Nach wie vor herrscht im Landkreis Miltenberg ein hohes Sicherheitsniveau, so die Erkenntnis des alljährlichen Sicherheitsgesprächs im Landratsamt. Dabei stellen die Spitzen der Polizei-Dienststellen Miltenberg und Obernburg dem Landrat und der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung die wichtigsten Zahlen und Fakten aus dem Vorjahr bereit – sowohl was das Verkehrsgeschehen betrifft als auch die Kriminalitätsstatistik.
In diesem Jahr nahmen am Donnerstag, 11. April, der Leiter der Polizeiinspektion (PI) Miltenberg, Karsten Heinz, und der Miltenberger Verkehrssachbearbeiter Jürgen Farrenkopf im kleinen Sitzungssaal Platz, aus dem Bereich der PI Obernburg waren es der stellvertretende Leiter Frank Zimmermann und Stefan Baumgärtner, der als stellvertretender Inspektionsleiter in Marktheidenfeld zurzeit die Inspektion in Obernburg verstärkt.
Beim Verkehrsgeschehen sei laut Karsten Heinz die Zahl aller Verkehrsunfälle im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr zwar von 2.865 auf 2.889 leicht um 0,84 Prozent gestiegen, die Zahl der Unfälle mit Personenschäden sank dagegen erfreulicherweise um 18 Prozent von 371 auf 303. Leider seien vier Menschen bei Verkehrsunfällen gestorben – zwei mehr als im Vorjahr.
Als eine der Hauptursachen für Unfälle benannte er nach wie vor nicht angepasste Geschwindigkeit und zu hohes Tempo. Das treffe auf 81 Unfälle zu, bei denen zwei Menschen starben. Auch die Ablenkung am Steuer – etwa durch die Benutzung eines Handys – sei eine weitere Hauptursache. 85 Unfälle in 2023 zeigten das, sagte er. Als positiv sah Heinz, dass die Zahl der Unfälle unter Einfluss von Alkohol von 47 auf 36 sank – der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Damit liege der Landkreis im gegenläufigen Trend zu steigenden Werten in Unterfranken und Bayern. Auch habe es weniger Drogenunfälle gegeben: Fünf im Jahr 2023 gegenüber zwölf im Jahr 2022.
Die niedrigere Zahl von Motorradunfällen (38 im Vergleich zu 50 im Jahr zuvor) werde von der Zahl von 34 Verletzten getrübt, stellte der Leiter der PI Miltenberg fest. Nach wie vor seien die Motorradfahrenden Hauptverursacher der Unfälle. Auch bei den Fahrrädern sind die Unfallzahlen gesunken: von 135 (2022) auf 81. Allerdings hätten sich 76 Radfahrende verletzt, bedauerte er und ergänzte, dass an 27 Unfällen ein Pedelec beteiligt war. Nicht so schön: 2023 ereigneten sich vier Unfälle, die als Schulwegunfälle registriert wurden. Zwei Schüler verletzten sich dabei schwer, zwei leicht. Drei dieser Unfälle haben sich Heinz zufolge beim Überqueren der Straße ereignet. Sowohl Landrat Jens Marco Scherf als auch die Polizeibeamten kritisierten in diesem Zusammenhang das uneinsichtige Verhalten von Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen und teilweise sogar absolute Halteverbote missachten und an Zebrastreifen parken. Für den Bereich am Elsenfelder Schulzentrum sucht dem Landrat zufolge gerade ein Fachbüro nach Möglichkeiten, wie man dort den Hol- und Bringverkehr eindämmen und die Sicherheit erhöhen kann.
Gestiegen ist die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von jungen Erwachsenen: von 205 im Jahr 2022 auf 212. In dieser Altersgruppe waren sogar zwei Todesfälle zu verzeichnen. Die Altersgruppe sei in 61 Prozent der Fälle Hauptverursacher der Unfälle, trug Heinz vor. Zurückgegangen sei dagegen die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Menschen ab 65 Jahren: Sie sank von 275 im Jahr 2022 auf 243 im Jahre 2023, wobei die Älteren in 64 Prozent der Fälle Hauptunfallverursacher waren.
Um den Unfallursachen entgegen zu steuern, überwache die Polizei gezielt die gefahrenen Geschwindigkeiten, sagte Heinz und verwies auf 459 Messungen, in deren Folge 45 Fahrverbote verhängt wurden. 2.539 Fahrende wurden angezeigt und mit Bußgeld belegt, 2.668-mal wurden Verwarnungen ausgesprochen. Unrühmlicher Spitzenreiter war ein Motorradfahrer, der in Großheubach bei erlaubtem Tempo 100 mit 221 Stundenkilometern erwischt wurde. Kontrolliert werde weiterhin auch auf den bekannten Motorradstrecken.
