Pressemitteilung Nr. 153 vom 7. April 2022
- Gesundheitsausgaben steigen um 6,5 % gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 auf neuen Höchststand
- Schätzung für 2021 geht von weiterem Anstieg um 5,7 % auf 465,7 Milliarden Euro aus – Corona-Testungen und Impfkampagne tragen maßgeblich zum Ausgaben-Anstieg bei
WIESBADEN – Die Gesundheitsausgaben in Deutschland sind im Corona-Jahr 2020 auf einen neuen Höchststand von 440,6 Milliarden Euro gestiegen. Das waren 5 298 Euro je Einwohnerin und Einwohner. Damit stiegen die Gesundheitsausgaben pro Kopf erstmals seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1992 auf einen Wert über 5 000 Euro. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Weltgesundheitstag am 7. April 2022 weiter mitteilt, waren die Gesundheitsausgaben 2020 insgesamt 26,8 Milliarden Euro oder 6,5 % höher als 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2020 bei 13,1 % und damit 1,2 Prozentpunkte höher als 2019. Nur nach der Finanzmarktkrise im Jahr 2009 war ein vergleichbarer Anstieg festzustellen, als der Anteil gegenüber dem Vorjahr um 1,0 Prozentpunkte gestiegen war. Die Anstiege gingen in beiden Jahren mit einem Rückgang des nominalen BIP (2009: -4,0 %; 2020: -3,0 %) einher.
Ausgaben der öffentlichen Haushalte im Jahr 2020 unter dem Einfluss der Corona-Pandemie mit +73,4 % am stärksten gestiegen
Ausgaben im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hatten im Jahr 2020 einen großen Einfluss auf die Gesundheitsausgaben. Sie trugen wesentlich dazu bei, dass die Ausgaben der öffentlichen Haushalte um 73,4 % oder 13,0 Milliarden Euro auf 30,7 Milliarden Euro stiegen. Der Anteil der öffentlichen Haushalte an den Gesundheitsausgaben belief sich damit auf 7,0 %. Im Jahr 2019 hatte der Anteil noch bei 4,3 % gelegen. Allein über den Gesundheitsfonds wurden rund 12,2 Milliarden Euro für die Bekämpfung der Corona-Pandemie ausgegeben. Diese Ausgaben hat der Bund größtenteils erstattet.
Gesetzliche Krankenversicherung trug mehr als die Hälfte der Gesundheitsausgaben
Mit einem Ausgabenanteil von 54,8 % war die gesetzliche Krankenversicherung auch im Jahr 2020 größter Ausgabenträger im Gesundheitswesen. Ihre Ausgaben beliefen sich auf 241,5 Milliarden Euro und lagen somit 3,6 % oder 8,5 Milliarden Euro über denen des Jahres 2019. Die privaten Haushalte und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck waren 2020 mit 57,1 Milliarden Euro oder 13,0 % der Gesundheitsausgaben zweitgrößter Ausgabenträger. Im Vorjahresvergleich wiesen sie einen Ausgabenrückgang um 0,9 % beziehungsweise 536 Millionen Euro auf. Die soziale Pflegeversicherung hatte einen Anteil von 10,7 % an den Gesundheitsausgaben. Im Vergleich zu 2019 verzeichnete sie mit einem Plus von 12,0 % oder 5,1 Milliarden Euro auf 47,2 Milliarden Euro den stärksten Ausgabenanstieg nach den öffentlichen Haushalten. Die Ausgaben der privaten Krankenversicherung stiegen um 2,2 % oder 774 Millionen Euro auf 35,4 Milliarden Euro. Auf sie entfielen 8,0 % der Ausgaben.
Gut drei Viertel der ausgewiesenen Corona-Ausgaben im Gesundheitswesen wurden für Ausgleichszahlungen und Corona-Prämien aufgewendet
18,2 Milliarden Euro der Gesundheitsausgaben im Jahr 2020 standen als laufende Ausgaben im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Darunter bildeten mit 14,0 Milliarden Euro oder 77,1 % Ausgleichszahlungen für pandemiebedingte Einnahmeausfälle beispielsweise der Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen oder Heilmittelerbringer sowie Corona-Prämien den größten Ausgabenposten. Weitere 1,37 Milliarden Euro oder 7,5 % der ausgewiesenen Corona-Ausgaben wurden für Tests im Sinne der Coronavirus-Testverordnung oder Tests beispielsweise in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Praxen ausgegeben. Nicht darin enthalten sind sogenannte Selbsttests, die Privathaushalte im Einzelhandel oder Drogeriemärkten gekauft haben. Die Ende Dezember 2020 begonnene Impfkampagne verursachte bis zum Jahresende 2020 Ausgaben von 2,65 Millionen Euro.
Neben den laufenden Ausgaben im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie wurden 2020 unter anderem rund 700,6 Millionen Euro für Ausgleichszahlungen an die Krankenhäuser für die Bereitstellung von intensivmedizinischen Betten und Beatmungsgeräten ausgegeben.
Schätzung für 2021: Ausgaben für Testungen und Impfungen lassen Ausgaben weiter steigen
Für das Jahr 2021 wird auf Basis bereits vorliegender und fortgeschriebener Werte ein weiterer Anstieg der Gesundheitsausgaben auf 465,7 Milliarden Euro geschätzt. Das wären 25,1 Milliarden Euro oder 5,7 % mehr als im Jahr 2020. In Bezug auf die Corona-Pandemie werden insbesondere die Ausgaben für Testungen und die Impfkampagne einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Gesundheitsausgaben haben.
Weitere Berechnungen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesundheitsausgaben in Deutschland für das Jahr 2021 können erst durchgeführt werden, wenn für die Ausgabenträger detailliertere Daten vorliegen.
Methodische Hinweise:
Die vorgestellten Ergebnisse der Gesundheitsausgabenrechnung folgen dem Konzept des „System of Health Accounts“, wonach Ausgaben als gesundheitsrelevant definiert sind, wenn sie das Ziel der Prävention, Behandlung, Rehabilitation und Pflege verfolgen. Methodische Erläuterungen zu den Gesundheitsausgaben und ihre Finanzierung sowie Unterschiede zu den Ergebnissen der Ausgaben der einzelnen Sozialversicherungsträger werden im Methodenpapier beschrieben. Die Ergebnisse zur Finanzierung der Gesundheitsausgaben für das Berichtsjahr 2020 werden zeitnah veröffentlicht.
Weitere Informationen:
Detaillierte Daten zu den Gesundheitsausgaben des Jahres 2020 sowie lange Zeitreihen sind über die Tabellen zur Gesundheitsausgabenrechnung (23611) in der Datenbank GENESIS-Online oder im Informationssystem der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (www.gbe-bund.de) abrufbar.
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