Berlin (ots)
- Drei Viertel der Verbraucherinnen und Verbraucher halten sogenanntes Bioplastik fälschlicherweise für umweltfreundlicher als herkömmliches Plastik
- Deutsche Umwelthilfe klärt mit Faktencheck und Initiative „Bioplastik bleibt Plastik“ über Umweltauswirkungen von sogenanntem Biokunststoff auf
- Sogenanntes Bioplastik ist keine Lösung für das Verpackungsmüllproblem: Händler und Hersteller müssen auf Abfallvermeidung und ressourcenschonende Mehrwegsysteme umstellen
Händler und Hersteller von Produkten aus sogenanntem Bioplastik versuchen durch Aufdrucke wie „kompostierbar“, „biologisch abbaubar“ oder „aus nachwachsenden Rohstoffen“ gezielt, Verbraucherinnen und Verbraucher in die Irre zu führen – leider oftmals mit Erfolg. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) halten über drei Viertel der Bevölkerung Verpackungen aus sogenanntem Bioplastik, mit Aufdrucken wie „kompostierbar“, für umweltfreundlicher als solche aus herkömmlichem Plastik. Das hat fatale Folgen für Umwelt und Klima: Die Hälfte der Befragten würden sogenanntes Bioplastik fälschlicherweise in der Biotonne entsorgen und rund ein Viertel hätte keine Bedenken, es in der Umwelt liegen zu lassen. Die DUH weist mit einem Faktencheck auf die fatalen Umweltauswirkungen von sogenanntem Bioplastik hin.
„Unsere Umfrage belegt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher den Umweltlügen der Verpackungsindustrie leider viel zu häufig zum Opfer fallen. Kein Wunder, denn Hersteller und Vertreiber von sogenanntem Bioplastik behaupten oft, ihre Produkte seien CO2-neutral, umweltfreundlich, 100 Prozent abbaubar oder plastikfrei. Doch die Vorsilbe ‚Bio‘ ist kein Garant für Umweltfreundlichkeit! Tatsächlich stammen die pflanzlichen Rohstoffe für sogenanntes Bioplastik oft aus konventioneller Landwirtschaft. Für ihren Anbau kommen häufig große Mengen Pestizide und synthetische Düngemittel zum Einsatz, die Böden und Gewässern schaden. Wir sehen nicht tatenlos zu, wie Konzerne versuchen, unökologische Wegwerfverpackungen grün zu färben. Mit unserer Kampagne ‚Bioplastik bleibt Plastik‘ werden wir Greenwashing mit sogenanntem Bioplastik aufdecken und notfalls gerichtlich dagegen vorgehen“, sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Bei gesamtökologischer Betrachtung zeigt sogenannter Biokunststoff keinen Vorteil im Vergleich zu fossilem Plastik. Im Gegenteil: Produkte aus sogenanntem Bioplastik bringen neue Umweltprobleme mit sich, beispielsweise mit Blick auf die Entsorgung oder die suggerierte Abbaubarkeit in der Natur.
„Die Hälfte der Befragten würde als kompostierbar deklarierte Verpackungen aus sogenanntem Bioplastik in der Biotonne entsorgen. Das ist jedoch aus gutem Grund verboten: Viele Kompostwerke können sogenanntes Bioplastik nicht richtig kompostieren und sortieren es als Störstoff aus. Auch auf dem Heimkompost hat sogenanntes Bioplastik nichts zu suchen, denn es kann ihn mit Mikroplastik und Schadstoffen verunreinigen. Die Entsorgung von sogenanntem abbaubarem Bioplastik über den gelben Sack ist ebenfalls keine Alternative: Hier werden solche Verpackungen in der Regel nicht recycelt, sondern als Sortierrest verbrannt. Sie können das Recycling anderer Kunststoffe sogar beeinträchtigen“, erklärt Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft.
„Die vermeintliche Abbaubarkeit mag zwar unter Laborbedingungen möglich sein. Mit den Gegebenheiten in der Natur hat das aber nicht viel zu tun. Hier kann der Abbau Jahre dauern und dabei Lebewesen gefährden. Die skrupellose Bewerbung von sogenannten Biokunststoffen als biologisch abbaubar kann zu noch mehr Plastikmüll in der Umwelt führen und von wirklich umweltfreundlichen Mehrweglösungen ablenken“, warnt Fischer.
Sogenanntes Bioplastik ist – anders als von rund der Hälfte der Befragten angenommen – keine Lösung für die wachsenden Müllberge. Denn der Umstieg von herkömmlichem Plastik auf Produkte aus sogenanntem Bioplastik spart kein Gramm Müll. Stattdessen fordert die DUH Händler und Hersteller auf, wirksame Maßnahmen zur Abfallvermeidung zu ergreifen und ressourcenschonende Mehrwegsysteme einzuführen. Insbesondere Einweg-Getränkebecher, -flaschen, -tüten oder Kaffeekapseln aus sogenanntem Biokunststoff sind komplett verzichtbar und könnten durch Mehrwegalternativen ersetzt werden.
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