München / Stuttgart, 2. November 2022 – Das Tierheim in München ist fast am Limit: Dort sind mittlerweile 115 Hunde, 146 Katzen sowie 422 Kleintiere, 177 Wildtiere und über 150 Vögel untergebracht. In München geben derzeit viele Menschen ihre oft unüberlegten tierischen Internetkäufe und „Pandemie-Gefährten“ ab. Die Inflation, steigende Preiserhöhungen für Energie, tiermedizinische Behandlungen und Tiernahrung sind oft Gründe dafür. Auch die Kosten, die gesundheitliche Probleme von Tieren aus Qualzuchten häufig verursachen, veranlassen Halter dazu, Vierbeiner ins Tierheim zu bringen. Zudem sind die Folgen des illegalen Welpenhandels im Heim sichtbar: Beschlagnahmte Hunde und Katzen benötigen regelmäßig Quarantäneplätze. Aufgrund der prekären Situation der Tierheime fordert PETA die Bundesregierung auf, verbindliche Regelungen für die Haltung von tierischen Mitbewohnern wie beispielsweise einen Hundeführerschein einzuführen und das Informationsangebot für die Haltung von Kleintieren deutlich zu verbessern. Zudem drängt die Tierrechtsorganisation auf ein bundesweites Verbot des Online-Tierhandels. An die Politik appelliert sie, die Steuern für Tiere, die nicht aus dem Tierschutz stammen, massiv zu erhöhen. PETA bittet die Bevölkerung dringlich, niemals ein Tier zu kaufen, sondern eines aus dem Tierheim zu adoptieren.
„Ein Verbot des Onlinehandels mit Lebewesen ist längst überfällig“, so Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Es ist bekannt, dass der illegale Welpenhandel auf Platz drei der lukrativsten Schwarzmärkte hinter Drogen- und Waffenhandel steht und für die Eltern- und Jungtiere schweres Leid bedeutet. [1] Auch sogenannte „seriöse“ Züchter tragen erheblich zur Überpopulation von tierischen Mitbewohnern bei, denn jedes neugeborene Tier nimmt einem Tier aus dem Heim die Chance auf eine Vermittlung. Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Tiere, um Tierleid und überfüllte Tierheime zu verhindern. Die Politik muss endlich handeln, fördern Tiere zu adoptieren, jegliche Zucht verbieten und diese durch hohe Steuern unattraktiv machen.“
Trotz der großen Not, die in München genau wie in vielen anderen Einrichtungen herrscht, werden weiterhin täglich Tiere im Internet völlig unreguliert verkauft – derzeit allein auf den größten deutschen Internetplattformen über 45.000 Hunde, darunter mindestens 21.000 Welpen. Viele von ihnen stammen aus illegalen Tierproduktionen.
Adopt, don’t shop – was es mit dem Welpenhandel im Internet auf sich hat
Durch Corona ist die Nachfrage nach tierischen Mitbewohnern noch einmal gestiegen: Seit Beginn der Pandemie stieg die Anzahl von sogenannten Haustieren in Deutschland um eine weitere Million auf 34,7 Millionen Tiere unterschiedlicher Arten an. Dadurch ist auch der kriminelle Welpenhandel gewachsen, ein Großteil der gekauften Tierkinder gelangt über undurchsichtige Netzwerke in deutsche Haushalte. Nach der Kontaktaufnahme über Onlineportale werden die Tiere oft viel zu jung und mit gefälschten Heimtierausweisen an ihre neuen Halter verkauft. Häufig kommen die Hundekinder aus Osteuropa. Dort sind die Muttertiere auf „Welpenfarmen“ tagtäglich gezwungen, teils ohne Tageslicht in engen Käfigen in ihren eigenen Fäkalien auszuharren. Viele von ihnen leiden an schmerzhaften Hautkrankheiten und Parasitenbefall, erhalten jedoch keine medizinische Behandlung. Die Mütter erfüllen in ihrem kurzen Leben in der Branche nur einen Zweck: immer wieder Babys zu gebären. Sind sie für die Züchter nicht mehr „produktiv“ genug oder zu alt, werden sie in der Regel getötet oder ausgesetzt. Ihre im Internet angebotenen Kinder sind oftmals schwer krank, ohne Impfschutz und voller Parasiten. Die Transporte aus fernen Ländern nach Deutschland schwächen die Welpen zusätzlich. Sie werden für die lange Reise „fitgespritzt“. Im neuen Zuhause angekommen, werden sie oft nach wenigen Tagen schwer krank oder sterben.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
[1] Baden-Württemberg.de (2021): Tierschutzbeauftragte warnt vor Kauf von Hundewelpen aus dem Internet. Online abrufbar unter: https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/tierschutzbeauftragte-warnt-vor-kauf-von-hundewelpen-aus-dem-internet/ (26.08.2022)
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