Deutsche Umwelthilfe e.V.
Berlin (ots)
Sensationserfolg Pop-up-Radweg Kantstraße in Berlin: Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe belegt Verdreifachung des Radverkehrs und Verbesserung der Luftqualität
- Von 1.500 auf mehr als 5.100 Fahrräder pro Tag nach Einführung des Pop-up-Radwegs, Kfz-Verkehr sinkt um 22 Prozent: DUH feiert provisorischen Radweg auf Kantstraße als großen Erfolg
- Verbesserung der Luftqualität: Pop-up-Radwege nachweislich geeignet, um die Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid deutlich zu senken
- DUH fordert schnellen Umbau der Städte zum Schutz von Menschen und Klima durch kurzfristig umsetzbare Maßnahmen wie Pop-up-Radwege
Eine neue Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt, dass der Pop-up-Radweg in der Kantstraße und Neuen Kantstraße in Berlin einen grandiosen Erfolg für die Verkehrswende darstellt. Nach Auswertung offizieller Verkehrsdetektoren ist die Menge an Kfz-Verkehr auf der Kantstraße um 22 Prozent zurückgegangen. Vor Einrichtung des Pop-up-Radwegs Ende April 2020 fuhren täglich knapp 21.000 Kfz pro Tag auf der Kantstraße, nach Einrichtung waren es nur noch knapp 16.400 Kfz pro Tag. Im gleichen Zeitraum hat sich die Menge des Radverkehrs mehr als verdreifacht von durchschnittlich 1.500 auf mehr als 5.100 Fahrräder pro Tag. Dies belegen Berechnungen der DUH auf Grundlage von Daten der Mobilitätsplattform Strava Metro. Selbst im Winter 2020/2021 lag die Radverkehrsmenge oberhalb des Niveaus, das im Sommer 2019 erreicht wurde.
Auch die Luftqualität an der Kantstraße hat sich erheblich verbessert: Vor Einführung des Pop-up-Radwegs lag die Belastung mit dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) an verschiedenen Stellen der Kantstraße zwischen 33 und 35 µg/m³. Messungen der DUH belegen nun, dass die NO2-Belastung nach Einführung des Pop-up-Radwegs im Jahresmittel nur noch zwischen 21 und 25 µg/m³ liegt.
Dazu Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Unsere Städte ersticken im Autoverkehr. Berlin zeigt am Beispiel des Pop-up-Radwegs in der Kantstraße, wie einfach und schnell sich der Radverkehr fördern lässt und sich dadurch die Luftqualität erheblich verbessert. Wir brauchen kurzfristig eine Verdopplung der Radwege und die Zahl der Autos in unseren Städten muss sich halbieren. Mit kostengünstigen und schnell umsetzbaren Maßnahmen wie Pop-up-Radwegen kommen wir diesem Ziel näher.“
An verschiedenen Messpunkten lag der Rückgang der NO2-Belastung zwischen 9 und 14,5 µg/m³ und damit deutlich über einem „Corona-Effekt“, den die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz im Jahresmittel bei lediglich 2 µg/m³ bemisst. Die Befürchtung, dass der Pop-up-Radweg zu mehr Stau und dadurch zu einer höheren NO2-Belastung führen würde, ist so widerlegt. Für ihre Untersuchung hat die DUH vier Messstationen zwischen November 2020 und Oktober 2021 in verschiedenen Abschnitten der Kantstraße mittels sogenannter Passivsammler eingerichtet.
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin bei der DUH, ergänzt: „Da es an der Kantstraße bisher keinen Radweg gab, profitiert vom Pop-up-Radweg auch der Fußverkehr, denn Radfahrerinnen und Radfahrer müssen nicht mehr aus Angst vor Autos auf dem Gehsteig fahren. Der Pop-up-Radweg auf der Kantstraße zeigt eindrucksvoll, dass unsere Städte innerhalb weniger Monate sauberer, leiser, klimafreundlicher und sicherer werden können, wenn die Stadtverwaltung dies wirklich möchte.“
Hintergrund:
Die DUH arbeitet seit Oktober 2020 an dem Projekt „Pop-up Republik: Mobilitätswende Berlin“, das vom internationalen Städtebündnis ICLEI im Rahmen des ICLEI Action Funds finanziert wird. Ziel des Projektes ist die Erhebung, Aufbereitung und Analyse von Umweltdaten, um Diskussionen über die Verkehrswende zu versachlichen. Dabei wird die Auswirkung von neuen Radwegen, Parkraumbewirtschaftung, quartiersbezogener Verkehrsberuhigung und Tempo 30 auf die Verkehrsmenge und -zusammensetzung sowie auf die NO2-Belastung untersucht.
Neben Daten über die Kantstraße hat die DUH bereits eine Analyse der autofreien Friedrichstraße in Berlin veröffentlicht. Darüber hinaus werden im Projekt in den kommenden Monaten Daten in folgenden Untersuchungsgebieten Berlins ausgewertet:
- Pop-up-Radweg Lindenstraße
- Pop-up-Radweg Kottbusser Damm und Kottbusser Straße
- Pop-up Radweg und geschützter Radfahrstreifen Frankfurter Allee
- Neue Radverkehrsanlage und Tempo 30 Hermannstraße
- Radverkehrsanlage und Tempo 30 Tempelhofer Damm und Parkraumbewirtschaftung Alt-Tempelhof
- Parkraumbewirtschaftung Moabiter Werder und Hansaviertel
- Parkraumbewirtschaftung Zone Großgörschenstraße und Fahrradstraße Monumentenstraße
- Verkehrsberuhigter Bergmannkiez
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