Nach der Hegeschau für den Nordlandkreis hat Landrat Jens Marco Scherf unter Klängen der Jagdhornbläser Aschaffenburg am Freitag in Riedern die Hegeschau für den Südlandkreis eröffnet. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von der BJV-Kreisgruppe Miltenberg unter Leitung von Ralph Keller. Die Hegeschau im Saal des Gasthauses „Zum Hirschen“ bot eine gute Gelegenheit, sich über die Situation der Jagd zu informieren.
Wie vergangene Woche in Eisenbach, lobte der Landrat den Einsatz aller an der Jagd Beteiligten unter anderem bei der Planung der aktuellen Festlegung der Abschusszahlen für das Rehwild. Scherfs Dank galt dabei den Hegeringleitern Ralph Keller, Joachim Asmussen, Michael Huber, Friedrich Schöffler und Peter Hennig, die mit ihren Teams die Abschussplanung auf Hegegemeinschafts-Ebene koordiniert hatten. Der Landrat betonte die in den meisten Fällen vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Jagdbehörde, geprägt vom gemeinsamen Willen zur Fortentwicklung zum Wohle der Jagd. Zur Einhaltung der Vorgaben werde es allerdings zu Festsetzungen von einzelnen Abschussplänen kommen. Ein gesunder, widerstandsfähiger Wald sei in Zeiten des gravierenden Klimawandels ein wertvolles Gut der Gesellschaft, stellte Scherf fest. Eine zukunftsgerichtete Jagd müsse dazu ihren Beitrag leisten, allerdings betreffen dies auch alle anderen Naturnutzer, von denen man Engagement und Rücksichtnahme einfordern müsse. Er appellierte an die Jägerschaft, mit bewährten Jagdmethoden und Bejagungsstrategien die Waldsituation weiter nachhaltig zu verbessern. Die durch den Jagdbeirat beschlossenen und durch die Jagdbehörde bestätigten oder festgesetzten Abschusspläne würden der Jägerschaft in den nächsten Wochen zugehen, kündigte er an und bat darum, im nun beginnenden Drei-Jahres-Zeitraum die vereinbarten Abschusszahlen umzusetzen.
Unter großem Beifall verabschiedete der Landrat den 15 Jahre tätigen Jagdberater für den Südlandkreis, Rudi Faber. Mit Kompetenz und Einfühlungsvermögen habe er der Jagdbehörde seinen jagdlichen Sachverstand bereitstellt, lobte der Landrat und bedankte sich auch bei Fabers Ehefrau Birgit mit einem Blumenstrauß für ihre Unterstützung. Faber folgt Michael Huber (Weilbach) nach, der vom Jagdbeirat bereits bestellt wurde. Für den Nordlandkreis hat Horst Feyrer (Mömlingen) die Nachfolge von Roland Dotterweich übernommen. Neuerungen gab es auch im Jagdbeirat, verwies Scherf auf die Bestellung von Ingrid Stenger als Nachfolgerin von Bernd Spilger; ihr Stellvertreter ist Ralph Keller.
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Die neue Leiterin des Veterinäramts, Dr. Vanessa Schönenbrücher, wies auf die weiterhin akut drohende Gefahr der Afrikanischen Schweinepest hin, es sei von einem „sprunghaften Geschehen“ auszugehen. Sie appellierte an die Jägerschaft, bei der Abwehr mitzuwirken. Zudem bot Sie an, Jäger bei der Einrichtung von Wildkammern zu beraten. Auch könnten sich Interessierte an einem Lehrgang zur Probenentnahme im Veterinäramt melden.
