, wo sie heute wachsen oder gepflanzt werden? Diese Frage beschäftigt die Forstwissenschaft ebenso, wie die Praktiker im Wald. Landesbetriebsleiter Gerst betonte, dass es die eine Lösung nicht gäbe, dass sich jedoch alle darüber einig wären, dass Risikostreuung, also Baumartenvielfalt elementar wichtig sei. HessenForst pflanzte 2019 und 2020 rund sechs Millionen Bäumchen auf 1.600 Hektar Freiflächen. Das entspricht einer Investition von 24 Millionen Euro, mehr als je zuvor in der Geschichte des Landesbetriebs. 6,3 Millionen Euro verausgabte HessenForst für Pflegemaßnahmen in jungen Waldbeständen.
Was 2018 nahezu unvorstellbar war, trat in den Jahren 2019 und 2020 ein. Drei Dürrejahre in Folge. Die damit einhergehende Massenvermehrung von Schadinsekten war zu erwarten. Die Heftigkeit aber, mit der auch die Buche schwächelt, bereitet den Forstleuten Sorge. „Nicht nur einzelne Bäume, sondern ganze Buchenwaldkomplexe zeigen Absterbesymptome“, so Gerst. Neben den großen Verlusten an Fichtenbeständen, die dem Borkenkäfer zum Opfer fielen, steckt auch die Buche, der häufigste und typische hessische Laubbaum, in der Klimakrise. Das hat nicht nur Folgen für die Bereitstellung des Rohstoffs Holz, sondern auch für die Verkehrssicherung entlang von Straßen und Wanderwegen. Der Aufwand, um Wege und Straßen zu sichern, sei immens, so Gerst. Er bittet alle Waldbesucher*innen um Verständnis, wenn Wege gesperrt werden müssen, weil die Gefahr von herabfallenden Ästen zu hoch sei.
Fakten zum Geschäftsjahr 2019/2020 für den Landesbetrieb HessenForst
- 1,1 / 5,3 Millionen junge Bäume im Staatswald gepflanzt
- 3,8 / 3,3 Millionen Kubikmeter Holz geerntet, davon 85 / 88 Prozent durch Kalamität
- 119 / 124 Windenergieanlagen im Betrieb
- Jahresergebnis: -30 / -57 Millionen Euro
- Betreute Körperschaftswaldbetriebe: 425 / 409 Kommunalwaldbetriebe und 326 / 323 Gemeinschaftswaldbetriebe
- 1.981 / 1.944 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 118 / 124 in Ausbildung
Titel Bilder: Symbolbilder Hessen by Pixabay.com
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