Odenwald-Kreis | 15 Einwanderer fanden im Neckar-Odenwald-Kreis eine neue Heimat: Urkunden zur Einbürgerung wurden ausgehändigt

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Walldürn. Nachdem sein Vater von den Taliban ermordet und er selbst mit dem Tod bedroht worden war, flüchtete Mohammad Ramin Yar Mohammad aus der afghanischen Hauptstadt Kabul nach Deutschland. Im Neckar-Odenwald-Kreis fand er nicht nur neue Freunde und eine Arbeitsstelle, sondern vor allem eines: eine zweite Heimat. Seit Mittwochabend ist Yar Mohammad deutscher Staatsbürger. Aus den Händen von Landrat Dr. Achim Brötel erhielt er in den Räumen der Volksbank Franken in Walldürn zusammen mit 14 weiteren Einwanderern aus Lettland, Polen, Rumänien, der Slowakei, Syrien, Tschechien, Tunesien und der Ukraine die begehrte Urkunde ausgehändigt, mit der die Einbürgerung formal vollzogen wurde.

„Ich freue mich auf die Zukunft in Deutschland“, sagte Yar Mohammad, der sich stellvertretend für alle Neubürger bereiterklärt hatte, eine kurze Rede zu halten. In bewegenden Worten schilderte er die Umstände seiner Flucht, sein Leben davor und die Entwicklung seit der Ankunft in Deutschland. „In Afghanistan war ein Leben in Freiheit nicht mehr möglich“, so Yar Mohammad. In Deutschland sei ihm von Anfang an viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft entgegengebracht worden. Hier habe er nun die Möglichkeit, eine Familie zu gründen und seine Kinder ohne Bedrohung in die Schule zu schicken. „Für die Möglichkeit deutscher Staatsbürger zu werden, dafür danke ich recht herzlich“, betonte Yar Mohammad an diesem für ihn so besonderen Tag.

Mit dem Erhalt der Urkunde ist er einer von 123 Menschen, die bisher im laufenden Jahr im Neckar-Odenwald-Kreis eingebürgert wurden. Als Spitzenreiter bei den Herkunftsländern führt aktuell Syrien mit 25 Personen die Statistik an. Gefolgt von Rumänien (14), dem Kosovo (12) und Italien (10).

Dass die Zahl der Einbürgerungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen ist, wertete Landrat Brötel in seiner Ansprache als „eine ausgesprochen erfreuliche Entwicklung“. Zeige doch der Antrag zur Einbürgerung den klaren Willen, die eigene Zukunft in dem Land zu gestalten, in dem man zukünftig leben wolle. „Das ist auch für uns ein wichtiges Signal“, so Brötel. „Sie alle sind inzwischen die Gesichter des Deutschlands von heute. Eines Landes, das wesentlich vielfältiger ist als früher, das sich ausdrücklich als weltoffen versteht und das ganz offenbar auch Menschen aus aller Welt anzieht. Wir freuen uns, dass Sie da sind.“ Dabei hätten sich die neuen Mitbürger nicht nur entschieden, in Deutschland zu leben, sondern auch Bürger der Bundesrepublik Deutschland zu werden.

Diese Entscheidung, „Ja“ zu Deutschland zu sagen, sei ein nicht zu unterschätzender persönlicher Schritt. Umgekehrt sage Deutschland aber auch „Ja“ zu seinen neuen Mitbürgern. „Das ist ein beachtlicher Vertrauensvorschuss, den wir uns da gegenseitig zubilligen“, sagte Brötel. Er ermutigte die neuen Mitbürger, an ihren Wurzeln festzuhalten, gleichzeitig aber auch neue Wurzeln wachsen zu lassen. Niemand solle seine alte Heimat oder die Heimat seiner Eltern vergessen, niemand die Traditionen, die Lieder, die Bräuche, die Kultur komplett zurücklassen. Denn, so der Landrat in Anlehnung an den Autor Michael Ende: „Wer keine Vergangenheit hat, hat auch keine Zukunft.“

So sei auch die Einbürgerung nicht als Abkehr von der Vergangenheit, sondern vielmehr als Bekenntnis zu einer gemeinsamen Zukunft zu verstehen. „Das ist ein ganz entscheidender Unterschied.“ Vor diesem Hintergrund appellierte Brötel an die neuen Mitbürger, sich auch aktiv in die Gesellschaft einzubringen: „Geben Sie bitte das Beste aus Ihrer ganz persönlichen Entwicklung und Erfahrung auch an uns weiter, und bringen Sie alles das in unser gemeinsames Leben ein. Ich bin nämlich sicher, wir alle können eine ganze Menge voneinander lernen.“

Zuvor hatte Holger Dörr als Generalbevollmächtigter und Prokurist der Volksbank Franken die neuen Mitbürger in den Räumen des Geldinstituts begrüßt. Er sprach von einem großen Meilenstein für die acht Frauen und sieben Männer, denn mit der Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft sei auch das Bekenntnis zu den deutschen rechtlichen, sozialen und gesellschaftlichen Lebensverhältnissen verbunden. Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten, müsse man einige Anstrengungen unternehmen und Hürden überwinden. „Sie haben den Weg auf sich genommen“, sagte Dörr. „Ich freue mich, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben und sich im Neckar-Odenwald-Kreis wohl fühlen.“ Auch der Generalbevollmächtigte ermunterte die neuen Mitbürger, sich in ihrer Heimatgemeinde einzubringen, ob politisch, in Vereinen oder sonstigen Einrichtungen. „Davon oder auch dadurch lebt unsere Demokratie, unsere gesellschaftliche Ordnung“, betonte Dörr und wünschte den neuen Mitbürgern viel Glück für die Zukunft.

Der Walldürner Bürgermeisterstellvertreter Herbert Kilian nutzte anschließend die Gelegenheit, um die Wallfahrts- und Garnisonsstadt kurz vorzustellen. Er gratulierte den neuen Mitbürgern zum Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft: „Sie haben sich bewusst für die Einbürgerung entschieden, weil Sie hier heimisch geworden sind.“

Eine nicht zu unterschätzende sprachliche Herausforderung mussten die neuen deutschen Staatsbürger gleich nach der Übergabe der Urkunden meistern: Für ein individuelles Erinnerungsbild hatte Fotograf Martin Hahn einen Streifen Klebeband als Orientierungshilfe auf dem Fußboden angebracht. Mit einem Augenzwinkern bat Landrat Brötel die neuen Mitbürger in bestem Neckar-Odenwälder Dialekt, sich auf eben diesem gelben „Bebber“ zu positionieren. Aber auch diese Hürde meisterten die frisch Eingebürgerten problemlos. Gemeinsam mit dem Landrat und einem Vertreter ihrer Heimatgemeinde hielten sie diesen besonderen Moment bildlich als Andenken fest.

Musikalisch umrahmt wurde die Einbürgerungsfeier von der Band „Spaceheist“ der Musikschule Walldürn mit eigenen Kompositionen wie „Fly“, „No Idea“ oder „Light“.

Text: Ralf Scherer

Quelle :neckar-odenwald-kreis.de

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