Mehrfach gab es beim Seniorennetzwerktreffen für den Landkreis Miltenberg am Dienstag, 23. April, lebhaften Applaus für eine besondere Referentin. Frau Ende berichtet authentisch und sehr sympathisch aus ihrem Alltag als Gast in der AWO-Tagespflege Wörth: „Die Tagespflege gibt mir ganz viel Lebensqualität und Lebensfreude, das war davor eine Weile nicht so. Da treffe ich Freunde und kann eigene Ideen verwirklichen“!

Zur Einstimmung ins Thema hatte sie gemeinsam mit Kerstin Peter (Pflegedienstleitung) vor fast 40 Personen einen selbst ausgedachten Sketch vorgetragen. Dass die über 80-jährige Dame bereits mehrere schwere Erkrankungen hat und auf den Rollstuhl angewiesen ist, merkt man ihr dabei nicht an. Sie berichtete offen von ihren persönlichen Erfahrungen: „Ja, der Fahrdienst ist wichtig! Da sitzen wir gemeinsam und reden weiter und ich sehe die Natur und den Main, das sehe ich doch sonst gar nicht mehr. Ach, auch die Fahrten sind schön“! Sorgen bereite ihr dagegen, dass das Geld trotz der Leistungen der Pflegeversicherung nicht für mehr Tage reiche. Bei ihr seien es drei Tage und das sei gut. Andere könnten nur an einem Tag kommen. Dies bestätigten auch die Leitungen anderer Tagespflegeeinrichtungen. Doch auch dieser eine Tag sei für die Gäste ein Highlight und so wichtig!

Insgesamt sechs Träger von neun verschiedenen Tagespflegeeinrichtungen waren der Einladung von Christina Jung (Fachstelle Altenhilfeplanung am Landratsamt Miltenberg) gefolgt: Neben der AWO waren dies das BRK (Tagespflege „Am Stadtpark Miltenberg“ und „Sonnenschein“ in Obernburg), der Care Pflegdienst (Tagespflege Eschau), der Caritasverband für den Landkreis Miltenberg (Tagespflegen in Bürgstadt, Kleinheubach und Sulzbach), die GFAmbh (Tagesstätte im Pflegezentrum Obernburg) sowie die Johanniter (Tagespflege im Johanniterhaus Miltenberg). Gemeinsam mit Franziska Hofmann (Beratungsstelle für Senioren und pflegende Angehörige) beleuchteten sie die verschiedenen Aspekte rund ums Thema.

Wichtig sei, die Menschen über dieses tolle Angebot zu informieren. Es holt Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen aus ihrer Einsamkeit zu Hause, gibt Tagesstruktur und ermöglicht die Pflege von Freundschaften. Im Miteinander entstehen viele kleine und große Wohlfühlmomente: Wenn die neue beste Freundin schon bei der Fahrt in die Tagespflege neben einem sitzt, wenn das Lieblingsessen gemeinsam gekocht und gegessen wird oder Bewegungsangebote so gestaltet werden, dass alle mit Spaß dabei sind. Für die Angehörigen bedeute dies Entlastung und ermögliche dringend notwendige Auszeiten ebenso wie eine berufliche Tätigkeit. So könne in vielen Fällen auch bei höherem Pflege- und Betreuungsbedarf der Umzug in ein Pflegeheim herausgezögert oder vermieden werden.

Im Landkreis gibt es fünf eingestreute und zwölf selbständige Tagespflegen, zeigte Jung auf. Alle nehmen von Montag bis Freitag Gäste auf. Die Anzahl der Tage kann individuell gebucht werden. In der Leistung inbegriffen sind auch ein Fahrdienst, gemeinsame Mahlzeiten und Getränke sowie pflegerische Unterstützung. Pflege- und Betreuungskräfte gestalten ein abwechslungsreiches Tagesprogramm und berücksichtigen die Bedürfnisse der einzelnen Gäste. Von Pflegegrad 1 bis 5, von rund 60 bis über 90 Jahren, ob mit oder ohne Demenz – alle sind herzlich willkommen! Ein kostenfreier Schnuppertag wird von allen Einrichtungen angeboten.
Zur Finanzierung steht ab Pflegegrad 2 ein eigenes Budget für Tages- und Nachtpflege zur Verfügung. Das Pflegegeld gibt es weiterhin separat! Der Eigenanteil kann durch den Entlastungsbetrag (125 Euro pro Monat ab Pflegegrad 1) verringert werden. Darüber hinaus können beispielsweise auch weitere Leistungen der Pflegeversicherung kombiniert werden.
Sowohl die Einrichtungen als auch das Team der BSA beraten zum Angebot und zur Finanzierung.

Eine Übersicht der Tagespflegen findet man beispielsweise im Online-Seniorenwegweiser https://senioren.landkreis-miltenberg.de/Daheimwohnenbleiben/Tagespflege.aspx und auf der Internetseite der Beratungsstelle für Senioren und pflegende Angehörige unter www.seniorenberatung-mil.de/.

Über 40 Gäste ließen sich bei der jüngsten Sitzung des Seniorennetzwerks über das Thema Tagespflege informieren. Foto: Winfried Zang