Mosbacher Künstler Günter Streib zeigt im Landratsamt „Das Universum in Sand“ – Gelungene Vernissage mit über 100 Gästen und Überraschungs-Benefiz-Versteigerung
Bericht von Peter Lahr
Mosbach. Wer an Sand denkt, kommt schnell zur Wüste und zu hohen Temperaturen. So gesehen, bzw. assoziiert, mochte es kaum erstaunen, dass das Thermometer am Dienstagabend auf tropische 31 Grad stieg. Die passende Hintergrundkulisse für das „heiße“ Werk des Mosbacher Sand-Künstlers Günter Streib. Im Landratsamt konnte er über 100 Gäste zur Vernissage von „Das Universum in Sand“ begrüßen.
Als inoffiziellen Untertitel könnte man „Wenn der Vater mit dem Sohne“ anfügen. Denn Philipp Streib, der Sohn des Künstlers, bot eine wortgewandte Laudatio. Die Live-Musik übernahm Clemens Kleih von der Musikschule Mosbach und spielte routiniert auf dem E-Piano. Ganz zufällig handelt es sich dabei um den Sohn des Ersten Landesbeamten. Sogar Landrat Dr. Achim Brötel fügte eine Vater-Sohn-Geschichte hinzu. Nachdem er erfahren hatte, dass die Familie des Künstlers Strandbesuche dazu nutzte, die leeren Wasserflaschen auf dem Rückweg – schwer mit Sand befüllt – zurückzutragen, berichtete der Landrat von seinen Sommerferien in diversen Steinbrüchen. Diese eher unliebsame Freizeitbeschäftigung hatte er seinem Vater zu verdanken, einem begeisterten Fossilien-Sammler.
Zurück zum Protokoll. „Kunst lebt immer von der Wechselwirkung zwischen dem Werk und denjenigen, die es betrachten“, unterstrich der Hausherr in seiner Begrüßung. Über so viele „Weggefährten und Freunde“ in der großen Kunsthalle zeigte sich Brötel angetan. Dass in seiner Institution viele Fäden zusammenliefen, das sei ihm ja schon immer bewusst gewesen. Aber, dass das ehemalige Postamt – zumindest für die Dauer der Ausstellung – sogar Platz für das gesamte Universum habe, das sei schon erstaunlich. Von der Unendlichkeit des Universums kam der Redner auf die tatsächliche Begrenztheit des (verbaubaren) Sandes. Philosophisch schlussfolgerte Brötel: „Der Sand zerrinnt, der Mensch vergeht, aber das Universum bleibt.“
„Mein Vater, Jahrgang 1961, fertigte schon als Kind seiner ersten Werke, zunächst noch Kohlezeichnungen“, berichtete Philipp Streib. Eher ein Zufall bzw. ein Missgeschick brachte ihn zur Sandkunst. Kopfüber fiel eine Zeichnung in den Sand und wurde zur Initialzündung. Der haften gebliebene Sand gab dem Blatt eine neue Textur und schuf neue Strukturen. Die reliefartige Wirkung des Sandbilds begeistert Günter Streib auch noch Jahrzehnte später. Waren es ursprünglich nur die Naturtöne, öffnete Streib bald seine Palette und färbt zwischenzeitlich auch Sand ein. Über 2 500 Farbtöne konnte der Laudator feststellen. Der Aufbau eines Gemäldes sei ein langer Prozess, der über viele Zwischenschritte gehe.
Nach Aussage des Künstlers war es auch der Vater(!), der ihn vor Jahren zum „Vier-Seiten-Bild“ inspirierte. An einem Bild habe man sich doch nach einem Jahr sattgesehen, kritisierte der Papa. Flugs entwickelte der Sohn Motive, auf denen der Betrachter von allen vier Seiten aus Figuren und Gesichter erkennen kann. Frei nach dem Motto: Bei Missgefallen einfach weiterdrehen. Ein augentäuschendes Doppelmotiv kam im Anschluss an die Laudatio zur Versteigerung. Der Erlös – nach einem kurzen aber heftigen Gefecht – immerhin 300 Euro, kommt der Kinder- und Jugendkunstschule Mosbach zugute, an der Streib lange unterrichtete und die Familie sich bis heute ehrenamtlich engagiert.
Ob des langen Entstehungsprozesses seiner Bilder arbeitet Günter Streib gerne in Serien. Sowohl abstrakte Motive als auch idyllische Landschaften durchziehen sein Werk. Wer im ersten Stock bis ans Ende des langen Gangs geht, der kann frühe Arbeiten auf Papier entdecken. Da setzt Streib den Sand eher graphisch ein. Wie gezeichnet wirken der Rathausturm, eine Entenfamilie oder ein sitzender Akt. Die Farbschraube öffnet der Sandexperte bei Arbeiten, die farblich an die Klassische Moderne zwischen Kubismus, Dada und Experimentalfilmen der 1920er Jahre gemahnen. Ein Hauch des italienischen Futuristen Boccioni weht sogar in einer eher ruhigen Landschaft: „Die Wolken erschlagen dich“, warnte Günter Streib vor der 3-D-Wirkung. Besonders freute er sich darüber, dass er bereits vor Jahren positives Echo von Sandkünstlern aus Indien und den USA erhielt. Denn er möchte, dass möglichst viele die Möglichkeiten der Sandkunst für sich entdecken, das Reliefartige, das Haptische.
Info: Die Ausstellung ist bis 3. November zu sehen. Geöffnet ist das Landratsamt derzeit montags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr.
Zudem nach telefonischer Anmeldung unter 0 62 61 / 84 0.
Quelle :neckar-odenwald-kreis.de
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