Die drastische Kürzung der Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) durch den Bund gefährdet die Klimaanpassung der Wälder in Baden-Württemberg. Bei bundesweiten Schäden am Wald von über 15 Milliarden Euro sei die Kürzung ein falsches Signal.
„Trotz des Regens der vergangenen Tage ist die aktuelle Waldschutzsituation in Baden-Württemberg sehr angespannt. Der heiße und trockene Frühsommer, lokale Sturmereignissen sowie ein hoher Ausgangsbestand an Borkenkäfern, hat die Waldschäden in fast allen Landesteilen deutlich ansteigen lassen. Die Massenvermehrung des Borkenkäfers ist in vollem Gange. Alle Akteure rund um den Wald arbeiten mit vereinten Kräften daran, akute Schäden aufzuarbeiten und den gesunden Baumbestand zu schützen. Perspektivisch erfordert der Klimawandel für die nächsten Jahrzehnte eine Anpassung der Wälder durch aktive Waldpflege, um die vielfältigen Waldfunktionen zu erhalten. Baden-Württemberg ist mit den ergriffenen Maßnahmen und Initiativen unter dem Dach der Waldstrategie gut aufgestellt und unterstützen die Waldbesitzer im Rahmen des Forstlichen Förderprogramms.
Deshalb können wir es nicht akzeptieren, dass sich der Bund jetzt ausklinkt, und die Fördermittel aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Bewältigung der Extremwetterereignisse drastisch kürzt. Das gefährdet den Wiederaufbau sowie die Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel und zerstört Vertrauen in die Politik“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am 4. August 2023 am ForstBW-Stützpunkt in Calmbach im Landkreis Calw zur aktuellen Waldschutzsituation in Baden-Württemberg.
Gesundheitszustand der Wälder angespannt
Der Gesundheitszustand der Wälder ist seit der extrem trockenen und heißen Witterung im Jahr 2018 angespannt. Lediglich das Jahr 2021 sorgte mit kühlfeuchter Wetterlage für ein wenig Entspannung. Die Hoffnung auf eine Abschwächung der Borkenkäferkalamität hatte sich bereits nach dem letzten heißen und trockenen Sommer nicht erfüllt. Die weitere Entwicklung hängt maßgeblich von der Witterung im Zusammenspiel mit einem erfolgreichen Borkenkäfermanagement ab.
„Die Waldschäden treffen nicht nur Fichten und andere Nadelbäume, sondern zunehmend auch die als bisher klimastabil eingeschätzten Laubbäume, wie die Buche. Unsere überaus engagierten Waldbesitzer und Forstleute haben das Knowhow sowie die richtigen Konzepte, um klimaresiliente Mischwälder zu fördern. Die Absicht des Bundes, ab 2024 die Förderung für Waldbesitzer zur Bewältigung der Extremwetterfolgen drastisch zu kürzen, ist jedoch das absolut falsche Signal. Gerade jetzt benötigen wir starke Unterstützung für die Forstbranche, um die Mammutaufgabe der Wiederbewaldung und Entwicklung klimaangepasster Mischwälder bewältigen zu können. Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon der vor uns liegt, den wir vereint laufen müssen, um das Ziel zu erreichen,“ betonte Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates.
Unterstützungsmaßnahmen des Landes
Das Land unterstützt die Waldbesitzer bei der Bewältigung der Waldschäden und dem Aufbau möglichst klimatoleranter, stabiler und anpassungsfähiger Wälder sowie beim Erhalt der vielfältigen Waldfunktionen. Im Rahmen des Notfallplans Wald (PDF) und der Waldstrategie Baden-Württemberg wurden und werden umfangreiche Maßnahmen ergriffen.
„Von 2018 bis 2022 hat das Land mehr als 83 Millionen Euro Fördergelder an die Waldbesitzer zur Unterstützung in der Schadensbewältigung zur Aufarbeitung von Schadholz, für Präventionsmaßnahmen wie dem Borkenkäfermanagement und der Einrichtung von Holzlagerplätzen und für die Wiederbewaldung ausbezahlt. Parallel wurden das kostenfreie Beratungsangebot der Landesforstverwaltung sowie das geförderte Betreuungsangebot für die Waldbesitzer für die nachhaltige Waldbewirtschaftung und Klimaanpassung der Wälder intensiviert“, sagte Minister Hauk.
Zum Erfolg des Borkenkäfermanagements gehört das schnelle Aufsuchen der frisch vom Borkenkäfer befallenen Bäume sowie auch die Fällung und rasche Abfuhr. Je kürzer diese Zeitspanne ist, umso besser für den Wald. Begrenzte Kapazitäten der Sägeindustrie zur Aufnahme der Schadholzmengen müssen vermehrt durch Zwischenlagerung gelöst werden. „Die Forst- und Holzwirtschaft muss sich gemeinsam für eine funktionierende Holzabfuhrlogistik einsetzen und eng zusammenarbeiten. Die Anlage von Nass- und Trockenlagern muss ausgebaut werden,“ stellte Peter Hauk fest.
Bilder: Titel Symbolbilder Baden-Württemberg by Pixabay.com / Baden-Württemberg.de