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Stuttgart, 6. März 2023 – Top oder Flop? PETA hat die fünf besten und vier schlechtesten deutschen Veterinärbehörden 2022 gekürt. Veterinärämter sind für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes in Deutschland zuständig.
„Uns erreichen jedes Jahr bis zu 4.000 Whistleblower-Meldungen über Tierschutzmissstände und Tiermissbrauch. Um diese anzuzeigen und zu verfolgen, stehen wir täglich in Kontakt mit vielen Veterinärbehörden“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Seit 2012 berücksichtigen wir in unserem jährlichen Ranking Ämter, die besonders positiv oder negativ aufgefallen waren, nachdem wir sie über einen Missstand informiert hatten. Erstaunlicherweise erleben wir weiterhin große Leistungsunterschiede bei den über 300 Veterinärbehörden in Deutschland. Eigentlich gelten für alle die gleichen Gesetze und Verordnungen – bei der Bewertung von Tierschutzfällen gibt es jedoch einen großen Ermessensspielraum. Daher kommt es bei den Behörden auf das persönliche Engagement an. Im Ranking wird stets die gesamte Behörde genannt, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzte positiv oder negativ hervorstachen.“
Im Folgenden sind die jeweils fünf besten und die vier tierfeindlichsten Veterinärbehörden 2022 aufgeführt.
TOP
1. Veterinäramt Landkreis Konstanz
Anfang September erreichte PETA eine Whistleblower-Meldung, wonach auf einem Grundstück im baden-württembergischen Singen Ziegen tierschutzwidrig gehalten wurden. Die Bilder der aufmerksamen Tierfreundin zeigten Tiere, die teils so stark abgemagert waren, dass die Knochen enorm hervorstanden. Außerdem waren Skelette von bereits verstorbenen Tieren zu finden. Nachdem die Vernachlässigung beim zuständigen Kreisveterinäramt gemeldet wurde, reagierte die Behörde glücklicherweise noch am selben Tag – nach einer Vor-Ort-Kontrolle wurden die Tiere umgehend in einem Stall untergebracht und es wurden Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Haltung und des Gesundheitszustands der Tiere angeordnet. Außerdem wurden ordnungsrechtliche Schritte eingeleitet.
2. Veterinäramt Landkreis Kulmbach
Wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz erstatte PETA im Februar 2022 Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Schliefenanlage Kasendorf bei Kulmbach.
In der Anlage wurden bereits seit über 40 Jahren Füchse zur Ausbildung von zur Jagd missbrauchten Hunden gequält – sie war bis zur Anzeige sogar den Behörden unbekannt. Das Kreisveterinäramt Kulmbach beauftragte eine Sachverständige, die mehrere erhebliche Mängel in der Anlage feststellte. Einer der beiden dort gehaltenen Füchse starb während der Ermittlungen. Der zweite Fuchs sollte beschlagnahmt werden, doch die Verantwortlichen gaben ihn freiwillig zur Überstellung an eine Fuchsauffangstation bei Regensburg ab. Aufgrund der sorgfältigen Arbeit des Veterinäramts konnte die Staatsanwaltschaft Bayreuth nach entsprechenden Ermittlungen einen Strafbefehl gegen den verantwortlichen Schliefenwart beantragen, welcher mittlerweile rechtskräftig geworden ist.
3. Veterinäramt Landkreis Marburg-Biedenkopf
Mithilfe von Aufnahmen einer aufmerksamen Whistleblowerin wurde PETA auf eine extrem mangelhafte Haltung eines Berberaffens in Marburg aufmerksam gemacht. Das Affenmädchen wurde zunächst in einem dunklen Keller und dann nach einer behördlichen Anordnung in einem Zwinger auf dem Grundstück gehalten. Dort musste der Affe – zeitweise angebunden an Leine und Halsband – ohne Artgenossen weitere Jahre ausharren. Gemeinsam mit einer Tierschutzermittlerin des Haustiermagazins HUNDKATZEMAUS (VOX), dem Umweltministerium in Hessen und dem Kreisveterinäramt Marburg-Biedenkopf gelang es der Tierrechtsorganisation, einen Aufnahmeplatz für das Affenmädchen bei der niederländischen Tierschutzorganisation AAP (Animal Advocacy and Protection) zu sichern. Der Halter reichte zwar Widerspruch gegen die Überführung in die Auffangstation ein, doch glücklicherweise bestätigte das Verwaltungsgericht Gießen in einem Eilverfahren die Entscheidung des Kreisveterinäramts Marburg-Biedenkopf, sodass das Affenmädchen Mitte Oktober in der Auffangstation von AAP aufgenommen werden konnten. Dort bekam sie den neuen Namen „Izzy“ und wird derzeit behutsam von Fachleuten mit Artgenossen vergesellschaftet.
