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Teil 3: Abt Joseph Hartmann als Landesherr und Ordensmann
1656 hatten sich die zu dieser Zeit in Personalunion verbundenen geistlichen Herrschaften Hochstift Würzburg und Erzstift Mainz geeinigt, die Abtei Bronnbach als territorium nullius, als unabhängiges Gebiet, anzuerkennen. Es galt die Ansprüche der Grafschaft Wertheim auf das Kloster abzuwehren. Diese hatte im Verlauf des 30-jährigen Krieges und der späteren Restitutionen die Herrschaft über die drei Klosterdörfer Reicholzheim, Dörlesberg und Nassig erlangt. Eine Klage beim Reichskammergericht dagegen war 1672 erfolgreich, die Dörfer wurden wieder Bronnbach zugesprochen. Um sich mit den Grafen von Löwenstein-Wertheim endgültig zu einigen, verzichtete die Abtei 1673 auf Nassig. Das verbliebene Herrschaftsgebiet galt es jedoch für die Zukunft zu behaupten.
Der neu gewählte Abt Joseph war dazu bereit und in der Lage. Dies zeigen die Vorgänge anlässlich der Erbhuldigung. Wie üblich waren beim Amtsantritt eines neuen Herrschers die Untertanen persönlich mit Treueid und Handgelöbnis zu verpflichten. Zu diesem Zweck am 26. Oktober 1699 ins Kloster vorgeladen, überreichten die Reicholzheimer ein Memoriale. Sie wollten die Erbhuldigung von einer vorherigen Anerkennung alter Rechte abhängig machen. Abt Joseph wies dies mit aller Entschiedenheit zurück und legte im Gegenzug mit einem Dekret eine erneuerte Dorfordnung für Reicholzheim und Dörlesberg fest. Abt Joseph hatte damit gleich zu Beginn seiner Regierung gezeigt, dass er Herr im Hause ist und mit ihm nicht zu spaßen war, wenn es Rechte seines Klosters betraf.
Immer wieder kam es zu Streitigkeiten mit den umliegenden Gemeinden um Besitz- und Nutzungsrechte, so 1716 mit dem mainzischen Külsheim und 1717 bis 1724 mit den wertheimischen Orten Urphar, Dietenhan und Höhefeld. Die Protokollbücher dieser Zeit verweisen darüber hinaus auf zahlreiche weitere Auseinandersetzungen. Die Abwehrbereitschaft und Wachsamkeit des Klosters wurden beständig getestet. Zur Verteidigung der klösterlichen Rechte rief das Kloster gegen das Gesamthaus Löwenstein-Wertheim immer wieder den Kaiser und das Reichskammergericht in Wetzlar um Unterstützung und rechtliche Überprüfung an. Um seine Grenzen und die korrekte Lage der Grenzsteine zu dokumentieren, ließ das Kloster Gemarkungsprotokolle und Übersichtskarten anlegen.
Auch mit dem Reichsoberhaupt selbst legte sich das Kloster an. So wehrte es sich beispielsweise gegen die Zuweisung einer Laienpfründe in Bronnbach an einen kaiserlichen Leibtrabanten oder gegen die Einquartierung von Soldaten in den Klosterdörfern Reicholzheim und Dörlesberg im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg.
Ende 1711 ereignete sich etwas ganz Besonderes in der Historie der Abtei Bronnbach. Zu dieser Zeit wurden Vorbereitungen für die Krönung des neuen Kaisers Karl VI. in Frankfurt getroffen. Karl reiste mit seinem Gefolge zur Krönung aus Barcelona kommend über Italien nach Frankfurt. Ein Unwetter wohl Ende November 1711 sorgte dafür, dass die reguläre Wegstrecke Tauberbischofsheim-Miltenberg für ihn nicht mehr passierbar war. Es wurde eine alternative Route von Steinfurt ins Erfatal und damit über den Bronnbacher Klosterhof Breitenau Richtung Miltenberg festgelegt.
Der Abt veranlasste, dass die Straße in der Breitenauer Hofmarkung hergerichtet wurde. Am Sonntag, 13. Dezember 1711, traf der erwählte Kaiser in Breitenau ein und Abt Joseph nutzte diese überaus günstige Gelegenheit, um den künftigen Kaiser am Klosterhof festlich zu begrüßen. Zur Erinnerung an dieses auch für ihn persönlich sicher höchst eindrucksvolle Erlebnis ließ er 1719 in Breitenau ein Standbild des Kaisers aufstellen. Auf der Sockelinschrift ist zu lesen: Carolus VI ist passirt / von Barcellona als er marchirt / nach Francfurt durch dies Thal / gecrönt zum Keyser nach der Wahl / Darumb ihn hier verortnet hat / F. Josephus damahl Praelat / 1711 13. Dec.
