Neckar-Odenwald-Kreis. Die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr des Neckar-Odenwald-Kreises befassten sich in einer Sitzung im Michaelsheim im Billigheim zunächst mit der Machbarkeitsstudie „Infrastrukturausbau und Fahrplanlagenverbesserungen auf der Frankenbahn“. Landrat Dr. Achim Brötel konnte zu diesem Tagesordnungspunkt den Verkehrs- und Infrastrukturplaner der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) Dr. Volker Schmitt und dessen Kollegen Mathias Fischer begrüßen.
Der Startschuss für die Machbarkeitsstudie war bereits in der Sitzung der „Zukunftskommission Frankenbahn“ im Jahr 2019 gefallen. Ende Mai wurde nun der rund 60-seitige Ergebnisbericht veröffentlicht. Die Studie soll künftig als Grundlage für die verkehrlichen Verbesserungen auf der Strecke auf der Strecke zwischen Heilbronn und Würzburg dienen und gegenüber dem Bund und der Deutschen Bahn AG die nötigen Argumente liefern, um die Frankenbahn zeitgemäß und zukunftssicher auszubauen.
„Es ist im Grunde ja schon ein Armutszeugnis, wenn man sieht, wie sehr die Bahn eine voll elektrifizierte Hauptstrecke, die noch dazu zwei überregional wichtige ICE-Knoten – Stuttgart und Würzburg – miteinander verbindet, in den letzten Jahren oder richtiger sogar Jahrzehnten vernachlässigt hat“, betonte der Landrat eingangs. Volker Schmitt stellte dem Gremium dann die wesentlichen Erkenntnisse der Studie und deren Bedeutung für den Neckar-Odenwald-Kreis vor. Anhand der Präsentation wurde deutlich, dass es an der Frankenbahn noch eine Vielzahl von Baustellen gibt, die dringend angepackt werden müssen. „Das wird in der Summe zunächst einmal richtig viel Geld kosten“, zog Brötel ein Fazit.
Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es um die Fortschreibung des gemeinsamen Positions- und Forderungspapiers des Main-Tauber-Kreises, des Neckar-Odenwald-Kreises sowie sämtlicher an der Strecke liegender Städte und Gemeinden von Adelsheim bis Wittighausen zur Frankenbahn. Der Leiter des Fachdiensts ÖPNV und Schulträgerschaft Elmar Brümmer ging ausführlich auf die Inhalte des Papiers ein. Das Papier solle insbesondere den Städten und Gemeinden, die von einer mangelhaften Bahnhofsinfrastruktur betroffen sind, weitere Möglichkeiten geben, um so ergänzend auch noch einmal auf die Verantwortlichen bei der Bahn, aber auch beim Land zuzugehen und der gemeinsamen Forderung Nachdruck zu verleihen. Besonders unbefriedigend sei die Situation in Königshofen, wo schlicht ein kompletter Bahnsteig fehle und die Züge im Rahmen des Probebetriebs deshalb überhaupt nur in Fahrtrichtung Lauda, nicht aber in die Gegenrichtung nach Osterburken halten können. „Wir haben auf der Frankenbahn definitiv keine Zeit mehr zu verlieren“, lautete der Appell des Landrats. Die Kreisrätinnen und Kreisräte stimmten dieser Position uneingeschränkt zu.
Anschließend erhielt das Gremium von der Verwaltung aktuelle Informationen zur Reaktivierung der Krebsbachtalbahn. Das Land hat inzwischen im Rahmen einer Potenzialanalyse ein mittleres bis hohes Nachfragepotenzial anerkannt und sein grundsätzliches Einverständnis für die Reaktivierung der Strecke erteilt. Das Verkehrswissenschaftliche Institut Stuttgart (VWI) hat dazu zudem eine tiefergehende Kostenschätzung für Planung, sowie Aus- und Neubau erstellt. Diese Kostenschätzung geht von Infrastrukturkosten von insgesamt rund 51 Millionen Euro aus. Der Neckar-Odenwald-Kreis hat für seinen Anteil von sieben Prozent bereits die Zustimmung zur Mitfinanzierung erteilt.
„Wir haben uns aber immer trotzdem sehr konstruktiv an den Gesprächen beteiligt und waren zuletzt sogar ausgesprochen zuversichtlich, dass wir da doch noch eine vernünftige und insbesondere auch finanziell tragfähige Lösung hinbekommen“, erklärte Landrat Dr. Brötel. Der Gemeinderat der Stadt Bad Rappenau habe jetzt aber überraschenderweise die Mitfinanzierung von Infrastrukturkosten zur Reaktivierung der Bahn mit knapper Mehrheit abgelehnt. „Es bleibt uns aktuell nur, weiter abzuwarten. Wir halten Sie aber selbstverständlich über alle künftigen Entwicklungen auf dem Laufenden“, versprach Brötel.
Der folgende Tagesordnungspunkt galt dem Programm LEADER. Die LEADER-Förderperiode läuft für die beiden Kulissen Badisch-Franken und Neckartal-Odenwald 2022 aus. 2023 soll dann aber bereits eine neue Förderperiode beginnen. Die Verwaltung hat sich deshalb mit beiden Kulissen schon frühzeitig auf dem Weg gemacht, um sich auch für die künftige Periode zu bewerben. Die dafür notwendigen Regionalen Entwicklungskonzepte (REK) sind inzwischen fertig.
Sabine Keller, die mit der Begleitung des aufwändigen Bewerbungsprozesses für beide LEADER-Aktionsgruppen vom Landratsamt beauftragt worden ist, berichtete dem Gremium über die Erstellung der Regionalen Entwicklungskonzepte und merkte an, dass diese in Kürze öffentlich vorgestellt und dann schließlich beim Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz eingereicht werden. „Wir sind überzeugt davon, dass wir die besten Konzepte und erst recht die besten Ideen haben“, unterstrich Landrat Dr. Brötel. Allerdings gebe es für die neue Förderperiode wohl deutlich mehr Interessenten als Tickets. Der Landrat kündigte an, dass die finale Entscheidung über die Auswahl der künftigen LEADER-Aktionsgruppen bis Ende September 2022 geplant sei.
Für die Bereitstellung der Sitzungsräumlichkeiten und die Bewirtung dankte der Landrat schließlich Bürgermeister Martin Diblik, der zu Beginn die Ausschussmitglieder im Namen der Gemeinde Billigheim begrüßt hatte.
Quelle :neckar-odenwald-kreis.de
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