Die herausragende geologische Bedeutung der Steinbruchlandschaft Haag in Miltenberg hat der Unesco Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald am Sonntag, 17. September, mit der Auswahl dieser Landschaft zum „Geotop des Jahres 2023“ gewürdigt.
Als „beeindruckendes Fenster in die Geschichte unseres Planeten“ bezeichnete Bürgermeister Bernd Kahlert an der Haagsaussicht die Steinbruchlandschaft, die nun dank vieler Informationstafeln zur Entstehung des Buntsandsteins, seiner Geschichte, zum Abbau und zur wirtschaftlichen Bedeutung für die Unternehmen erlebbar wird. Weit über Miltenberg hinaus sei der wertvolle Stein für Monumentalbauten verwendet worden, wusste Kahlert – etwa dem Aschaffenburger Schloss, aber auch in Mainz und Frankfurt. Der Abbau des Materials habe nicht nur handwerkliche Kunstfertigkeit, sondern auch logistische Meisterleistungen beim Transport verlangt. Die Steinbruchlandschaft schaffe „eine beeindruckende Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der Geschichte des Planeten und dem Wirken der Menschen“, so der Bürgermeister.
Bis heute prägten Monumentalwerke aus rotem Sandstein die Region und formten das Landschaftsbild, sagte stellvertretende Landrätin Monika Wolf-Pleßmann und verwies auf den „steinigen Weg“, den die Stadt Miltenberg hinter sich habe, denn die Geschichte der Steinindustrie reiche bis in die Römerzeit zurück. Während diese aber Dickbandsandstein als Baumaterial bevorzugten, hätten die Menschen am Ende des 19. Jahrhunderts Plattensandstein bevorzugt. Zum Transport sei sogar ein Bremsberg erbaut worden, damit das Material sicher ins Tal gelangt. Die Relikte aus dem Erdzeitalter Trias seien im Odenwald bis zu einer Höhe von 500 Metern abgelagert worden, wusste Wolf-Pleßmann. Der Abbau habe daher sowohl im Maintal wie auch an der Hangkante bei der Hochfläche von Wenschdorf erfolgen können. Sie wünschte allen Gästen viel Vergnügen beim Entdecken und Bestaunen der Sandsteinlandschaft Haag.
Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald, wies darauf hin, dass der Geo-Naturpark seit dem Jahr 2002 herausragende Biotope jeweils als „Geotop des Jahres“ auszeichnet – 2023 sei es nun die Steinbruchlandschaft Haag. Sie dankte allen daran Beteiligten und nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise bis zurück vor 340 Millionen Jahren, als zwei große Kontinente zusammengestoßen seien und die Grundlage für den später entstehenden Buntsandstein gelegt hätten. Der Buntsandstein selbst sei zwischen 251 und 243 Millionen Jahre alt – zur Zeit, als das heutige Mitteleuropa ein großes Wüstenbecken gewesen sei. Saisonal wasserführende Flusssysteme hätten große Mengen Sand, Schluff und Ton eingetragen, die sich ablagerten. Großer Überlagerungsdruck habe den Untergrund verdichtet, so dass der Buntsandstein entstand. Die Geschichte der Menschheit nehme in den 4,5 Milliarden Jahren, seit denen es die Erde gibt, nur ein winziges Zeitfenster ein, sagte Weber. Es gelte daher, „die Zeit, die wir haben, sinnvoll zu gestalten und dafür zu sorgen, dass wir unseren Planeten so zurücklassen, dass auch nachfolgende Generationen hier leben können.“ Gemeinsam mit der stellvertretenden Landrätin, dem Bürgermeister und zwei Gästen vom Unesco Global Geopark Hong Kong, Chan Yu-nam und Kelvin Mak, präsentierte sie zwei Informationstafeln und Broschüren.
Jochen Babist, Projektleiter des Geo-Naturparks, nahm interessierte Gäste nach einer kleinen Stärkung mit auf eine geologische Führung, bei der auch die Geschichte der Steinindustrie Miltenbergs erläutert wurde.
Wer mehr über die Steinbruchlandschaft Haag wissen will, dem stehen nicht nur die Informationstafeln vor Ort zur Verfügung, auch eine Broschüre ist beim Geopark erhältlich.
Weitere Informationen stehen im Internet unter https://geo-naturpark.net/bereit.
Sichtbares Zeichen der Ernennung der Steinbruchlandschaft Haag zum „Geotop des Jahres 2023“ sind große Informationstafeln und Broschüren. Im Bild die Übergabe der Tafeln mit (von links) Chan Yu-nam (Unesco Global Geopark Hong Kong), stellvertretende Landrätin Monika Wolf-Pleßmann, Geopark-Geschäftsführerin Dr. Jutta Weber, Bürgermeister Bernd Kahlert und Kelvin Mak (Unesco Global Geopark Hong Kong). Foto: Winfried Zang
Zahlreiche Informationstafeln wie hier über die Werkplätze der Steinbrüche zeigen, warum die Steinbruchlandschaft Haag so wertvoll ist. Foto: Winfried Zang
Quelle :Landkreis-Miltenberg.de
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