Heute ziehen die letzten Orang-Utans aus der Stuttgarter Wilhelma aus: PETA begrüßt Entscheidung, fordert aber weitere Schritte, um Menschenaffen-Gefangenschaft ganz zu beenden

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Stuttgart, 12. Juli 2022 – Die Wilhelma sperrt keine Orang-Utans mehr ein: Heute beendet die Stuttgarter Wilhelma die Haltung der Primaten. Die drei verbliebenen Orang-Utans Moni, Karo und Batak werden an zoologische Einrichtungen in Belgien überführt. Auch wenn die Tiere in einem anderen Zoo weiterhin in Gefangenschaft leben müssen, begrüßt PETA diesen ersten wichtigen Schritt und fordert, auch die anderen Menschenaffenhaltungen in Stuttgart auslaufen zu lassen. Zudem sollte verhindert werden, dass weitere Generationen von Orang-Utans in die leidvolle Zoo-Gefangenschaft hineingeboren und als Besuchermagnete missbraucht werden. Die Tierrechtsorganisation appelliert daher an die Zooverantwortlichen, sicherzustellen, dass Orang-Utan-Mann Batak keinen Nachwuchs mehr zeugt – Moni und Karo sind schon zu alt, um sich fortzupflanzen –, etwa durch Kastration oder eine vertragliche Vereinbarung mit dem aufnehmenden Zoo.

„Dass die Wilhelma nun zumindest die Orang-Utan-Haltung beendet, ist ein guter Schritt in die richtige Richtung“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Letztlich muss jedoch die Zoo-Gefangenschaft von Menschenaffen grundsätzlich über einen Zuchtstopp beendet werden. Denn unsere nächsten Verwandten im Namen der sogenannten Erhaltungszucht lebenslänglich einzusperren und von Einrichtung zu Einrichtung zu herumzuschieben, ist eine Sackgasse und unweigerlich mit Tierleid verbunden.“

Moni und Karo wurden in den 70er-Jahren in Stuttgarter Zoo-Gefangenschaft geboren. Die beiden Orang-Utan-Schwestern verbrachten 40 Jahre in tristen und beengten Betongehegen. Erst 2017, nach der Renovierung des alten Affenhauses, spürten sie zum ersten Mal Gras unter den Füßen, weil sie infolgedessen in ein Gehege mit Außenbereich verlegt wurden [1]. Doch von „artgerecht“ ist die Anlage in Stuttgart noch immer weit entfernt: In der Natur verbringen Orang-Utans die meiste Zeit ihres Lebens hoch oben in den Baumkronen des Regenwalds – etwas, das ihnen in Gefangenschaft verwehrt bleibt. Der junge Affen-Mann Batak wurde im Zoo Leipzig geboren und zu Zuchtzwecken herumgereicht: Erst in den Tierpark Hagenbeck, um dann in der Wilhelma regelrecht „zwischengelagert“ zu werden. [2] Zoologische Einrichtungen betreiben Zuchtprogramme, in deren Rahmen einzelne Tiere zwischen Zoos in aller Welt herumgereicht und dort in fremde Gruppen gesteckt werden. Die damit verbundene Umstellung ist für die sensiblen Affen oft mit einer traumatischen Belastung verbunden, die in der Vergangenheit sogar schon zu Todesfällen geführt hat.

Populationsrückgang trotz Zucht und angeblicher Aufklärungsarbeit von Zoos
Einer Studie zufolge hat sich der Bestand der Orang-Utan-Population auf Borneo seit 1999 etwa halbiert. [3] PETA weist zudem darauf hin, dass bereits über 1.500 gerettete Orang-Utans in Auffangstationen in ihren Heimatländern auf Wiederauswilderung warten. [4] Dies ist für die in Zoos gezüchteten Tiere jedoch nicht vorgesehen, denn in den Schaugehegen können sie wichtige Verhaltensweisen für ein Überleben in der Natur nicht erlernen. „Während die letzten Lebensräume der Tiere in Indonesien zerstört werden, weil finanzielle Mittel für ihren Schutz fehlen, fließen jedes Jahr Millionen Euro an Steuergeldern in die sinnlose Haltung und Nachzucht von Orang-Utans in Gefangenschaft“, sagt Würz. Die Ansprüche von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Studien zufolge leiden die Tiere in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen – auch in akkreditierten und vergleichsweise großen zoologischen Einrichtungen. [5] Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürworten 41 Prozent der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos. Im Rahmen der Kampagne „Menschenaffen raus aus Zoos“ fordert PETA, die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks auslaufen zu lassen.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Bild (04.10.2017): Orang-Utan Moni zum 1. Mal barfuß im Gras, https://www.bild.de/regional/stuttgart/orang-utan/moni-zum-ersten-mal-barfuss-im-gras-53427180.bild.html (Zuletzt eingesehen am: 12.07.2022).

[2] TAG24 (19.01.2022): Orang-Utan-Mann Batak muss seine Gruppe verlassen: Hier findet er ein neues Heim, https://www.tag24.de/thema/tiere/orang-utan-batak-muss-seine-gruppe-verlassen-hier-findet-er-ein-neues-heim-2295376 (Zuletzt eingesehen am: 12.07.2022).

[3] Voigt et al. (2018): Global Demand for Natural Resources Eliminated More Than 100,000 Bornean Orangutans. In: Current Biology 28, 1–9.
[4] Max-Planck-Gesellschaft (2016): Vermischung von Orang-Utan-Unterarten beunruhigt Forscher. Online abrufbar unter: https://www.mpg.de/10326896/orang-utan-unterarten-vermischung. (Zuletzt eingesehen am: 12.07.2022).

[5] Birkett, L./Newton-Fisher, N. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLOS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.

Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Wilhelma-Stuttgart-Orang-Utan
PETA.de/Themen/Menschenaffen-Wilhelma-Stuttgart
PETA.de/Themen/Tierpark-Hagenbeck-Menschenaffen
PETA.de/Kampagnen/Menschenaffen

Pressekontakt:
Sophie Burke, +49 711 860591-528, [email protected]

Quelle : PETA.de

https://wertheimerportal.de/faktencheck-tauben-sind-keine-ratten-der-luefte/

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