Für das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stellte Forstrat Benedikt Speicher die Situation des Waldes im Hinblick auf das aktuelle Vegetationsgutachten vor. Bei der Aufnahme habe es eine sehr rege Beteiligung gegeben, freute er sich, auch wenn das Ergebnis nicht zu großen Freudenstürmen geführt habe. Der teilweise extreme Wassermangel im Boden bereite große Sorgen, zeigte Speicher, „die Bäume leiden massiv.“ Er berichtete von starken Trockenschäden bei der Buche, auch Sturmschäden und der Borkenkäfer in Fichtenbeständen hätten Druck auf die Vegetation ausgeübt. Aktuell befinde man sich noch „im Tal der Glückseligen“ im Vergleich zu Regionen wie dem Frankenwald, sagte er. Auch die Eiche habe mittlerweile Probleme, sie komme aber immer noch am besten mit der Trockenheit zurecht. Es gelte nun, den Waldumbau fortzusetzen und gemischte Waldbestände aufzubauen, den Wald zu schützen und eine der Trockenheit angepasste Waldbaustrategie zu entwickeln. Man solle verstärkt auf Naturverjüngung setzen, schlug er vor, in manchen Arealen müsse man auch über die Bewässerung des Anwuchses nachdenken. Ein angepasster Wildbestand sei ein wichtiger Bestandteil eines funktionierenden Waldökosystems, sagte er. „Nur gemeinsam können wir das Ökosystem Wald klimastabil und zukunftssicher gestalten“, so Speichers Fazit.
Jagdberater Rudi Faber stellte letztmals die Streckendaten der letzten drei Jahre vor.
So gingen in der Hegegemeinschaft (HG) 1 1.270 Stück Rehwild ab, was einer Abschussquote von 92 Prozent entspricht. Die HG ist laut forstlichem Gutachten im grünen Bereich, der Verbiss ist tragbar, der Abschuss kann beibehalten werden.
In der HG 2 gingen 1.099 Stück Rehwild ab, die Erfüllungsquote liegt bei 95 Prozent. Die HG ist vor drei Jahren vom grünen in den roten Bereich abgerutscht, auch das aktuelle Forstgutachten bestätigt dies. Die Verbissbelastung ist zu hoch, eine Abschussempfehlung zur Erhöhung des Rehwildabschusses wurde ausgesprochen. Bei gutem Engagement sei die Rückkehr in den grünen Bereich allerdings möglich, so Faber.
In der HG 3 gingen 1.373 Stück Rehwild ab, was 102 Prozent der Abschussvorgabe entspricht. Die HG ist dank konsequenter Bejagung in den grünen Bereich zurückgekehrt. Die Verbissbelastung hat sich deutlich verbessert, der Abschuss kann beibehalten werden.
In der HG 4 gingen 1.306 Stück Rehwild ab, eine Quote von 104 Prozent. Die Verbissbelastung ist zu hoch, der Abschuss muss erhöht werden. Der Hegeringleiter und sein Vertreter hätten die Problematik sehr gut erkannt und bei der Rehwildabschussplanung ein passendes Konzept mit entsprechender Erhöhung erstellt, lobte Faber.
In der HG 5 gingen 1.218 Stück Rehwild ab, was 99 Prozent der Quote entspricht. Die HG befindet sich im grünen Bereich, dennoch wurde die Empfehlung für einen höheren Abschuss ausgesprochen mit dem Hintergrund, ein Abrutschen zu vermeiden.
Beim Schwarzwild vermeldete Rudi Faber ein Traumergebnis von 4.678 Stück im Gesamtlandkreis – eine so hohe Strecke wie noch nie im Landkreis Faber. Im Altlandkreis Miltenberg gingen 3.186 Stück ab – 307 Keiler, 265 Bachen, 562 männliche Überläufer, 633 weibliche Überläufer, 642 männliche Frischlinge und 729 weibliche Frischlinge. Der Eingriff bei den Frischlingen müsse allerdings drastisch erhöht werden, sagte Faber, auch aufgrund der afrikanischen Schweinepest und der Aujeszkyschen Krankheit. Die vom Gesetzgeber eröffneten Maßnahmen hätten sich offenbar bewährt, glaubt Faber. Mit dem Schießen der Sauen sei es aber nicht getan, denn insgesamt rund 13 Tonnen Wildbret müssten versorgt, verarbeitet und vermarktet werden – eine große Herausforderung für die Jägerschaft. Die Abschussprämie von 70 Euro pro Stück werde beibehalten, wusste er. Im Landkreises Miltenberg seien im Bereich der Rotwildhegegemeinschaft Spessart im letzten Jagdjahr 154 Stück Rotwild erlegt worden, außerhalb des Gebietes 36 Stück. In der Rotwildgemeinschaft Odenwald seien 84 Stück Rotwild abgegangen. Im Süden der HG 3 seien im letzten Jahr 28 Stück Muffelwild erlegt worden, für kommendes Jagdjahr seien 44 Stück anvisiert. Der gesamte Bestand solle Faber zufolge entnommen werden, da es sich nicht um eine einheimische Tierart handelt. Der stark gewachsene Bestand verursache inzwischen erheblichen Wildschaden. Beim ausgebrochenen Damwild im Bereich Faulbach habe man einen Abgang von drei Stück verzeichnet. Da sich bereits Nachwuchs eingestellt hat, sollte eine strengere Bejagung erfolgen, so Faber.
