Saarbrücken / Stuttgart, 24. Februar 2022 – Über fünf Jahrzehnte unschuldig eingesperrt: Am Samstag ist der Schimpanse Jonny im Saarbrücker Zoo gestorben. Er galt mit etwa 60 Jahren als der vermutlich älteste Schimpanse in Europa und musste davon über 50 Jahre lang im Saarbrücker Zoo ausharren. Der Affe gelangte als Wildfang in die Hände eines Pharmaunternehmens. Dieses übergab ihn im Jahr 1969 an den Zoo Saarbrücken. [1] Die Gefangenhaltung von Menschenaffen in Zoos ist vergleichbar mit der lebenslangen Inhaftierung eines Menschen. PETA kritisiert die Haltung der Primaten in Gefangenschaft scharf und fordert die Zooverantwortlichen auf, die Zurschaustellung der hochintelligenten, sensiblen Tiere schnellstmöglich zu beenden.
„Zwar wurde Jonny besonders alt, aber er wurde als Kind seines Lebens in Freiheit beraubt und musste all die Jahrzehnte in einem winzigen Zoo-Gehege fristen“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Menschenaffen können nicht tiergerecht in Gefangenschaft gehalten werden. Auch das Argument des Artenschutzes zählt nicht: Es ist nahezu unmöglich, im Zoo geborene Schimpansen erfolgreich auszuwildern. Mit unserem heutigen Wissen ist es ethisch nicht tragbar, unsere nächsten Verwandten einzusperren und zur Schau zu stellen.“
Tiere aufgrund des immensen Leids mit Psychopharmaka ruhiggestellt
Die Ansprüche von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Studien zufolge leiden die Tiere in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen. [2] Ihr psychisches Leid äußert sich durch Selbstverstümmelung, extreme Zurückgezogenheit, permanentes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren sogar Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen.
INSA-Umfrage: Mehrheit der Befragten befürwortet Ende der Menschenaffenhaltung
Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürwortet mit 41 Prozent die relative Mehrheit der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos. Mit einer Petition auf der Kampagnenwebsite appelliert die Tierrechtsorganisation an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Gefangenhaltung und Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich auslaufen zu lassen.
PETA plädiert für echten Artenschutz
Deutsche Zoos können keine Auswilderungen bei Menschenaffen vorweisen – die Tiere können Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, in Gefangenschaft nicht oder nur schwer erlernen. Trotzdem investieren zoologische Einrichtungen Millionen Euro an Steuergeldern in teure und sinnlose Nachzuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte. Durch Maßnahmen zum Erhalt des natürlichen Lebensraums der Tiere hingegen könnten weitaus mehr Menschenaffen geschützt werden, als dies in Zoos je möglich ist.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
[1] Stuttgarter Nachrichten (2021): Einer der ältesten Schimpansen lebt im Zoo Saarbrücken, https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.happy-birthday-jonny-einer-der-aeltesten-schimpansen-lebt-im-zoo-saarbruecken.3e90ceae-f0de-4395-9dbf-b4bda1df5894.html (eingesehen am 24.02.2022)
[2] Birkett, Lucy/P., Newton-Fisher/Nicholas E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.
Weitere Informationen:
PETA.de/Menschenaffen
PETA.de/Themen/Artenschutz-Menschenaffen-Zoo/
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