Stuttgart, 27. März 2023 – Vergangenen Montag hat PETA gegen sechs Rinderzuchtunternehmen Anzeige erstattet, die die Qualzucht Holstein-Friesian durch Zucht, Besamung oder Vermarktung reproduzieren. Alle angezeigten Betriebe sind Fusionspartner des Zuchtunternehmens „Phönix Group“, welches für die Hälfte der deutschen Holstein-Population verantwortlich ist. Grundlage der Strafanzeigen sind Gutachten und Studien, die Kühe dieser „Rasse“ als Inbegriff einer Qualzucht interpretieren lassen. Denn die Tiere werden speziell auf das Merkmal „hohe Milchleistung“ gezüchtet, damit die Betriebe wirtschaftlich maximal profitieren. Laut Auffassung der Tierrechtsorganisation stellt die Reproduktion dieser „Hochleistungskühe“ einen Verstoß gegen geltendes Tierschutzrecht dar. Da sich die Betreiber durch strafbare Tiermisshandlungen Vorteile verschaffen, verwirklichen sie in der Regel zugleich den Tatbestand der Geldwäsche. PETA fordert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf, die Zucht der „Rasse“ Holstein-Friesian durch Rechtsverordnung gemäß Paragraph 11 Absatz 4 Nr. 2 des Tierschutzgesetzes zu verbieten. Darüber hinaus sieht PETA den Gesetzgeber in der Pflicht, Qualzuchten wie diese ausdrücklich unter Strafe zu stellen.
„Die Tiere der ‚Rasse’ Holstein-Friesian sind Qualzuchten, die den Tierenlang anhaltende, erhebliche Schmerzen und Leiden verursachen. Daher müssen sie endlich verboten werden“, so Scarlett Treml, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie. „Hierfür braucht es auch Aufklärungskampagnen, denn die Verbraucherinnen und Verbraucher haben das Recht darauf, die Wahrheit über dieses unsägliche Tierleid zu erfahren. Die Milchindustrie ist außerdem massiver Treiber der Klimakrise. Ein weiterer Grund für die Regierung, ihre Untätigkeit zu beenden und Deutschland endlich abzustillen.“
Je höher die Milchleistung, desto ausgeprägter das Tierleid
Laut Tierschutzgesetz sind Qualzuchten verboten. Die sogenannte Milchkuhrasse Holstein-Friesian ist jedoch nachweislich eine Qualzucht, denn ihre unnatürlich hohe „Milchleistung“ verursacht den Tieren lang anhaltende und erhebliche Schmerzen und Leiden. Waren es in den 1950er-Jahren noch knapp 3.000 Kilo Milch, so produziert eine Kuh der „Rasse“ Holstein-Friesian heute durchschnittlich 10.000 Kilo. Dieser Leistungsanstieg geht einher mit einem deutlich höheren Anspruch an die Tiere und deren Physiologie. Kurz nach der Geburt, wenn die „Milchleistung“ am höchsten ist, rutscht die Kuh in ein lebensbedrohliches Energiedefizit. Dieses kann bis zu hundert Tage andauern und führt zu starker Abmagerung, da die nötige Energie über die Nahrungsaufnahme nicht abgedeckt werden kann. Der Zyklus wiederholt sich mit jedem weiteren Kalb, also durchschnittlich 2,7 Mal. Denn dann werden die „ausgedienten“ Kühe mit etwa fünf Jahren im Schlachthaus getötet oder oftmals noch auf dem Betrieb – unter natürlichen Bedingungen können sie ein Alter von bis zu 25 Jahren erreichen.
Hohe Inzidenz für Erkrankungen: Schmerzen und Leiden unter Holstein-Friesian-Kühen sind Standard
Innerhalb einer milchgebenden Phase, der Laktation, erleiden die Kühe durchschnittlich 1,8 leistungsbedingte Erkrankungen. Nur ein Viertel der Kühe in der Milchindustrie durchläuft eine Laktationsperiode, ohne gesundheitliche Probleme davonzutragen. Die häufigsten Erkrankungen sind Fruchtbarkeitsstörungen (bis zu 58,1 Prozent), Mastitis (bis zu 47,8 Prozent), Klauenerkrankungen (bis zu 31 Prozent) und Stoffwechselerkrankungen (bis zu 23,1 Prozent) [1].
Auch Deutsche Umwelthilfe fordert Verbot von Qualzuchten
Das Tierarzneimittelgesetz schreibt vor, dass der Einsatz von Antibiotika in der sogenannten Nutztierhaltung bis 2030 um 50 Prozent reduziert werden muss. Um dieses Ziel erreichen zu können, fordert die Deutsche Umwelthilfe ein generelles Verbot von Qualzuchten. Denn die Zucht auf hohe Leistung macht die Tiere anfälliger für Krankheiten, was wiederum einen erhöhten Einsatz von Antibiotika, speziell Reserveantibiotika, verlangt [2]. Im Jahr 2016 wurden 80 Prozent aller Kühe in der Milchproduktion regelmäßig Antibiotika verabreicht [3], seit 2022 gilt das staatliche Antibiotika-Monitoring auch für Milchbauern [4].
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
[1] Cirsovius (2022): Tierschutzrechtliche Vorgaben im Zusammenhang mit der Milchviehzucht. Rechtsgutachten, erstellt im Auftrag der Tierärztekammer Berlin. Online abrufbar unter: https://djgt.de/wp-content/uploads/2022/06/22_04_07_Cirsovius_Gutachten-Milchviehzucht.pdf. (20.03.23).
[2] Presseportal (2022): Deutsche Umwelthilfe e.V. – Halbierung der Antibiotika im Stall bis 2030 endlich verankert: Deutsche Umwelthilfe fordert Verbot von Qualzucht und- haltung, um Ziel zu erreichen. Online abrufbar unter: https://www.presseportal.de/pm/22521/5385430. (20.03.23).
[3] Germanwatch (2016): Reserveantibiotika in der Milcherzeugung in Deutschland. Online abrufbar unter: https://germanwatch.org/sites/default/files/publication/13987.pdf. (20.03.23).
[4] Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben (2022): Antibiotika: Neue Regeln betreffen auch Kuhhalter. Online abrufbar unter: https://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/antibiotika-neue-regeln-betreffen-auch-kuhhalter-13217177.html. (20.03.2023).
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