Beim Niederwild nannte Faber unter anderem 413 erlegte oder verunfallte Füchse, 139 Waschbären, 137 Dachse, 28 Gänse und 24 Feldhasen. Er berichtete von 349 Wildunfällen, wobei bei fünf Unfällen auch Personenschäden zu verzeichnen waren. An erster Stelle rangierte das Rehwild (242), gefolgt vom Schwarzwild (39) und Füchsen (22).
Auch auf Personalveränderungen ging Faber ein. In der HG 2 verabschiedete sich Leiter Joachim Asmussen und Stellvertreter Alfred Meixner, neu im Amt sind Ulli Brauch (Leiter) und Bernhard Stegmann (Vertreter). In der Hege 3 folgte Michael Steinbach auf Michael Huber. Faber wünschte allen viel Glück in ihren neuen Ämtern und dankte allen Jägern sowie Landrat Jens Marco Scherf und Regina Groll, Leiterin der Unteren Jagdbehörde, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Am Ende der Veranstaltung ergriff der Präsident des Bayerischen Jagdverbands, Landtagsabgeordneter Ernst Weidenbusch, das Wort. Er betonte die aus seiner Sicht hohe Bedeutung der Ausstellung der Stücke und bewertete diese eingehend. Zudem stellte er seine Sicht als Verbandspräsident dar, wie Hegeschauen organisiert und gestaltet werden sollen. Hierbei bestätigte er, dass sich das Landratsamt zurecht an Vorgaben aus dem zuständigen Fachministerium in München orientiere, betonte jedoch auch, dass diese Vorgaben seiner Meinung nach nicht der geltenden Rechtslage entsprechen. Landrat Scherf stellte diesbezüglich klar, dass die Verantwortung für die Hegeschau als hoheitliche Aufgabe beim Landratsamt liege und man sich als staatliche Behörde an Recht und Ordnung halte, weshalb die Hegeschau so durchgeführt werde.
Die Sitzung hatte der BJV-Kreisgruppenvorsitzende Ralph Keller eröffnet und die zahlrei-chen Gäste, insbesondere auch den Präsidenten des Bauernverbandes Unterfranken Ste-fan Köhler, begrüßt. Er forderte unter anderem die Revierpächter auf, die Streckenlisten immer zum Stichtag 31. März zu erstellen und einzureichen. Eichenbühls Bürgermeister Günther Winkler stellte seine Gemeinde vor, die 900 Hektar Wald umfasst und fünf Jagdgenossenschaften beherbergt.
Gruppenfoto vor den Trophäen mit (von links) dem verabschiedeten Jagdbe-rater Rudi Faber mit seinem Nachfolger Michael Huber, BJV-Präsident Ernst Weiden-busch, Landrat Jens Marco Scherf, Regina Groll (Leiterin Untere Jagdbehörde) und Ralph Keller (Vorsitzender BJV-Kreisgruppe Miltenberg). Foto: Winfried Zang
Landrat Jens Marco Scherf (rechts) dankte dem langjährigen Jagdberater Rudi Faber für sein 15-jähriges Engagement, für Ehefrau Birgit gab es einen Blumen-strauß. Foto: Winfried Zang
Quelle :Landkreis-Miltenberg.de
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