Kloster Bronnbach blühte unter dem Abbatiat von Joseph Hartmann auf. In der Schrift Idea chrono-topographica von 1720 werden Zisterzienserklöster und -konvente vorgestellt. Bronnbach wird darin mit Abt, 30 Mönchen und sieben Fratres genannt. Von den Mönchen waren allein 14 erst unter Abt Joseph ins Kloster eingetreten. Sechs weitere sollten bis 1724 noch folgen.
Neue Konventualen studierten üblicherweise in Würzburg, hauptsächlich die Fächer Theologie, Philosophie und Jura. Von dreien haben sich Dissertationen erhalten. Dies belegt überzeugend, dass Abt Joseph auf die solide Ausbildung seiner Mönche großen Wert legte.
In Bronnbach wurden ganz selbstverständlich die Wissenschaften gepflegt. Aber auch Musik spielte eine Rolle, wie sich indirekt belegen lässt. Die Ordenskongregation der Zisterzienser war gegenüber der Musik zwar recht zurückhaltend und gestattete sie nur an hohen Festen. Dass der Abt aber selbst Gefallen daran fand, zeigen Ausgaben für Musikalien und Instrumente in seinem Rechnungsmanual.
Intensiv waren die Beziehungen zu anderen Abteien, insbesondere zu Ebrach. Der Abt von Ebrach stand üblicherweise dem fränkischen Vikariat der Oberdeutschen Kongregation vor und es gab regelmäßige Visitationen. Auch Gegenbesuche von Abt Joseph in Ebrach sind dokumentiert.
Für das Zisterzienserkloster Schöntal an der Jagst ist im Jahr 1702 der Besuch des Bronnbacher Abtes überliefert. An den Weihen der fränkischen Zisterzienseräbte wird Abt Joseph beteiligt gewesen sein.
In seiner Amtszeit fand in Cîteaux, dem Hauptsitz des Zisterzienserordens, kein großes Generalkapitel statt. Umso wichtiger waren die Kapitelversammlungen der Oberdeutschen Kongregation für die Kontaktpflege zwischen den einzelnen Abteien. Als Abt von Bronnbach nahm Joseph Hartmann Anfang September 1715 am Nationalkapitel der Kongregation in Salem teil. Dies war nicht zuletzt deshalb wichtig, weil sein Amtsvorgänger Franz Wundert sich bei den vorhergegangenen Kapiteln hatte entschuldigen lassen.
Der Abt von Salem hatte als Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation das Recht und die Pflicht, die zur Kongregation gehörigen Klöster regelmäßig zu visitieren. Aus dem Rechnungsmanual des Abtes ist ersichtlich, dass eine solche Visitation Ende Mai 1717 stattfand und die dabei üblichen Ehrengaben auslöste.
Sicher unterhielt Abt Joseph auch Beziehungen zu den benachbarten Männerklöstern anderer Ordensgemeinschaften wie Amorbach, Triefenstein, Neustadt, Oberzell und Holzkirchen. Auch der nahe gelegene Wallfahrtsort Walldürn wurde von Abt Joseph regelmäßig besucht. Insgesamt war Abt Hartmann nicht nur ein energischer Landesherr des Territoriums, sondern auch ein Mönch und Ordensmann, der seine Aufgaben im Kloster und darüber hinaus ernst nahm.
Der Klosterchronist P. Ludwig Krämer (verstoben 1813) rühmte die Frömmigkeit des Abtes und „seine Liebe zur klösterlichen Armuth“. Die repräsentative Ausgestaltung des Klosters einerseits und klösterliche Disziplin andererseits waren für ihn kein Gegensatz. Die zahlreichen Ausgaben in seinem Rechnungsmanual für Bedürftige und zu allen möglichen Gelegenheiten bestätigen eindrucksvoll seine Großzügigkeit.
Unbestritten war Joseph Hartmann als Abt, Landesherr und Ordensmann einer der bedeutendsten Vertreter seines Klosters, an den die Region sich nicht nur anlässlich des 300. Jubiläums seines Todes in Anerkennung seiner Leistung erinnert.
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