Anfang 2024 erhielten wir bei PETA Deutschland eine Whistleblower-Meldung über einen Fall, bei dem ein Jäger offenbar im Rhein-Lahn-Kreis im Dezember 2023 bei einer „Nachsuche“ wiederholt seinen „Jagdhund“ auf ein verletztes Wildschwein hetzte. Von dem Vorfall wurde uns zusätzlich ein Video zugespielt, das die grausame Tat dokumentiert.
Blutige Tierquälerei: Jäger hetzt Hund immer wieder auf verletztes Wildschwein
In dem uns übermittelten Video ist zu sehen, wie der Jäger seinen Hund mit den Worten „Pack sie!“ und „Voran!“ mehrfach auffordert, das Wildtier zu beißen. Dem Hund gelingt es, das Wildschwein mit zahlreichen Bissen zu verletzen.
Dieser Vorfall ist wohl kein Einzelfall – laut der Meldung sei das Verhalten des Jägers in Jagdkreisen bekannt.
PETA erstattet Strafanzeige und fordert Entzug des Waffen- und Jagdscheins
Im Februar 2024 erstatteten wir Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Koblenz wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und haben die Jagdbehörde des Rhein-Lahn-Kreises über den Sachverhalt informiert.
Wir erwarten eine zeitnahe Überprüfung der im Hinweisschreiben angegebenen Identität der Person und einen Entzug der Waffenbesitzkarte sowie des Jagdscheins von den Behörden.
Immer wieder Tierquälerei bei der Jagd: Hobbyjagd muss verboten werden
Zahlreiche Whistleblower-Fälle dieser Art zeigen, dass abseits der öffentlichen und behördlichen Kontrolle im Wald unzählige grausame Tierquälereien durch Teile der Jägerschaft begangen werden. Doch in den seltensten Fällen liegen Beweisvideos dazu vor.
Anlässlich des traurigen Vorfalls fordern wir die Bundesregierung erneut auf, ein Verbot der Hobbyjagd auf den Weg zu bringen.
Die Jagd ist nicht notwendig, sondern kontraproduktiv
Laut verschiedenen anerkannten Wildbiolog:innen besteht aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd:
- So findet dem namhaften Biologen Professor Dr. Josef Reichholf zufolge eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten statt. [1]
- Englische Fachleute kamen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass sich beispielsweise Fuchspopulationen aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit und sozialen Faktoren von selbst regulieren. [2]
- Die Wildschweinjagd zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen – bei den überlebenden Tieren führt das zu einer verstärkten Fortpflanzung. Rückgänge in der Population sind damit nur kurzfristig und werden rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder sogar überkompensiert. [3]
Den rund 400.000 Hobbyjagenden in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjäger:innen und Forstbeamt:innen gegenüber.
Tierquälerei melden: So können Sie Wildschweinen und anderen Tieren helfen
- Klären Sie Ihr Umfeld über die Sinnlosigkeit der Jagd auf. Sollten Sie Tierquälerei beobachten, zögern Sie bitte nicht, diese zu melden. Das gilt auch für Gewalt gegenüber Wildtieren, denn nur wenn solche Fälle öffentlich werden, kann sich etwas an den Missständen ändern.
- Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Verbot der Hobbyjagd.
- Dokumentieren Sie den Vorfall möglichst mit Bild- und Videomaterial, bevor Sie die zuständigen Behörden wie Veterinäramt und Polizei informieren. Sie können sich dafür auch an uns wenden – sogar anonym.
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Quellen
[1] Reichholf, J. H. (2009): Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation SWR BW.
[2] Baker, P.; Harris, S. & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York. / Baker, P. & Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK.
[3] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.
https://wertheimerportal.de/faktencheck-tauben-sind-keine-ratten-der-luefte/