Die Verkehrserziehung wird von der Polizei ebenfalls ernst genommen: So wurden an 29 Schulen 1.100 Kinder der vierten Klassen unterrichtet, an vier Schulen wurden 52 Schülerlotsen, an einer Schule sieben Buslotsen und in neun Gemeinden 59 Elternlotsen ausgebildet. „Elternlotsen sind nach wie vor die beste Lösung für die Schulwege“, zeigte sich Verkehrsfachmann Jürgen Farrenkopf überzeugt – auch weil die Elternlotsen dabei erkennen, welche negativen Folgen Elterntaxis haben.
Zum Kriminalitätsgeschehen erklärte Frank Zimmermann, dass die Aufklärungsquote zwar leicht gefallen sei im Vergleich zum Vorjahr, man mit 73,2 Prozent aber nach wie vor auf sehr gutem Niveau und besser als der bayerische Durchschnitt (68,7 Prozent) liege. Die Gesamtzahl der Straftaten sei 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 67 Fälle auf 3.456 leicht gesunken und liege auch im Zehn-Jahres-Vergleich auf niedrigem Niveau. Die Pro-Kopf-Kriminalitätsbelastung liege im Landkreis Miltenberg um rund 35 Prozent niedriger als im unterfränkischen Schnitt, sagte er. Die Aufklärungsquote liege in Miltenberg bei 72 Prozent, in Obernburg bei 74 Prozent.
„Spitzenreiter“ bei den Delikten seien Fälle aus dem Bereich Rohheit (20 Prozent), gefolgt von Diebstählen (19,7 Prozent) sowie Vermögens- und Fälschungsdelikten (17,5 Prozent). Eine gute Einordnung der Sicherheitslage bietet dabei die Häufigkeitszahl – die Zahl der registrierten Straftaten je 100.000 Einwohner. Während diese in Bayern bei 4.873 und in Unterfranken bei 4.126 liegt, beträgt sie im Landkreis Miltenberg lediglich 2.662. Von den 3.456 Straftaten wurden 2.531 Fälle geklärt, 1.882 Tatverdächtige ermittelt. Die Anzahl nichtdeutscher Verdächtiger lag bei 580 (30,8 Prozent, Vorjahr: 26,7 Prozent). Lege man den Ausländeranteil im Kreis (14 Prozent) zugrunde, liege der Anteil ausländischer Tatverdächtiger etwa doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung, trug Zimmermann vor. Allerdings sah Karsten Heinz diese Zahlen differenzierter, denn in der Statistik werde nicht unterschieden, ob es sich um hier seit langem lebende Ausländer, um Asylbewerber oder um Täter handelt, die aus anderen Ländern zum Begehen von Straftaten durchreisen.
Nach wie vor nutzt die Polizei moderne technische Methoden – etwa die DNA-Entnahme –, sagte Zimmermann. Festzustellen sei auch, dass die Alkoholisierung das Begehen von Straftaten begünstige – vor allem bei Rohheitsdelikten, bei denen die Täter in über 25 Prozent der Fälle alkoholisiert waren. Ein Schwerpunkt der polizeilichen Fahndungstätigkeit sei auch 2023 die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität gewesen, wobei man bei mehreren Wohnungsdurchsuchungen größere Mengen von Rauschmitteln entdeckt habe.
Großgeschrieben werde auch die Prävention, ein laut Zimmermann „unverzichtbarer Beitrag.“ Dabei gehe es beispielsweise um Callcenter-Betrugsfälle, denen man mit Aufklärung begegne. Prävention betreibe man nicht nur in den Schulen, sondern auch mit Senioren und interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Die Sicherheit im öffentlichen Raum kontrolliere man beispielsweise mit Fahrradstreifen, aber auch 21 ehrenamtlich Aktive der Sicherheitswachten trügen dazu bei. Beim Einsatzgeschehen waren sowohl in Miltenberg wie auch in Obernburg mehrere Demonstrationen und Autokorsos zu begleiten, diverse Feste wie die Michaelismesse in Miltenberg sowie Festivals in Obernburg und Erlenbach.
Den Dank der Polizei an das Landratsamt Miltenberg für die jederzeit vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit gab Landrat Jens Marco Scherf zurück. Er sprach von einem „herausragenden Engagement und Ergebnis“ der Polizeiinspektionen im Landkreis, einhergehend mit einem hohen Sicherheitsempfinden der Bevölkerung. Auch im Namen der Landkreisverwaltung dankte er der Polizei für die hervorragende Zusammenarbeit, die sich im Lauf der Jahre verstetigt habe.
Quelle :Landkreis-Miltenberg.de
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