Landrat Schauder zeigte Verständnis dafür, dass alle Theaterbetriebe aktuell vor großen Herausforderungen stehen, zum einen durch die Verwerfungen infolge der Corona-Pandemie, zum anderen, weil Personal- und Energiekosten enorm steigen. Daher werde der Landkreis sich konstruktiv in die Debatte einbringen, wenn bei der bevorstehenden Mitgliederversammlung über die angekündigte Anhebung der Mitgliedsbeiträge entschieden wird. „Dabei spielt es für mich eine große Rolle, dass der Main-Tauber-Kreis seit seiner Gründung Mitglied der Badischen Landesbühne ist, wie bereits zuvor der frühere Landkreis Tauberbischofsheim“, machte er deutlich. Verwaltungsleiter Jörg Klasser dankte dem Landrat für diese „sehr positive Nachricht“.
Klasser machte deutlich, dass die Einnahmen der Badischen Landesbühne noch nicht wieder das gleiche Niveau wie vor der Pandemie und den damit verbundenen Lockdown-Phasen erreicht hätten. Einige Besucherinnen und Besucher im hohen Alter seien nach der Wiederöffnung nicht wiedergekommen, eine jüngere Generation noch nicht im gleichen Umfang nachgerückt. Immerhin seien die Abonnenten-Zahlen erfreulich konstant.
Gleichwohl sei auch klar, dass jüngere Menschen sich weniger durch ein Abonnement mit sieben festen Spielterminen im Jahr binden möchten. Daher müsse der Einzelverkauf gestärkt werden. Der neue Verwaltungsleiter und der designierte Intendant streben an, die Website der Landesbühne neu gestalten zu lassen und das Engagement in den sozialen Medien auszubauen. Mit Videoclips aus den Produktionen und einem Online-Ticketshop solle künftig eine junge Zielgruppe noch besser erreicht werden.
Die Badische Landesbühne Bruchsal (BLB) ist mit ihren Aufführungen im Main-Tauber-Kreis regelmäßig in der Stadthalle Tauberbischofsheim und in der Aula Alte Steige in Wertheim zu Gast. Nachdem Intendant Carsten Ramm das Theater 25 Jahre lang geprägt hat, geht er in Kürze in den Ruhestand. Ihm folgt ab 1. August Wolf E. Rahlfs. Bereits in den Jahren 2003 und 2006 war er als Schauspieler bei der BLB engagiert und blieb dem Theater in zahlreichen Produktionen als freiberuflicher Regisseur und Darsteller kontinuierlich verbunden, bevor er 2018 Intendant am Theater der Altmark wurde.
Während die momentane Spielzeit 2022/23 noch unter der Verantwortung von Carsten Ramm geplant wurde, wird Rahlfs ab der Saison 2023/24 die inhaltliche Ausrichtung bestimmen, zunächst unter anderem mit einer Musical-Produktion nach Georg Büchners „Woyzeck“ nach einem Konzept von Robert Wilson und mit Songs von Tom Waits. Im Abendspielplan werde es weiter eine große Bandbreite von klassischen bis zeitgenössischen Stücken geben. Sichtbarer machen möchte der designierte Intendant das Kinder- und Jugendtheater, beispielsweise mit einem verstärkten Angebot von „Klassenzimmerstücken“, die mit theaterpädagogischer Begleitung von Schulen gebucht werden können. Ein Anliegen ist ihm auch, in jeder Spielzeit eine Inszenierung für ungewöhnliche Spielorte anzubieten. Den Auftakt soll das Stück „Judas“ machen, das in Kirchenräumen aufgeführt werden soll.
Bereits im August 2022 ist der langjährige Verwaltungsleiter Norbert Kritzer in den Ruhestand gegangen, dessen Position Jörg Klasser übernommen hat. Klasser war zuvor in gleicher Funktion am Festspielhaus Baden-Baden tätig. Nachdem er dort insbesondere Herausforderungen bei Baumaßnahmen zu bewältigen hatte, freue er sich, bei der Badischen Landesbühne wieder näher an den eigentlichen Spielbetrieb zu rücken. Während weiterhin viele junge Menschen in den Schauspielberuf drängen, bereite es aktuell große Sorgen, die Positionen in den technischen Berufen – wie Beleuchter sowie Tontechniker – zu besetzen. Personalknappheit zeige sich zunehmend auch in der Theaterverwaltung.
Die Badische Landesbühne verfügt über 70 Planstellen. Davon sind zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler für den Abendspielplan und sechs für das Kinder- und Jugendtheater verantwortlich. Je Spielzeit feiern etwa acht unterschiedliche Theaterproduktionen ihre Premiere. Gefördert wird das Haus durch das Kunst- und das Finanzministerium Baden-Württemberg, vier Landkreise und 16 Mitgliedskommunen, in denen regelmäßig die Aufführungen stattfinden.
In der laufenden Spielzeit werden im Main-Tauber-Kreis noch die Stücke „Masken“ (17. April in Tauberbischofsheim, 25. April in Wertheim), „Quartett“ (22. Mai in Tauberbischofsheim) und – unter freiem Himmel auf dem Schlossplatz Tauberbischofsheim und der Burg Wertheim – „Reineke Fuchs“ (26. Juni in Tauberbischofsheim, 27. Juni in Wertheim) gespielt. Das Stück „Ronja Räubertochter“ bietet die Landesbühne als Schulvorstellung am 17. Mai in Tauberbischofsheim und am 27. Juni in Wertheim an.
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