Usedom / Stuttgart, 11. November 2021 – Töten mit kirchlichem Segen: Morgen findet eine Hubertusmesse in der St.-Marien-Kirche Usedom statt. Für die Ausrichtung des Gottesdienstes übt PETA scharfe Kritik an den Verantwortlichen der Kirchengemeinde. Hubertusmessen, die vornehmlich von Jägern und Jägerinnen mitverantwortet und besucht werden, sind nicht mit der christlichen Ethik der Achtung vor dem Leben vereinbar. Sie bilden häufig den Auftakt zu den grausamen Drückjagden, bei denen Jägerinnen und Jäger durch die Wälder ziehen, um Tiere zu hetzen und zu töten. Die Tierrechtsorganisation appelliert nun an die Kirchenverantwortlichen, sich künftig von den gewaltverherrlichenden Messen zu distanzieren.
„Einen Gottesdienst zu veranstalten, der Menschen symbolisch den Segen für das sinnlose Töten wehrloser Mitgeschöpfe gibt, sendet ein völlig falsches Signal. Kirchen müssen für die Bewahrung der Schöpfung eintreten, nicht für ihre Zerstörung. Die Hubertusmesse verkennt, dass der heilige Hubertus vom Jäger zum überzeugten Jagdgegner wurde“, kritisiert Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin bei PETA. „Auch sogenanntes Bio-Wildfleisch bedeutet enormes Tierleid, zudem ist es nicht gesünder. Regelmäßig werden krebserregende und nierenschädliche Bleirückstände gefunden.“
Hintergrundinformationen
Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben bei Drückjagden bis zu zwei Drittel der Wildtiere nicht sofort. [1] Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden oft tagelang unter den Verletzungen und sterben qualvoll, wenn sie bei der sogenannten Nachsuche nicht gefunden werden.
Anerkannte Fachleute sind sich einig, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. Dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge müssen die nahezu ausgerotteten Wölfe nicht durch menschliche Jäger und Jägerinnen ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet. [2] Der Kanton Genf, in dem die Hobbyjagd seit über 40 Jahren verboten ist, ist nur ein Beispiel hierfür. Hier reguliert sich die Natur in erster Linie selbst. Das Resultat: eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen. Der Biologe Dr. Karl-Heinz Loske sieht in der Jagd lediglich ein überflüssiges Hobby, das der Befriedigung der Jagdlust der Jäger dient. Als er in jungen Jahren einen Jagdschein machte, wurde ihm schnell klar, dass dies nicht viel mit Natur- und Artenschutz gemein hat. Heute ist Dr. Loske ein anerkannter Experte für Landschaftsökologie, für den die Jagd weder aus ökologischer noch aus moralischer Sicht zu verantworten ist. [3]
Überlieferungen zufolge offenbarte sich Gott dem im Jahr 655 in Toulouse geborenen Hubertus während einer Jagd in der Gestalt eines Hirsches. Zutiefst von dieser Begegnung bewegt, entsagte Hubertus in diesem Zuge der Jagd. Er wurde in Rom zum Bischof geweiht und starb 727 als heiliger Hubertus von Lüttich. Das Christentum ist eine Religion der Ethik, die für Barmherzigkeit, Achtung vor dem Leben und Nächstenliebe eintritt.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
[1] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2010): Tierschutz und Bewegungsjagden. Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).
[2] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation SWR BW. (15.05.2014).
[3] Loske, K. (2016): Das Wider der Jagd. TV-Beitrag WDR.
Weitere Informationen:
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