„Junge Menschen mit Förderbedarf so zu unterstützen, dass sie ihren Weg in die Ausbildung finden und diesen nachhaltig verfolgen – das ist das Ziel dieses Bildungsganges“, erklärte Ursula Mühleck, Dezernentin für Kreisentwicklung und Bildung beim Landratsamt Main-Tauber-Kreis. „Wir wollen mit diesem Bildungsgang Herausforderungen überwinden, um individuelle Chancen zu entwickeln. Es sollen Perspektiven für einen erfolgreichen Start in das berufliche Leben aufgezeigt werden.“
Eine dieser Herausforderungen sei die Corona-Pandemie gewesen, die den Start im Main-Tauber-Kreis als Modellregion erheblich erschwert habe. Sie betonte aber auch, dass trotz aller Schwierigkeiten die Ergebnisse des AVdual-Monitorings der ersten beiden Modelljahre eine klare Sprache sprechen würden. „Mit Übergangszahlen von knapp 50 Prozent in eine Ausbildung und dies zu über 70 Prozent im ehemaligen Praktikumsbetrieb haben wir im Landkreis von Beginn an sehr gute Ergebnisse erzielen können. Im Vergleich mit allen Modellregionen liegt der Main-Tauber-Kreis mit diesen Zahlen ganz weit vorne.“
Der Erfolgsfaktor des Bildungsganges seien umfangreiche Praktika. Doch ohne den großen Einsatz und die gute Zusammenarbeit von allen Beteiligten an den Schulen wäre dies nicht möglich gewesen. „Mein besonderer Dank gilt daher an alle Anwesenden für ihre hervorragende Arbeit, den täglichen Einsatz im Sinne der jungen Menschen und für das Durchhaltevermögen“, sagte Ursula Mühleck. Nicht selten befänden sich die jungen Menschen in besonders schwierigen Lebenslagen. Die im AVdual tätigen Personen seien im Schulalltag mit Themen wie Schulabsentismus, Suchtproblematik, Straffälligkeit, familiären Problemen und vielem mehr konfrontiert. Gerade die psychischen Auffälligkeiten hätten enorm zugenommen. Dass es vor diesem Hintergrund trotz der Bemühungen auch immer wieder zu Konflikten und Frustration komme, sei eine logische Konsequenz. „Es ist nicht immer leicht, sich in die Schülerinnen und Schüler hineinzuversetzen und ihr Handeln nachzuvollziehen, die Erwartungshaltung anzupassen und gleichzeitig Ideen sowie Strategien im parat zu haben. Hier wollen wir gemeinsam ansetzen mit dem ersten Fachtag für alle im AVdual tätigen Lehrkräfte und sozialpädagogischen Fachkräfte“, erklärte Ursula Mühleck.
„Wir wissen um das schwierige Arbeiten in diesem Sektor, kennen die Problemfelder und möchten den Anwesenden mit der heutigen Plattform Impulse und Unterstützung im Schulalltag mit auf den Weg geben“, ergänzte Hermann Ruppert, Schulleiter der Gewerblichen Schule Tauberbischofsheim.
Bei dem anschließenden Impulsvortrag zu dem Thema „Jugendliche und junge Erwachsene mit herausfordernden Verhaltensweisen verstehen lernen“ zeigte Michael Ebert von der Jugendhilfe Creglingen den Anwesenden, dass der Erfolg des pädagogischen Alltags und der Beziehungsarbeit davon abhänge, wie gut man den Jugendlichen verstehe. „Verstehen lernen heißt, den Stummen eine Stimme geben – kein Jugendlicher wird in der Regel mit Verhaltensauffälligkeiten geboren“, betonte Ebert. Es sei wichtig, die Ursachen und Faktoren für das gezeigte Verhalten zu kennen und das Verhalten von der Person zu trennen. Hier beginne die Beziehungsarbeit. Ebert führte weiter aus, dass jeder Jugendliche einen Grund für sein Verhalten habe, die Ausnahmen herausgearbeitet und negative Verhaltensweisen umgedeutet werden müssten. In dem am Nachmittag stattfindenden Workshop verdeutlichte Ebert seine Impulse an konkreten Beispielen.
Neben dem Impulsvortrag wurden Workshops zu den Themen „Elternarbeit und Berufsorientierung für Eltern“, „Möglichkeiten und Grenzen der Lernberatung im AVdual“, „Zusammenarbeit Lehrkräfte und AVdual-Begleitungen optimieren“ und „Umgang mit Schulabsentismus“ angeboten. Aufgrund der durchweg positiven Resonanz der Teilnehmenden auf den ersten AVdual-Fachtag ist eine Wiederholung angedacht.
Der Main-Tauber-Kreis hat zum Schuljahr 2020/2021 den neuen Bildungsgang „Ausbildungsvorbereitung dual“ (AVdual) an drei beruflichen Schulen eingerichtet: am Beruflichen Schulzentrum in Wertheim, an der Gewerblichen Schule in Tauberbischofsheim und an der Schule für Ernährung, Pflege, Erziehung in Bad Mergentheim. AVdual richtet sich an junge Menschen mit Förderbedarf im Anschluss an den Besuch der allgemeinbildenden Schule. Gefördert wird das Programm durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg.
Nähere Informationen zum Bildungsgang AVdual oder zum Regionalen Übergangsmanagement im Main-Tauber-Kreis gibt es im Landratsamt Main-Tauber-Kreis, Amt für Schulen und ÖPNV, Katrin Stephan, Telefon 09341/82-5822, E-Mail katrin.stephan@main-tauber-kreis.de, Internet https://www.main-tauber-kreis.de/schulen.
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