
Integrationsministerin Bilkay Öney wird am Samstagnachmittag die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Wertheim besuchen. Darüber informierte Bürgermeister Wolfgang Stein in der Einsatzbesprechung am heutigen Mittwoch. In das Programm integriert werden soll auf jeden Fall ein Gespräch mit den Rettungs- und Hilfsorganisationen, die seit Sonntag rund um die Uhr im Einsatz sind. „Die Ministerin soll ein realistisches Bild von dem erhalten, was hier seit Tagen abgeht,“ war sich die Runde einig.
Manchem standen am Mittwochmorgen Müdigkeit und Frustration ins Gesicht geschrieben. Denn am Tag zuvor waren die Nerven durch die „katastrophale Informationspolitik der Landesleitstelle“ arg strapaziert worden: Am Nachmittag war angekündigt wurden, dass ein Bus mit 50 weiteren Flüchtlingen aus Günzburg kommend gegen Mitternacht in Wertheim eintreffen wird. Alle Rettungsorganisationen und die freiwilligen Helfer brachten sich daraufhin in den Stand-By-Modus. Zwischen 21 und 22 Uhr dann der Anruf aus der Leitstelle in Stuttgart: Der Bus kommt nicht nach Wertheim, sondern wird nach Esslingen umgeleitet. Als Grund wurde die drohende Fahrzeitüberschreibung der Busfahrer angegeben. „Da drohte die Stimmung unter den freiwilligen Helfern zu kippen“, so Walter Hörnig, der Vorsitzende des Vereins „Willkommen in Wertheim“.
Kommt der Bus nun im Laufe des heutigen Mittwoch? Und wenn ja, wann? „Wir können hier nicht Tage lang auf Verdacht den ehrenamtlichen Vollbetrieb aufrechterhalten,“ so Bürgermeister Stein. Die Stadt werde beim Land darauf drängen, „dass wir schnell Klarheit bekommen.“
Von dieser Verärgerung abgesehen läuft das Zusammenspiel der Einsatzkräfte weiterhin reibungslos. Die Firma EHC, die im Auftrag des Regierungspräsidiums Unterbringung und Verpflegung übernimmt, ist ab Donnerstag präsent und entlastet damit vor allem das Deutsche Rote Kreuz. Caritas und Diakonie, die ab Mitte Oktober die Sozialbetreuung übernehmen sollten, versuchen ebenfalls, früher einsteigen zu können. Die Bundeswehr verlängert ihren Einsatz. Die Soldaten des Jägerbataillons 202 aus Donaueschingen, die seit Sonntag in Wertheim sind, werden heute abgelöst. Feldwebel André Bayer wurde in der Einsatzbesprechung mit viel Beifall verabschiedet. „Die Kameraden, die jetzt übernehmen, werden ebenfalls überall mithelfen, wie sie gebraucht werden, “ so André Bayer.
Auch Soldaten des Jägerbataillons 202 aus Donaueschingen waren in den letzten Tagen im Einsatz. Foto: Stadtverwaltung
Auch die ärztliche Versorgung ist weiterhin gewährleistet. Unter Federführung von Dr. Wilhelm von Lamezan, Leitender Notarzt, werden auch heute „fünf Ärzte plus x“ in der Aufnahmeeinrichtung sein. „Die Kollegen des Krankenhauses und der niedergelassenen Ärzte machen das zusätzlich zu ihrem regulären Dienst,“ betonte von Lamezan. Das Gesundheitsamt ist mit einem Arzt vertreten und sorgt für ausreichenden Nachschub an Handschuhen und Desinfektionsmitteln.
Die Zusammenführung der drei Familien, die am Montagabend bei der Zuweisung in unterschiedliche Flüchtlingsunterkünfte getrennt wurden, läuft. In zwei Fällen wurden die Angehörigen in Stuttgart geortet, die Recherche im dritten Fall war zum Zeitpunkt der Einsatzbesprechung noch im Gang. Die Angehörigen sollen, sobald alle „eingesammelt“ sind, in einer gemeinsamen Fahrt nach Wertheim gebracht werden.
Stadtverwaltung Wertheim