Frankfurt am Main (ots)
97 % der Banken fokussieren in den nächsten zwei Jahren Automatisierung im Privatkundengeschäft / Neue Technologien ermöglichen flexible Strukturen über Ort und Organisation hinweg / Unterschied zwischen besten und schlechtesten Instituten massiv und wettbewerbsrelevant
Die inkrementelle Optimierung des Kreditgeschäfts ist weitestgehend ausgeschöpft, jetzt kommt es auf die strukturelle Industrialisierung und Digitalisierung an, um signifikante Einsparungen zu erzielen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer neuen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC). Das langfristige Ziel: weitgehende Industrialisierung. „Kreditinstitute müssen jetzt die strukturelle Automatisierung, Arbeitsteilung und Outsourcing vorantreiben, um Geschwindigkeit, Kostensenkung und kundenfreundliche Prozesse noch signifikant zu verbessern“, sagt Tomas Rederer, Partner und Head of Financial Services Management Consulting bei PwC Deutschland. An der Studie haben sich zwischen Januar und Mai 2023 für das Kreditgeschäft verantwortliche Bereichsleiter und Vorstände von 34 der größten 150 Banken im DACH-Raum beteiligt.
Große Kluft zwischen Pionieren und Schlusslichtern
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es zwischen Vorreitern und Nachzüglern erhebliche Unterschiede bei der Industrialisierung und Digitalisierung des Kreditgeschäfts gibt. Während die führenden Banken im Industrialisierungsindex auf bis zu 88 von 100 Punkten kommen, rutschen die weniger fortgeschrittenen Kreditinstitute auf bis zu 15 Punkte ab. Das Privatkundengeschäft (Indexdurchschnitt 50 von 100) schneidet dabei erwartungsgemäß im Vergleich mit dem Firmenkundengeschäft (Indexdurchschnitt 41 von 100) deutlich besser ab. Das heißt, dass die führenden Banken in beiden Sektoren durch ihre Industrialisierung einen signifikanten Wettbewerbsvorteil durch kostengünstigere, schnellere und kinderfreundlichere Prozesse haben.
In den letzten zwei Jahren lag der Fokus der Optimierung auf Organisation und Standardisierung. In den nächsten zwei Jahre planen die Befragten das Thema Automatisierung zu fokussieren (PK 97 % zu FK 74 %). Insgesamt bleiben noch viele Potenziale ungenutzt: Während Grundlagen wie Workflow und elektronische Akte Standard sind, sind selbst elektronische Unterschriften oder differenzierte Prozesse noch nicht überall umgesetzt. Und immer neue Technologien wie künstliche Intelligenz bieten laufend neue Möglichkeiten, die von führenden Banken bereits eingesetzt werden. „In sich verändernden Märkten sind differenzierte, modulare, flexible und automatisierte Prozesse und Organisationen der Schlüssel für erfolgreichen Wachstum bei günstigen Kostenstrukturen“, sagt Ernst André Hettermann, Senior Manager bei PwC Deutschland.
Nachhaltige Kreditvergabe für die Kundenzentrierung nutzen
Die Regulierung des Kreditgeschäfts bringt der Umfrage zufolge Hürden und Chancen gleichermaßen mit sich. So stellen die weiter steigenden Anforderungen der Richtlinien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde für Kreditvergabe und Überwachung (European Banking Authority Guidelines on Loan Origination and Monitoring, kurz EBA GL LOM) an Daten und Systeme mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (59 %) vor große Herausforderungen. Etwa genauso viele Banken (62 %) nutzen die zur Realisierung der EBA GL LOM etablierten Umsetzungsprojekte gleichzeitig auch für Maßnahmen, um Kreditprozesse effizienter zu gestalten. Offizielle Nachhaltigkeitsstandards berücksichtigen bisher nur 35 % der befragten Institute, insgesamt 59 % ziehen aber selbst definierte Kriterien bei der Kreditvergabe heran. „Banken sollten ESG-Kriterien nicht nur als regulatorische Pflichtaufgabe verstehen, sondern auch als Chance für die Kundenzentrierung nutzen. Denn diese fordern die Erfüllung entsprechender Kriterien immer mehr ein“, sagt Dr. Michael Rönnberg, Partner für Kreditregulatorik bei PwC.
Die Umfrage unterstreicht die Bedeutung eines ganzheitlichen Optimierungsansatzes bei der Industrialisierung des Kreditgeschäfts. Es ist erfolgskritisch sowohl die Auswahl der richtigen Hebel, Wertschöpfungstiefe und ein ganzheitliches Zielbild zusammenzubringen, als auch ESG-Kriterien, IT-Komponenten und verfügbare Fintech-Komponenten mitzudenken. PwC hat die Erfahrung gemacht, dass eine integrierte fachlich-technische Planung und Umsetzung entlang eines gesamthaften Zielbilds die größte Erfolgschance hat. „Die echte Barriere ist nicht Technologie oder Kosten – es ist die Bereitschaft zu struktureller Veränderung“, so Tomas Rederer.
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