Das Nationalmuseum Te Papa Tongarewa hat sich im Herbst 2022 an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gewandt mit der Bitte, menschliche Überreste aus den Sammlungen des Landes nach Neuseeland zu überführen.
Die Zeremonie in Stuttgart ist Teil einer größeren Initiative zur Rückführung von Vorfahren nach Neuseeland aus Sammlungen in Deutschland. Unter der Leitung von Te Herekiekie Herewini werden dieses Frühjahr im Auftrag des Karanga Aotearoa Repatriierungsprogramms am Te Papa Tongarewa Nationalmuseum menschliche Überreste auch aus den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, dem Grassi Museum Leipzig, der Universität Göttingen, dem Römer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim und dem Museum Wiesbaden an Neuseeland übergeben.
Die Zeremonie erfüllt mehrere Funktionen: Sie ist ein Staatsakt, an dem der neuseeländische Botschafter teilnimmt und mit dem ein koloniales Unrecht anerkannt und aufgearbeitet werden soll, und zugleich eine Feier des Abschieds und der Begrüßung. Die Feier ist von rituellen Elementen getragen und folgt einem bestimmten Ablauf. Von großer Bedeutung dafür sind die in die Feier eingebauten Gesänge und Gebete. Die Tūpuna werden mit der Zeremonie auf die Rückreise nach Neuseeland vorbereitet.
Historische Verantwortung
Das Land Baden-Württemberg bekennt sich zu seiner historischen Verantwortung im Hinblick auf die koloniale Vergangenheit Deutschlands und Europas. Dazu gehört die Rückgabe von Artefakten und, noch wichtiger, von menschlichen Überresten in ihre Herkunftsländer. Die Rückführung menschlicher Überreste hat für das Land Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert, den es gemeinsam mit seinen wissenschaftlichen Einrichtungen und Museen umsetzt.
Die menschlichen Überreste, die kolonialen Kontexten zuzuordnen sind, kamen auf sehr unterschiedliche Weise nach Baden-Württemberg und in die Sammlungen. Oftmals stand dies im Zusammenhang mit inhumanen, rassistisch motivierten Forschungen, deren Ziel es war, Menschen in unterschiedliche Kategorien anhand von Hautfarbe oder Schädelform zu gruppieren, Entwicklungsstadien zu postulieren und eine angebliche Hierarchie menschlicher „Rassen“ zu belegen.
Am 5. April 2023 hat das Land Baden-Württemberg 19 iwi kūpuna (Vorfahren), menschliche Überreste indigener Hawaiianerinnen und Hawaiianer an die Gruppe Hui Iwi Kuamoʻo und Vertreter des Office of Hawaiian Affairs in den USA zurückgegeben.
Linden-Museum Stuttgart
Das Linden-Museum Stuttgart ist ein ethnologisches Museum. Es betrachtet alle Kulturen als gleichwertig und stellt die Vielfalt menschlicher Kultur dar. Im Fokus stehen heute ein dynamisches Kulturverständnis sowie neue Formen von Begegnung und Dialog. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Herkunftsgesellschaften, mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt und mit interessierten Stuttgarterinnen und Stuttgartern bearbeitet, erforscht und rekonstruiert das Linden-Museum die Wissenskontexte um seine Sammlungen.
Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart bietet seinen Besuchern in zwei Ausstellungsgebäuden rund 12 Millionen Objekte und ist damit eines der größten Naturkundemuseen Deutschlands. Es ist eine zukunftsorientierte Forschungs- und Bildungseinrichtung. Das Museum trägt zum Verständnis komplexer biologischer Konzepte von der Urzeit bis heute bei und vermittelt Erkenntnisse an die breite Öffentlichkeit.
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