4. Veterinäramt Landkreis Calw
Mitte Januar 2021 wurden PETA schockierende Videos zugespielt: Die Aufnahmen zeigen, wie ein Mann wiederholt einen Hund an einer Leine und am Halsband hochhebt und ihn dann in die eiskalte Enz wirft. Der Mann kommentiert die Quälerei höhnisch und wirft den Hund sogar von einer Brücke in den Fluss. Auf den Videos ist zu erkennen, wie sich der Vierbeiner verzweifelt und mit aller Kraft jedes Mal ans Ufer rettet. PETA informierte nach Erhalt der Videos sofort die zuständigen Behörden in Bad Wildbad und erstattete Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Tübingen. Die Polizeibehörde Bad Wildbad und das Kreisveterinäramt Calw konnten den Hund noch am selben Tag aus der quälerischen Haltung retten.
5. Veterinäramt Burgenlandkreis
Ende Mai sandte eine aufmerksame Tierfreundin der Tierrechtsorganisation Bilder von einem Gasthaus in Naumburg zu, über dessen Eingang ein Netz gespannt war, in dem sich mindestes drei Schwalben verfangen hatten. Das Netz sollte offenbar als Vergrämungsmethode dienen und Vögel davon abhalten, an bestimmte Stellen des Gebäudes zu gelangen. Jedoch fanden mehrere Tiere in dem Netz ihren Tod. Auf einem der zugesandten Bilder war noch eine tote Schwalbe im Netz zu erkennen. PETA meldete die tierschutzwidrige Anbringung des Netzes bei dem Veterinär- und dem Naturschutzamt des Burgenlandkreises. Das Veterinäramt führte am nächsten Tag eine Kontrolle durch und ordnete die unverzügliche Entfernung des Netzes an, um weitere qualvolle Tode zu verhindern.
FLOP
1. Tierschutzbehörde des Landesamtes für Verbraucherschutz Saarland
Im Oktober 2022 wurden PETA Fotos und Videos von einem Grundstück in Schmelz zugespielt, auf dem sogenannte Mastkaninchen unter schlimmsten Bedingungen gehalten werden. Auf den Aufnahmen zu sehen sind drei Gitterboxen: In zwei der Boxen werden offenbar die weiblichen Tiere und in der dritten ein männliches Kaninchen gehalten. Alle Boxen sind mit Kot beschmutzt und die Wasserflaschen verschimmelt. Die Boxen der weiblichen Kaninchen sind viel zu klein für die Anzahl und Größe der Tiere und das männliche Kaninchen wird separat und durch einen Sichtschutz komplett isoliert gehalten. Seine Box ist so niedrig, dass er sich nicht einmal aufrichten kann. Da die Haltungsbedingungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung weit unterschritten werden, appellierte die Tierrechtsorganisation mehrmals an das für Tierschutz zuständige Landesamt für Verbraucherschutz Saarland, die Tiere aus der artwidrigen Haltung zu retten. Von der Behörde kam jedoch auf wiederholte Anfragen keine Antwort, sodass die Tiere weiterhin dort leiden müssen.In einem weiteren Fall wandte sich PETA Ende Mai sowie nochmals Mitte Juli 2022 mit Videomaterial an die Behörde, auf dem eine verhaltensgestörte Wildkatze im Wildpark Saarbrücken zu sehen ist. Auf beide Meldungen antwortete das Landesamt für Verbraucherschutz Saarland bis heute nicht.
