Der Fachtag wandte sich an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Jugend- und Jugendsozialarbeit. Sie arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, die Hassreden, vor allem auch in den Sozialen Medien, ausgesetzt und in der Regel nicht dagegen gewappnet sind.
Den Fachvortrag unter dem Motto „Im Namen der Demokratie: Hassrede vs. Meinungsfreiheit“ hielt Rechtsanwalt Chan-jo Jun. Er betreibt eine Rechtsanwaltskanzlei für IT-Recht in Würzburg und ist für sein juristisches Engagement gegen Hasskriminalität auf Facebook bekannt geworden. Jun verdeutlichte den juristischen Hintergrund und die Prüfung der Straftatbestände Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung und verhetzende Beleidigung. Er zeigte auf, wo die Grenzen und die Graubereiche zur Meinungsfreiheit und der Freiheit der Kunst, Wissenschaft, Forschung und Lehre sind. Sein anregender, freier Vortrag, seine Offenheit und seine Diskussionsbereitschaft begeisterten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtags.
Das Nachmittagsprogramm bestand aus insgesamt vier Workshops. Ziel war, die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren mit Wissen und Werkzeugen auszustatten, die in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen umgesetzt werden können.
So verdeutlichte Angelika Vogt, Referentin an der Fachstelle „Kompetent vor Ort. Gegen Rechtsextremismus“ der Jugendstiftung im Demokratiezentrum Baden-Württemberg unter dem Motto „Diss DisRespect“, wie man Mechanismen der Diskriminierung aufdecken und begegnen kann. Sie präsentierte etablierte und evaluierte Methoden für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und entsprechende Arbeitsmaterialien.
Ahmed Gaafar erklärte, wie man Hetze im Netz juristisch begegnen kann, welche rechtlichen Grundlagen herangezogen werden können und in welchen Fällen das auch Erfolg hat.
Sanne Pawelzyk vom Karlsruher Institut für Technologie zeigte, wie man Memes erstellen und nutzen kann, um Hassrede nonverbal zu begegnen. Memes sind Kombinationen von Bildern oder kleinen Filmen mit Text. „Verfasserinnen und Verfasser von hasserfüllten, abwer-tenden oder menschenfeindlichen Aussagen dürfen sich nicht bestätigt fühlen. Es muss gekontert werden“, sagte Sanne Pawelzyk. Sie erläuterte die unterschiedlichen Formen der Memes, zeigte verschiedene Webseiten mit Beispielen und stellte Apps zur Gestaltung von Memes vor.
Birgit Schmitt, Beraterin im Netzwerk „Kompetent vor Ort. Gegen Rechtsextremismus“ und Theresa Reichenberger, „respect“-Coach beim Jugendmigrationsdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Tauberbischofsheim, stellten Quararo vor. Hierbei handelt es sich um ein Spiel, das die Fähigkeit fördert, sich eine eigene Meinung zu bilden und Entscheidungen zu treffen. Kinder und Jugendliche können so spielerisch Vielfalt, Demokratie und Toleranz kennenlernen und werden so in demokratische Entscheidungsprozesse eingeführt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich dankbar für die vermittelten Inhalte, die in die praktische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen einfließen werden.
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