Pressemitteilung Nr. N060 vom 10. November 2023
- 43 % weniger Fälle bei 10- bis 19-Jährigen als im Vor-Corona-Jahr 2019
- Jugendliche dennoch besonders gefährdet: Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen mit höchsten Fallzahlen
WIESBADEN – Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die wegen akuter Alkoholvergiftung stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen, geht in Deutschland weiter zurück. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren im Jahr 2022 gut 11 500 junge Menschen im Alter von 10 bis 19 Jahren wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär in einer Klinik. Das waren 1,3 % weniger als im Jahr 2021 (11 700 Fälle) und 43,1 % weniger als vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Jahr 2019 (20 300 Fälle). Damit sind die Fallzahlen das dritte Jahr in Folge gesunken und erreichten 2022 den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2001. Damals wurden rund 11 500 Kinder und Jugendliche von 10 bis 19 Jahren wegen akuter Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt. Zum Vergleich: Den Höchstwert gab es im Jahr 2012 mit rund 26 700 Behandlungsfällen in dieser Altersgruppe.
Schon im ersten Jahr der Pandemie kamen aufgrund abgesagter Feste, geschlossener Lokale und Kontaktbeschränkungen deutlich weniger Menschen wegen Alkoholmissbrauchs in ein Krankenhaus. Dieser Trend setzt sich auch in den beiden Folgejahren fort. Demografische Effekte spielen beim Rückgang der Zahlen im langfristigen Vergleich ebenfalls eine Rolle. So ging die Bevölkerung in der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen von 2001 bis 2022 um 16,6 % zurück. Gegenüber 2019 nahm sie 2022 dagegen um 2,1 % zu.
Auch über alle Altersgruppen hinweg gab es im Jahr 2022 mit 68 700 Fällen 0,9 % weniger Krankenhausbehandlungen wegen akuter Alkoholvergiftung als im Jahr 2021 (69 300 Fälle) und knapp ein Drittel (31,4 %) weniger als 2019 (100 100 Fälle).
Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren besonders gefährdet
Trotz sinkender Fallzahlen ist das Risiko einer Alkoholvergiftung bei Jugendlichen nach wie vor besonders groß: In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen wurden auch 2022 mit knapp 9 700 die meisten Fälle verzeichnet. Danach folgen die 50- bis 54-Jährigen mit 6 500 Fällen. Bei den 10- bis 14-Jährigen waren es 1 900 Fälle. Noch deutlicher zeigt sich die unterschiedliche Betroffenheit einzelner Altersgruppen in den Pro-Kopf-Daten: In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen gab es im Jahr 2022 mit 247 Fällen je 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner den mit Abstand höchsten Wert im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen. Zum Vergleich: In der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen gab es 104 Fälle je 100 000 Einwohner und Einwohnerinnen.
Männer neigen stärker zum Rauschtrinken als Frauen
Die Daten weisen auch auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern hin. Im Jahr 2022 mussten rund 48 000 Männer über alle Altersgruppen wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus, das waren 69,8 % aller Fälle. Dabei liegt der Männeranteil über alle Altersgruppen, ausgenommen in der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen (39,5 %) deutlich über dem Anteil der Frauen. In der Altersgruppe der 45- bis 49-Jährigen ist der Unterschied mit einem Männeranteil von 76,1 % am stärksten ausgeprägt.
Methodische Hinweise:
Die Angaben zu Krankenhausbehandlungen basieren auf der Krankenhausstatistik. Hierbei handelt es sich jeweils um die Zahl der Behandlungsfälle. Mehrfachzählungen einer Person sind möglich, falls die Patientin oder der Patient in einem Jahr aufgrund der gleichen Hauptdiagnose mehrfach stationär behandelt wurde.
Der Auswertung liegt die ICD-10 Position „F10.0 – Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol – Akute Intoxikation (akuter Rausch)“ zugrunde.
Im Jahr 2020 war wegen der Corona-Pandemie die Zahl stationärer Krankenhausbehandlungen in fast allen Bereichen rückläufig. Besonders deutlich sanken die Zahlen in medizinischen Fachgebieten, in denen unter anderem nicht dringend erforderliche Behandlungen ausgesetzt werden konnten, um Klinikkapazitäten freizuhalten.
Die Zahl der Jugendlichen basiert auf den Ergebnissen der Fortschreibung des Bevölkerungsstandes und bezieht sich jeweils auf den Stichtag 31. Dezember eines jeden Jahres. Ab 2011 handelt es sich um die Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des Zensus 2011. Aufgrund des Zensus 2011 sind die Daten für 2001 und 2022 eingeschränkt vergleichbar.
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