Main-Tauber-Kreis: Erneuerbare Energien als Chance für Unternehmen

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Erneuerbare Energien als Chance für Unternehmen


„Für mich ist es wichtig, solche Einblicke in die Firmen im Landkreis zu bekommen. Nur dadurch wird deutlich, mit welchen Herausforderungen sie bei der täglichen Arbeit konfrontiert werden“, sagte Landrat Christoph Schauder.

Zippe stellt unter anderem Gemenge-Anlagen für die Produktion von Hohl-, Flach-, Spezial- und Faserglas her. „Wertheim ist die Stadt der Glasindustrie. Dies soll auch in Zukunft so bleiben. Die Glasproduktion benötigt jedoch sehr viel Energie. Daher spielen die Energiesicherheit und die -preise eine wichtige Rolle für unsere Kunden. Strom aus Erneuerbaren Energien ist eine echte Chance für die Unternehmen in der Glasindustrie. Wenn das Glas einmal produziert ist, ist es jedoch sehr umweltfreundlich, da es bis zu 40 Mal wieder befüllt werden kann und im Anschluss vollständig recycelt wird“, erklärte Dr. Philipp Zippe, Geschäftsführer der Firma Zippe Industrieanlagen.

„Im Main-Tauber-Kreis haben wir nicht das Problem, dass wir zu wenig Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugen. Im Gegenteil: Wir sind als Landkreis der Energiewende hier bereits führend in Baden-Württemberg. Allerdings gestaltet es sich aufgrund der Netzkapazitäten schwierig, den erzeugten Strom auch zum Kunden zu bringen“, erklärte Landrat Christoph Schauder. „Der Großteil der Windkraftanlagen befindet sich bei uns in der südlichen Kreishälfte. Dies hängt natürlich auch mit der dort herrschenden Windhöffigkeit zusammen. Um den dort erzeugten Strom beispielsweise nach Wertheim bringen zu können, wäre ein Netzausbau durch die Netze BW notwendig. Auch die nicht vorhandene Speicherkapazität für den erzeugten grünen Strom beschäftigt uns derzeit“, ergänzte der Landrat.

„Die Versorgungssicherheit ist ein ganz wichtiges Thema bei unseren Kunden. Die Anlagen zur Glasherstellung, die wir produzieren, laufen 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag, denn eine Glaswanne kann man nicht einfach aus- und wieder einschalten. Da wird kontinuierlich einiges an Energie benötigt“, erklärte Dr. Andreas Emrich, Gesamtbereichsleiter Technik bei der Firma Zippe.

Um dem Problem des hohen Energieverbrauchs entgegenzuwirken, nutzt die Firma Zippe mit ihren Anlagen die Abwärme aus den Schornsteinen. So werden die Rohstoffe auf teilweise über 200 Grad Celsius vorgewärmt. Dadurch seien in der Schmelzwanne massive Energieeinsparungen möglich.

Des Weiteren stellt das Unternehmen auch Scherben- und Altglas-Aufbereitungsanlagen her. „In Zentraleuropa ist das Recyclingsystem bei Altglas bereits sehr weit fortgeschritten. Bis zu 90 Prozent einer neuen Glasverpackung entsteht aus recyceltem Altglas. Das Altglas aus den Containern wird nach Farbe sortiert, Störstoffe werden herausgefiltert und das Altglas wird aufbereitet, um es im Anschluss einzuschmelzen. In anderen Ländern besteht hier noch ein großes Ausbaupotenzial“, erläuterte Dr. Philipp Zippe.

Laut den Geschäftsführern ist die Auftragslage gut. „Es besteht noch ein hoher Auftragsbestand aus den Jahren 2021 und 2022“, teilten die beiden Verantwortlichen mit. Zudem kämen auch viele Aufträge nach. Lediglich die Herkunft der Aufträge habe sich verändert. „Glas ist nach wie vor ein Trendprodukt. Es kann beliebig oft recycelt werden, ohne dass es zu Qualitätsverlusten kommt. Das ist der große Unterschied zu Kunststoff“, erklärte Dr. Andreas Emrich. „Wir leben von unserer Internationalität. Unsere Exportquote liegt bei 80 bis 90 Prozent. Die Schwerpunkte liegen hier aktuell auf Südamerika. Noch vor fünf Jahren gab es beispielsweise mehr neue Projekte in Deutschland. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Große Projekte finden fast nur noch im Ausland statt. In Deutschland gibt es lediglich kleinere Aufträge. Die Unsicherheit bei der Energieversorgung spielt dabei eine große Rolle“, ergänzte Dr. Phillip Zippe. 

Auch die Bürokratie stellt laut der Geschäftsleitung ein großes Hindernis dar. „Es gestaltet sich schwierig, die Mitarbeitenden auf die Baustellen zu bekommen. Übersee ist dies oftmals einfacher als innerhalb der EU. Hier müssen zunächst einmal unzählige Zertifikate und Nachweise vorgelegt werden, um eine Einreise zu ermöglichen.“

Zudem stellt der Fachkräftemangel die Firma Zippe vor Herausforderungen. „Um diesem entgegenzuwirken, bieten wir den Mitarbeitenden Gleitzeitmodelle an und haben keine feste Kernzeit. Zudem ermöglichen wir sehr flexibel Arbeitszeitmodelle sowie mobiles Arbeiten, wo dies möglich ist“, sagte Dr. Philipp Zippe. „Dadurch profitieren nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch der Kundenkontakt erfährt einen Mehrwert“, ergänzte Dr. Andreas Emrich. „Kleinere Anlagen nehmen wir mittlerweile auch per Fernschaltung online in Betrieb. Das bringt eine enorme Zeit- und dadurch auch Kostenersparnis mit sich und ist gut für die Umwelt, da Reisen reduziert werden können.“ 

Ursula Mühleck, Dezernentin für Kreisentwicklung und Bildung beim Landratsamt, informierte über die Plattform „Platz für Originale“ der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken. „Hierbei handelt es sich um eine regionale Jobbörse, die den Unternehmen vor Ort dabei helfen soll, freie Stellen zu besetzen“, erklärte die Dezernentin. Auch der Main-Tauber-Kreis sei als Arbeitgeber auf dieser Plattform vertreten.

Die meisten Kernkomponenten der Anlagen werden bei Zippe selbst gebaut. Den Stahlbau kauft das Unternehmen laut Dr. Philipp Zippe aber beispielsweise lokal zu. Die Firma Zippe hat ihren Sitz seit 1951 in Wertheim. Ihre Anfänge nahm sie im heutigen Tschechien. Im Jahr 2020 feierte das Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen. Außer für den Anlagenbau zeichnet Zippe auch für die Automatisierung und Steuerungstechnik der Anlagen verantwortlich. Von der Konzeption über die Hardwareplanung und den Schaltschrankbau bis hin zur Softwareprogrammierung bietet das Unternehmen seinen Kunden ein Rundumpaket. Am Standort in Wertheim sind rund 200 Mitarbeitende beschäftigt. Zudem gibt es noch eine Zweitfertigung in Sachsen.

Quelle: Main-Tauber-Kreis.de

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