2. Veterinäramt Landkreis Recklinghausen
Ende September erreichte PETA eine Whistleblower-Meldung mit Bildern und Videos bezüglich stark vernachlässigter und teils verletzter Tiere im Naturwildpark Granat in Haltern am See. Demnach litt u. a. ein Mufflon unter starken Schmerzen aufgrund von sogenannten Schnabelhufen. Die Tierrechtsorganisation meldete die Situation umgehend beim zuständigen Kreisveterinäramt Recklinghausen und bat um eine umfassende Kontrolle des Tierparks. Nachdem PETA die Missstände veröffentlichte, kamen weitere Meldungen von Besuchenden des Parks, die auf anhaltende oder weitere Missstände hinwiesen. So wurden u. a. Verhaltensauffälligkeiten bei Wölfen, einem Emu und einem Nerz beobachtet. Einige Vögel litten augenscheinlich unter Krankheiten, wie z. B. Milbenbefall. Den Zeugenangaben zufolge wurden manche Missstände schon vor einigen Monaten festgestellt. Somit handelt es sich um keinen Einzelfall von tierschutzwidriger Haltung. Das Veterinäramt sah hingegen „keine Probleme“. Insbesondere die Bildung der Schnabelhufe bei dem Mufflon belegen jedoch, dass es sich hierbei um eine langanhaltende Vernachlässigung handelt, die zum Wohle des Tieres schnellstmöglich hätte behandelt werden müssen. Teilweise wurden diese Mängel auch längst schriftlich an das Kreisveterinäramt gemeldet. Das Veterinäramt gab jedoch einem Medienbericht zufolge an, dass es in der Vergangenheit keine Probleme mit dem Wildpark gegeben habe.
3. Kreisveterinäramt Esslingen
Seit 2012 findet in Wernau, Kreis Esslingen, regelmäßig das Süddeutsche Mops- und Bulldoggenrennen statt. Da diese Veranstaltung ausschließlich der Unterhaltung der Besuchenden sowie der Züchterinnen und Züchter dient und den Missbrauch der qualgezüchteten Hunde völlig außer Acht lässt, hat PETA im Vorfeld an das zuständige Veterinäramt appelliert, die Veranstaltung abzusagen. Sogenannten brachyzephalen Hunderassen wie Mops und Bulldogge werden gezielt bestimmte Merkmale angezüchtet. Sie führen dazu, dass die Vierbeiner oftmals ihr Leben unter andauernder Atemnot und Erstickungsanfällen leiden – sogar im Ruhezustand. Das Kreisveterinäramt Esslingen verharmloste jedoch das tierquälerische Hunderennen und kam dem Appell von PETA und zahlreichen weiteren Tierfreundinnen und Tierfreunden nach einer Absage der Veranstaltung nicht nach. So setzte die Behörde die Tiere der Lebensgefahr eines solchen Rennens aus. Auch wenn das Kreisveterinäramt Esslingen am Tag der Veranstaltung erstmals Untersuchungen vorab an den Tieren durchführte und so 19 von ungefähr 70 Hunden aufgrund gesundheitlicher Probleme von dem Rennen ausgeschlossen wurden, hat die Behörde die Chance verpasst, ein klares Statement für den Schutz der Tiere zu setzen.
4. Veterinäramt Landkreis Traunstein
Im Dezember 2022 erreichten PETA über das Whistleblower-Formular Bilder von einem Grundstück in Chieming. Der Grundstückseigentümer oder Mieter hat dort ein Schild platziert, auf dem in großen roten Buchstaben „Achtung“ zu lesen ist und der Hinweis, dass dieses Grundstück mit „Hundeködern“ bestückt sei. Weiter sind eindeutige Symbole dargestellt: von einem Hund, der kotet und daraufhin in einem Grab endet. Da nicht erkennbar war, ob es sich hierbei um eine bloße Drohung oder eine wirkliche Gefahr für Hunde und weitere Tiere handelte, meldete PETA die Situation direkt beim örtlichen Veterinäramt – mit der Bitte, die Situation zu überprüfen und sicherzustellen, dass keine Tiere dort getötet werden. Leider stufte das Kreisveterinäramt Traunstein die Meldung und die potentielle Gefahr für Tiere als „lächerlich“ ein und reagierte nicht weiter.
Zeugen von Tierquälerei sollten sich an die zuständige Veterinärbehörde ihrer Stadt oder ihres Landkreises wenden. Beobachtungen sollten detailliert und sachlich zusammengefasst werden. Besonders hilfreich ist Bild- und Videomaterial. Empfehlung von PETA: Nach der Meldung beim Veterinäramt unbedingt so lange nachhaken, bis der Missstand beseitigt ist. Das kann ermüdend sein, ist aber oft die einzige Chance für das jeweilige Tier. Eine Übersicht mit ausführlichen Tipps, wie Zeugen gegen Tierquälerei vorgehen können, gibt es unter Tierquälerei.de.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
Weitere Informationen:
PETA.de/Neuigkeiten/Veterinärämter-2022
PETA.de/Veterinärämter-2021
Tierquälerei.de/Tierquälerei-melden
PETA.de/Themen/Vernachlässigte-Tiere-erkennen
Pressekontakt:
Chiara Reutter, +49 711 860591-532, [email protected]
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